Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Wilhelm Fassbinder

Titel: Kaiserbrunnen

Mit dem "Kaiserbrunnen", den Dortmunder Bürger 1903 vom Kölner Bildhauer Wilhelm Fassbinder erwarben, bewies die Stadt Kaisertreue: Der Brunnen ist ein Denkmal für Wilhelm II und die Stärke Preußens.

Standort:
Do-Mitte, Kaiserstraße/Arndstraße, 44135 Dortmund
Jahr:
1902
Beschriftung:
vorne: "W.Fassbinder, Entwurf und Ausführung"; links: "Granitarbeiten/ G. Dassel Allagen /W."; Bronzeguss/Giesserei Vorwärts Köln"; zweifache Beschilderung "Trinkwasser"
Technik/Material:
Granit, Marmor, Bronze
Höhe:
ca. 4,75 m
Kunstwerknr.:
44135-032
Kaiserbrunnen (Wilhelm Fassbinder)
Bild: Jürgen Spiler
Kaiserbrunnen (Wilhelm Fassbinder)
Bild: Jürgen Spiler

„Möge jetzt die Hülle fallen, Herr Oberbürgermeister Schmieding! Ich übergebe Ihnen hiermit diesen Brunnen mit der Bitte, daß ihn die Stadt in ihren Schutz nehmen, und mit dem Wunsche, daß der Brunnen noch viele Jahre eine Zierde dieser aufblühenden, sich entwickelnden Stadt sein möge.“ Mit diesen Worten übergab Landgerichtsrat Bäumer am 9. Mai 1903 den "Kaiserbrunnen" dem Oberbürgermeister und somit der Stadt. Der Kölner Bildhauer Wilhelm Fassbinder hatte den Brunnen für die „Industrie- und Gewerbeausstellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke, verbunden mit einer deutsch-nationalen Kunstausstellung Düsseldorf 1902“ geschaffen. Dort hatten Dortmunder Bürger ihn offensichtlich gesehen. Denn der Dortmunder Verschönerungsverein erwarb den Brunnen mit finanzieller Hilfe von 70 Bürgern für 14.000 Mark. Mit Aufstellung und Einweihung des Brunnens wurde der kleine Platz an der Kaiser- und Arndtstraße in Kaiserplatz umbenannt. Der Brunnen besteht aus einem grauen, fast fünf Meter hohen Obelisken auf einem mehrstufigen Sockel. An der Süd- und Nordseite sind jeweils über einem halbrunden Wasserbecken ein Löwenkopf mit gekreuztem Schwert und Pflugschar sowie ein Delphinkopf mit gekreuztem Schwert und Schiffruder zu sehen. Auf der Westseite ziert den Brunnen ein helles marmornes Bildnis Wilhelms II. im Profil. Auf der Ostseite befand sich eine Bronzetafel mit dem preußischen Wappentier, dem Adler. Sie verschwand während oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Alle Zierelemente werden und wurden von bronzenem Eichenlaub und Lorbeerblättern eingefasst. Seit 1989 zeigt sich der Kaiserbrunnen in der heutigen Form mit einer großen vorgelagerten Freitreppe. Während der Obelisk ganz allgemein als Herrschafts- und Machtsymbol gilt, verdichten die Tierkopfdarstellungen mit ihren Attributen die damalige Stärke Preußens zu Lande und zur See unter der Herrschaft Kaiser Wilhelm II. Der Kaiserbrunnen ist Denkmal und Brunnen zugleich und zeugt heute von einer kaisertreuen, wilhelminischen Zeit in Dortmund. SR

Ulrich Thieme/Felix Becker, Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 11, Leipzig 1907/1950, S. 286; https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Fassbinder [Abruf:06.03.2014]
Stadtarchiv Dortmund, Bestand 3 Nr. 3081; Bericht über die Tätigkeit des Verschönerungsvereins zu Dortmund, Vorstand des Verschönerungsvereins (Hg.), Dortmund 1909, S. 31ff; Westfälische Rundschau 1. August 1984; Westfälische Rundschau, 13. August 1985; Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 13. August 1985; Ruhr-Nachrichten, 13. August 1985; Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 4. November 1986; Westfälische Rundschau, 7. Dezember 1988; Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 12. Januar 1989; Ruhr-Nachrichten, 17. Januar 1989; Westfälische Rundschau, 24. Januar 1989; Ruhr-Nachrichten, 31. März 1989; Ruhr-Nachrichten, 1. Juni 1989; Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 2. Juni 1989; Westfälische Rundschau, 7. Juni 1989; Ruhr-Nachrichten, 8. Juni 1989; Ruhr-Nachrichten, 9. Juni 1989; Ruhr-Nachrichten 10. Juni 1989; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 102, S. 106; Gerhard Fleitmann: Dortmund wie es nur wenige kennen. Erfurt 1998, S. 43; Willi Wigger: 100 Jahre Kaiserstraße, Straßen und Menschen im Wandel der Zeit – Die östliche Innenstadt in über 200 Bildern und Berichten aus den Jahren 1899-1999, Dortmund 1999, S. 3f; Gerhard Fleitmann: Dortmund. Ein Spaziergang durch die Vergangenheit. Dortmund 2000, S.48; https://de.wikipedia.org/wiki/Dortmund-Kaiserbrunnen [Abruf: 06.03.2014]; http://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/stadtbezirke/stbzportal_innenstadtost/leben_in_io/bezirksportraet_io/kaiserbrunnen/ [Abruf: 06.03.2014; Anonym: Kunst in der Kaiserstraße, in: Westfälische Rundschau, 19. Februar 2019; Susanne Riese: Boule-Bahnen am Kaiserbrunnenplatz, in: Westfälische Rundschau, 15. März 2019; ]
Wilhelm Fassbinder wurde am 20. April 1858 in Köln geboren. An den Besuch der Elementarschule schloss er eine Ausbildung zum Steinmetz und eine künstlerische Ausbildung in der Werkstatt seines Stiefvaters an. Er schuf zahlreiche Grabmäler und Bauplastiken. Allein auf dem Kölner Melaten-Friedhof stehen 71 von Fassbinder gestaltete Grabmäler. In Dortmund entstanden der Kaiserbrunnen, die Bismarck-Gedenktafel und der Eisengießer- oder Steinplatzbrunnen nach seinen Entwürfen. 1911 wurde er für sein Kaiser-Wilhelm-Brunnendenkmal in Daun / Eifel mit dem Preußischen Kronenorden Vierter Klasse von Kaiser Wilhelm II. persönlich ausgezeichnet. Fassbinder starb am 10. August 1915 an einem Schlaganfall. SR

Quelle: Stadtarchiv Dortmund, Bestand 3 Nr. 3081; Bericht über die Tätigkeit des Verschönerungsvereins zu Dortmund, Vorstand des Verschönerungsvereins (Hg.), Dortmund 1909