Künstler: Künstler unbekannt
Titel: Kaiserglocke
Wie eine offene Wunde klafft ein großes Loch im Glockenkörper. Die Kaiserglocke läutete bis 1944 in der evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi, die im Zweiten Weltkrieg durch das Bombardement der Alliierten schwer beschädigt wurde. Nachdem die mittelalterliche Kirche wieder aufgebaut und 1956 eingeweiht wurde, erinnert vor dem Gotteshaus die Glocke an die Zerstörungen des Krieges und mahnt zum Frieden. UG
- Standort:
- Do-Mitte, Ostenhellweg/Reinoldikirche, 44135 Dortmund
- Jahr:
- 1917, 1956 (Neuaufstellung)
- Beschriftung:
- keine serate Beschriftung; Text:"Geg. V. Bochumer Verein"; "KAISERGLOCKE/DAS REICH MUSS UNS DOCH BLEIBEN"
- Technik/Material:
- Eisen
- Durchmesser:
- ca. 1,2 m
- Kunstwerknr.:
- 44135-001


St. Reinoldi hatte im Ersten Weltkrieg vier neue Glocken aus Gussstahl erhalten. Sie ersetzten vier Bronzeglocken von 1898, die zu Kriegszwecken abgegeben werden mussten und eingeschmolzen wurden. Das neue Stahlgeläut stammte vom Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation und war mit Inschriften aus dem Lutherchoral „Ein feste Burg ist uns Gott“ versehen. Die Lutherglocke trug die Zeilen „Ein feste Burg ist unser Gott“, die Hindenburgglocke „Es streit’ für uns der rechte Mann“, die Reinoldusglocke „Lass fahren dahin, sie haben’s kein’ Gewinn“ und die Kaiserglocke „Das Reich muss uns doch bleiben“. Die Glocken sollten an den Beginn der Reformation vor 400 Jahren erinnern, aber auch an den Siegeswillen des deutschen Volkes. Das Erkennungslied der evangelischen Christen hatte im 19. Jahrhundert eine nationalistische Aufladung erfahren. Diese fand im Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt. „Von der Mobilmachung im August 1914 bis zur Niederlage im November 1918: Das Lied ‚Ein feste Burg ist unser Gott’ mit dem Schlussvers ‚Das Reich muss uns doch bleiben’ begleitete die Kriegsereignisse und wurde zu deren Deutung und Rechtfertigung herangezogen.“ (Michael Fischer 2014, S. 85) Auch die neuen Glocken läuteten nicht viele Jahre. Sie fanden ihr Ende im Zweiten Weltkrieg. Am 6. Oktober 1944 stürzten sie samt Glockenstuhl in die Tiefe. Allein die Kaiserglocke hat sich bis heute erhalten. UG
Quelle: Lit.Zänker: Backhaus/Brandes, S. 58.
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