Künstler: Bernhard Hoetger
Titel: Stehender Mann
Der „Stehende“ gehört zum Spätwerk Bernhard Hoetgers. Die Skulptur stand zunächst im Hoetger-Park, bevor sie vor dem Verwaltungsgebäude der gws-Wohnen Dortmund-Süd eG eine neue Aufstellung fand. UG
- Standort:
- Do-Hörde, Am Schallacker 23, 44263 Dortmund
- Jahr:
- 1942/43
- Beschriftung:
- Skulptur: Signatur "B. Hoetger", Stempel Schmäke, Düsseldorf; Tafel: "'Formung verlangt Konzentration, verlangt zum Erreichen der / endgültigen Form den Umweg über den Überfluß' / Bernhard Hoetger - Bildhauer. Architekt. Maler (1874-1949) / Die gws-wohnen Dortmund-Süd fühlt sich dem künstlerischen / Erbe des bedeutenden Bildhauers Bernhard Hoetger, der / am 4. Mai 1874 in Hörde geboren wurde, verpflichet. / Zur Erinnerung an den Hörder Künstler trägt die / Siedlung Am Schallacker seinen Namen. / Die Skulpturen vor dem Verwaltungsgebäude der gws / 'Liegende' - 1940 / 'Stehender Mann' - 1942/43 / markieren gleichzeitig Durchgang und Eingangstor zur / Bernhard - Hoetger - Siedlung"
- Technik/Material:
- Bronze
- Höhe:
- ca. 2,5 m
- Breite:
- 0,7 m
- Kunstwerknr.:
- 44263-013


Die Figur entspricht nicht dem heroischen männlichen Schönheitsideal der Nationalsozialisten, wie es vor allem in den kolossalen Skulpturen von Arno Breker oder Josef Thorak zum Ausdruck kam. Aber dennoch steht der „Stehende“ diesen Werken nicht diametral entgegen und ist keinesfalls ein Beispiel einer von den Nationalsozialisten abgelehnten und als „entartet“ diffamierten Kunst. Zwar musste Hoetger 1933/34 zur Kenntnis nehmen, dass sein Friedrich Ebert-Denkmal in Hörde, das Bremer Revolutionsdenkmal und Figuren für das Bremer Gewerkschaftshaus demontiert wurden und das Bauensemble „Böttcherstraße“ massiv in der SS-Zeitschrift „Das schwarze Korps“ attackiert wurde, aber das focht seine innere Haltung kaum an. Denn schon seit den zwanziger Jahren sympathisierte er mit völkischem Gedankengut und war 1934 sogar der Auslandsorganisation der NSDAP beigetreten. Seit 1934 arbeitete er zudem mit dem Architekten Herbert Helfrich an Stadtentwürfen und -modellen zu einem „Europäischen Kraftfeld“, das er bald eindeutschte und nazifizierte zum „Deutsche Forum“. Es sah unter anderem einen Kuppelbau über hakenkreuzförmigen Grundriss vor. Als Hoetger 1938 nach einem Parteigerichtsprozess aus der NSDAP mit dem Kommentar ausgeschlossen wurde, er sei aus Konjunkturgründen Nationalsozialist geworden und habe „besondere Leistungen für die Bewegung“ nicht aufzuweisen, hatte dies berufliche Konsequenzen. Er verlor seine Mitgliedschaft in der Reichskammer der bildenden Künste und damit die Berechtigung als Bildhauer und Maler zu arbeiten. Dies hindert ihn aber nicht daran, sich auch weiterhin mit den Plänen zu einem „Europäischen Kraftfeld“ bzw. „Deutschen Forum“ zu beschäftigen. Seine Plastiken „Lämmergeier, 1941/43“, „Wächter, 1941/42“ und „Sterbender Krieger, 1942/43“ sollten hier aufgestellt werden. Ob auch der „Stehende“ dazu gehörte, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die Kolossalität des Werkes spricht indes dafür. UG
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