Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Seff Weidl

Titel: Fliegende

Fast vergessen zwischen den Hochhäusern, auf der Grünfläche der LEG Siedlung in Wickede befindet sich auf zwei Steinsockeln die 3,5 Meter lange, liegende Bronzeplastik „Fliegende“. Zeitlos schön und noch immer sehr modern. Die Signatur „S. Weidl“ an der Vorderseite verweist auf den sudetendeutschen Künstler von Weltrang Seff Weidl (1915 Eger-1972 Inning).

Standort:
Do-Wickede, Grünfläche Polliusweg 15 (LEG Siedlung), 44319 Dortmund
Jahr:
1964/65
Beschriftung:
Signatur: "S.WEIDL"
Technik/Material:
Sandsteinsockel, Bronze
Höhe:
ohne Sockel: 1,3 m
Breite:
3,5 m
Kunstwerknr.:
44319-022
Bronzeskulptur

Die massive Bronze ist abstrakt gehalten und obschon sie innen hohl ist haftet ihr etwas Schweres an. Die Plastizität des Werkes wird durch die vielen kubistisch anmutenden Durchbrechungen zum Ausdruck gebracht, ohne filigran zu wirken. Oval oder trapezförmig reichen diese tief in den Hohlkörper hinein und veranschaulichen Plastizität - das Wechselspiel von Volumina. Typisch für Weidls spätes Œuvre ist die stark reduzierte Figürlichkeit. Von der geöffneten Seite aus sieht diese Bronze aus wie ein stark abstrahierter, liegender Mensch mit verschränkten Armen. Verstärkt wird der Eindruck durch die Gestaltung des „Kopfes“, der entfernt an den einer Zeichenpuppe erinnert. Diese Gestaltung des Kopfes ist absolut charakteristisch für das Werk des Künstlers. Eine Kleinbronze mit dem Titel „Fliegende“ ( 0,58 Meter Länge) ist 1964 vermutlich als Modell dieser Skulptur entstanden (Ausst.-Kat. Galetzki, 1965.) Auch vom Stil und Abstraktionsgrad würde das Werk in diese Zeit passen, daher ist wohl anzunehmen, dass die „Fliegende“ 1964/65 zur Fertigstellung der Siedlung vor Ort aufgestellt wurde. Der Bildhauer und Maler Seff Weidl arbeitete figürlich, halbfigürlich und abstrakt. Sujet war fast immer der Mensch als Wesen und Gestalt. „Seff Weidl (1915–1972) gehörte mit seinen anfangs eher archaischen, später zunehmend stilisiert-abstrakten Skulpturen in der Nachkriegszeit zu den auch international gefragtesten Bildhauern der Bundesrepublik.“ (Zitat Tanja Scheffler) Er war als einer der ersten deutschen Nachkriegsbildhauer in den USA. Seine Kunstwerke sind weltweit in Galerien und zahlreichen Museen in den USA und Deutschland bekannt, seit er 1950 den internationalen Durchbruch schaffte. Unzählige Werke im öffentlichen Raum deutschlandweit belegen seinen Erfolg. IF

Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Bd. V., Leipzig 1961, S. 97. Seff Weidl, Ausst.-Kat. Galerie Art du Monde, Paris, München 1971.; Seff Weidl, Ausst.-Kat. Galerie Christoph Dürr, München, München 1973. http://seff-weidl.de/content3.html [Abruf: 27.07.2020]; http://www.galerie-ch-duerr.de/gedaechtnisausstellung-zum-100-geburtstag-von-seff-weidl/ [Abruf: 27.07. 2020]; Susanne Habel: Von Eger an den Tegernsee, in: Sudetendeutsche Zeitung, 10. Juli 2015.;
Seff Weidl, Ausst.-Kat. Galerie Art du Monde, Paris, München 1971, S. 4 u. S. 10.; Seff Weidl, Ausst.-Kat. Galerie Christoph Dürr, München, München 1973, S. 4f. S. 28, S. 41, S. 44. http://seff-weidl.de/content3.html [Abruf:27.07.2020] Tanja Scheffler: Bau-Skulptur. Die Ausstellung „Ernst May und die Skulptur“ in Frankfurt am Main ist auch eine Wiederentdeckung des heute nahezu vergessenen Bildhauers Seff Weidl, in: Bauwelt, 1. Heft 2018, S. 10-12, hier S. 11. Informationen zum Namen des Kunstwerkes und zur Datierung dank Peter Weidls Verweis auf den Ausstellungskatalog: Seff Weidl, Ausst.-Kat. Galerie am Hauptbahnhof Günther Galetzki, Stuttgart 1965. Datierung der Siedlung auf 1964/65 dank Dr. Ing. Florian Seidel, BTU Cottbus.
Der berühmte Bildhauer und Maler Seff Weidl wurde 1915 in Eger (Tschechien ) geboren. Er studierte von 1935 bis 1938 an der Akademie der Bildenden Künste in München und ging zum freien Studium u.a. nach Italien und Frankreich. 1940 heiratete er Margareta Heilingötter. Während des Studiums wurde der Künstler zum Wehrdienst in Frankreich eingezogen (1939-45). Seff Weidl wurde verletzt und kam in ein Lazarett bei Dresden. Von dort entkam er zurück zu Frau und Tochter nach Eger, geriet dann aber in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946 wurde Seff Weidl mit seiner Familie, wie viele andere Sudentendeutsche, aus dem Egerland vertrieben und kam als Flüchtling in den oberbayerischen Kurort Kreuth. Bald arbeitete er dort erfolgreich als freischaffender Bildhauer, Zeichner und Maler. Als einer der ersten Deutschen Nachkriegsbildhauer gelang ihm der Durchbruch in den USA bei dem renommierten Galeristen Henry Kleeman in New York. Seit 1950 hatte er jährlich weltweit Ausstellungen in Museen, Sammlungen und in den bedeutenden Galerien seiner Zeit, u.a. in San Francisco ( Pomeroy Galleries), in Paris ( Galerie Art du monde), in den Münchener Galerien Christoph Dürr, Wolfgang Gurlitt und Karin Hielscher, in Düsseldorf ( Galerie Alex Vömel) und in der Hamburger Galerie Commeter. Darüber hinaus war er an Gruppenausstellungen in den USA, in Chile, Brasilien, Südafrika, Australien, Indien, Monaco und Deutschland beteiligt. 1955 erhielt er den Sudetendeutschen Kulturpreis für Bildhauerei. Seff Weidl war freier Mitarbeiter des Monterey institute of foreign studies in Californien, Mitglied der Galerie Internationale in New York und in der International Arts Guild in Monte Carlo. 1968 zog der Künstler nach Unterhaching und von dort 1971 nach Inning am Ammersee. Zahlreiche seiner Großplastiken stehen weltweit in mehr als 30 Städten zum Beispiel „Einigkeit“ (1959) in Bremen, „Mater Colonia“ in Köln, „Gazelle“ (1960), „Bison“ (1962) und „Bauherr“ sowie eine Mosaikwand in Hamburg und viele andere, sowie 16 Werke alleine schon in München. Seff Weidl ist 1972 in Inning verstorben. 2015 gab es eine große Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers in der renommierten Münchner Galerie von Christoph Dürr, die Seff Weidls Sohn Peter Weidl (1948 geboren), selbst Künstler und Bildhauer, mitorganisierte. 2016 ehrte eine weitere Ausstellung von rund 100 Plastiken und Grafiken das Werk des Künstlers in der Städtischen Galerie Leerer Beutel in Regensburg. IF

Quelle: http://seff-weidl.de/content3.html [Abruf:20.08.2015]