Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Gerhard (Adolf) Janensch

Titel: Denkmal für Heinrich Schüchtermann

Der Bildhauer Gerhard Janensch schuf das 1900 eingeweihte Denkmal zu Ehren des Industriellen Heinrich Schüchtermann, das seitdem am Ostwall steht. Das Denkmal entstand im Auftrag der Stadt und besteht aus einer bronzenen Porträt-Büste Schüchtermanns sowie mehreren Figuren, die die Wohltätigkeit des Geehrten unterstreichen.

Standort:
Do-Mitte, Ostwall, 44135 Dortmund
Jahr:
1899
Beschriftung:
Sign.: "C.Janensch. fec. 1889", Rückseite seitlich; Inschrift: "Heinrich Schüchtermann", Vorderseite; "Ihrem Wohltäter und Förderer in Dankbarkeit / die Stadt Dortmund 1899", Rückseite (jeweils Großbuchstaben), Trinkwasserschilder
Technik/Material:
Bronze, Granit
Höhe:
4,6 m
Breite:
4,8 m
Kunstwerknr.:
44135-004
Denkmal für Heinrich Schüchtermann
Denkmal für Heinrich Schüchtermann

„Er war ein Mann von seltener Herzensgüte und echt christlicher Gesinnung und bethätigte diese in seinem Verkehr mit der Bürgerschaft und in segensreichen, werkthätigen Wohlfahrtseinrichtungen für die Minderbegütherten. Mit Milde und Wohlwollen verband er eine zähe Thatkraft in unverdrossener Mitarbeit bei der Durchführung gemeinnütziger, städtischer Veranstaltungen“. Mit diesen Worten gedachte der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung dem am 20. April 1895 verstorbenen Industriellen Heinrich Schüchtermann in einer Anzeige. Die Wohltätigkeit und das politische Engagement sind auch Teil der Bildgestaltung des von Gerhard Janensch entworfenen ursprünglich umzäunten Denkmals. Es wurde am 8. April 1900 am Ostwall eingeweiht. Der 1830 in Recklinghausen geborene Heinrich Schüchtermann war zunächst als Uhrmacher tätig, bis er mit „Schüchtermann & Kremmer“, das bedeutendste Bergbauzuliefererunternehmen des Ruhrgebiets gründete. 1884 nahm das Sanct-Josefinenstift seine Tätigkeit auf, das noch heute noch als Alten- und Seniorenheim am Ostwall existiert. Politisch und wirtschaftlich engagierte sich Schüchtermann für die Anbindung Dortmunds an das preußische Kanalnetz, der Hafen Dortmund wurde nach dem Tode Schüchtermanns, 1899, feierlich in Anwesenheit des Kaisers eingeweiht. Über einem Granitsockelbau mit halbkreisförmigen Brunnenbecken an den Seiten erhebt sich die bronzene Portraitbüste Heinrich Schüchtermanns. Die darunter stehende goldene Inschrift verweist auf den zu Gedenkenden und den Auftraggeber des Denkmals, die Stadt Dortmund. Drei etwa lebensgroße Kinderfiguren aus Bronze schauen zu ihrem Wohltäter hinauf und binden ihm zu Ehren eine Blumengirlande. Rückseitig sitzt ein ebenfalls bronzener Maschinenbauer mit Werkzeug, in die Arbeit vertieft. Zwei Bronzetafeln an den Seiten oberhalb der Wasserbecken zeigen, was im Zitat schon Erwähnung fand. Auf der einen Seite verweist die Darstellung einer Nonne mit Kindern auf das Sanct-Josefinenstift und Schüchtermann als Wohltäter und auf der gegenüberliegen Seite die Darstellung des Dortmunder Hafenamtes und der Brücke auf das politische und wirtschaftliche Engagement des Bedachten. Das Denkmal wurde 2007 bei einem Stum stark beschädigt und von der Steinmetzfirma Faure wieder instandgesetzt. SR

Ulrich Thieme/Felix Becker, Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band XVIII, Leipzig 1925, S. 382–383; https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Janensch [Abruf: 18.12.2013]
Stadtarchiv Dortmund, Best. Nr. 3-3075; Dortmunder Zeitung, 23.4.1895; Dortmunder Zeitung, 19.10. 1930; Erich Grisar: Von Dortmunds Denkmälern und Brunnen in Dortmund, Blick in die Stadt, 2. Jg. 1952, Nr. 2, 16.-31.Okt, S. 3; Fritz H. Sonnenschein: Verzeichnis der Denkmäler, Brunnen, Ehrenmäler in der Stadt Dortmund, 1.8.1956, Ms. im Hochbauamt der Stadt bzw. Stadtarchiv Dortmund, I. 2; Dortmunder Stadtanzeiger, 10.11.1959; Denkmäler, Statuen und Brunnen in Dortmund als Sinnbilder ihrer Zeit, in: Dortmunder Bergbau AG, Werksnachrichten Dortmunder Bergbau AG, Jg. 16, 5/1966, S. 113; Ruhr-Nachrichten, Westfälische Rundschau und Westfälische Allgemeine Zeitung, 22.10.1976; Westfälische Rundschau, 28.7.1984; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 100, S. 103; Westfälische Rundschau. 29.6.1990; Udo Steinmetz, Thomas Schilp und Gustav Untowski: Dortmund ehemals-gestern-heute, Stuttgart u.a. 1994, S. 94; Rüdiger Wulf: Biographische Notizen zum 100. Todestag des Kgl. Commerzienrathes Heinrich Schüchtermann am 20. April 1995, in: Verlag des Historischen Vereins Dortmund (Hg.): Beiträge zur Geschichte Dortmunds u. der Grafschaft Mark, 85/86, 1994/95, S. 205-255; Ruhr-Nachrichten und Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 19.4. 1995; Gerhard Fleitmann: Dortmund wie es nur wenige kennen. Erfurt 1998, S. 10, 74; Gerhard Fleitmann: Dortmund. Ein Sparziergang durch die Vergangenheit. Dortmund 2000, S. 11; Jochen Helle, Peter Döring: Dortmund. Ein Bildband in Farbe, Gudensberg-Gleichen 2001, S.23; Jana Gildenmeister, Martha Makulla: Heinrich Schüchtermann – ein Unternehmerdenkmal, in: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft von der Mark e.V. und Stadtarchiv Dortmund (Hg.): Heimat Dortmund, Sichtbar – Unsichtbar, Denkmäler und Erinnerungsorte, 2/2007, S. 18-21; Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 9.1.2007; Westfälische Rundschau, 23.2.2007; Westfälische Rundschau, 9.3.2007; Ruhr-Nachrichten, 10.3.2007; Anonym: QR-Code zu Schüchtermann, in: Westfälische Rundschau, vom 11. Februar 2015; Anonym: Wer war Schüchtermann?, in: Stadtanzeiger, vom 14. Februar 2015.
Gerhard (Adolf) Janensch wurde am 24. April 1860 in Zamborst/Pommern geboren. Bereits als 17-jähriger studierte er an der Berliner Akademie unter anderem bei Fritz Schaper. 1880 unterhielt er zunächst ein Atelier in Wien, kehrte aber drei Jahre später nach Berlin zurück. 1884 erhielt er ein Stipendium in Rom für seine Bronze Bacchant mit Panthern. Er arbeitete als Bildhauer und Medailleur und zwischen 1887 und 1924 als Lehrer an der Berliner Akademie. 1928 waren einige seiner Werke mit Arbeiter-Motiven im Museum Folkwang in Essen in der Ausstellung „Kunst und Technik“ neben denen von Wilhelm Lehmbruck und Constantin Meunier zu sehen. Am 2. Februar 1933 verstarb er in Berlin. SR

Quelle: Lit. Zänker: Stadtarchiv Dortmund, Best.Nr. 3-3075; Grisar, S. 3; Krömeke, S. 52f.; Sonnenschein, I,2; Denkmäler, Statuen und Brunnen in Dortmund (1966), S. 112; Westfälische Rundschau, 28.7.1984.