Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Spenhoff und Strunck

Titel: o.T. (Pan und Nymphe)

Seit 1990 stehen der Hirtengott Pan und eine Nymphe an der Hansastraße gegenüber der Oper und dem Theater. Die Bauplastiken wurden für das ehemalige Olympiatheatergebäude am Burgwall geschaffen.

Standort:
Do-Mitte, Hansastraße, 44137 Dortmund
Jahr:
1913, 1990 (Neuaufstellung)
Beschriftung:
keine separate Beschriftung. Auf einer Steinplatte neben den Figuren steht: "Pan. Hirtengott / Sohn des Hermes und einer Nymphe / Gott der Fruchtbarkeit / versetzt durch plötzliches Flötenspiel / in panischem Schrecken / Halb als Bock / halb als Mensch dargestellt"
Technik/Material:
Sandstein
Höhe:
Pan: 2,15 m; Nymphe: 2,05 m
Breite:
Pan: ca, 0,56 m; Nymphe: ca. 0,58 m
Kunstwerknr.:
44137-011
Pan und Nymphe
Pan und Nymphe

Ein Flöte spielendes Mischwesen, halb Ziege und Mensch, und eine sich diesem zuwendende unbekleidete Frau aus Sandstein stehen seit 1990 auf einer kleine Grünfläche an der Hansastraße in unmittelbarer Nähe des U-Bahnpavillons Stadtgarten. Die Skulpturen werden hinterfangen von dicken Steinblöcken. Rechts davon verweist, ebenfalls seit 1990, eine Schrifttafel auf die Bedeutung des Flötespielers: „Pan. Hirtengott/Sohn des Hermes und einer Nymphe,/Gott der Fruchtbarkeit,/versetzt durch plötzliches Flötenspiel/in panischen Schrecken./Halb als Bock/halb als Mensch dargestellt.“ Der sandsteinerne Pan und die Nymphe sind Bauplastiken des ehemaligen Olympiatheaters am Burgwall. Dort waren sie Teil eines Reliefs aus drei Hauptfiguren, das von einem Tympanon überfangenen wurde. Der Hirtengott war die mittlere Figur, rechts neben ihm, wie heute, die Nymphe. Links vom Pan stand eine weitere Frauenfigur, möglicherweise ebenfalls eine Nymphe. Das Olympiatheater war 1901/1902 errichtet worden. 1913 wurde es von den Architekten Spenhoff und Strunck (später Strunck & Wentzler) umgebaut und um das Cabaret „Fledermaus“ (ehemals „Mascotte, Kleinkunstbühne und Palais de Danse) erweitert. Zu diesem Zeitpunkt erhielt die Fassade mit den Bauplastiken eine neue Außenwirkung. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude starke Zerstörungen und ein Abrißunternehmer bot den Figuren ab den 1950 Jahren in seinem Privatgarten in Dortmund eine neue Heimat. Jahrzehnte später verkaufte er die je zweieinhalb Tonnen wiegenden Figuren an die Stadt Dortmund und so erhielten sie frisch gereinigt ihren neuen Platz nahe der Oper und dem Theater. SR

Georg W. Buchner: Strunck und Wentzler – Architekten B.D.A., Dortmund; in Sonderdruck aus der Zeitschrift „Neue Baukunst“, Berlin o. A.; http://www.saarland-biografien.de/Wentzler-Josef [Abruf: 24.9.2014]; http://deu.archinform.net/arch/66258.htm [Abruf: 24.9.2014]; http://www.dortmund.de/media/p/friedhoefe_1/friedhoefe/Friedhofsflyer_Hauptfriedhof.pdf [Abruf: 24.9.2014]
Stadtarchiv Dortmund, Hausakte Burgwall 9, lfd. Nr, 5; Sigrid Karhardt: Pan und Nymphe suche einen neuen Standort, in: Ruhr-Nachrichten, 17. Juni 1989; Karl Neuhoff: Das sündige Dortmund. Ein Streifzug durch das Dortmunder Vergnügungsleben vergangener Jahrzehnte, Dortmund 1990, S. 45ff; Anonym: Pan und Nymphe grüßen, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, vom 11. Dezember 1990; Anonym: Neuer Platz für Pan und Nymphe, in: Ruhr Nachrichten, vom 12. Dezember 1990; Anonym: Pan und Nymphe im Stadtgarten, in: Westfälische Rundschau, vom 11. Dezember 1990; Anonym: Peinliche Panne mit Pan: Schrille Töne verschrecken den Gott mit der Flöte, in: Westfälische Rundschau, vom 19. Januar 1991; Ingrid Heinrich-Jost: Zum Tingeling schon wieder, mir zittern alle Glieder. Die große Zeit von Varieté und Kabarett, in: 8 Stunden sind kein Tag. Freizeit und Vergnügen in Dortmund 1870-1939, hg. v. dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte/Gisela Framke, Ausst.-Kat., Heidelberg 1992, S. 239 ff.
Josef Wentzler wurde am 7. Oktober 1884 in Vicht im Landkreis Aachen geboren. Seine Ausbildung machte er an der Baugewerbeschule in Aachen und Köln und an der Kunstgewerbeschule in Aachen. In der Folgezeit war er für verschiedene Architekturfirmen in Breslau, Wien und Budapest tätig. In den Jahren des Ersten Weltkrieges machte er verschiedene Entwürfe für Kriegerfriedhöfe und Kriegerdenkmäler. 1919 gründete er mit Heinrich Strunck, der zuvor das Büro „Spenhoff und Strunck“ geführt hatte, eine Bürogemeinschaft. Zwischen 1920 und 1926 realisierten sie die Torbauten, die Trauerhalle und das Krematorium des Dortmunder Hauptfriedhofs. Auch zeichneten sie sich für das Bootshaus des Ruderclubs „Hansa“ in Dortmund und für diverse Landhäuser verantwortlich. Neben dem Kriegerdenkmal in Lütgendortmund, entwarfen sie in der Schlussphase ihres gemeinsamen Arbeitens die architektonische Gesamtanlage des Kriegerdenkmals in Dorstfeld, das 1934 eingeweiht wurde. Zusammen erzielten sie rund 180 Wettbewerbserfolge im In- und Ausland. Bereits am 1. Mai 1933 trat Josef Wentzler in die NSDAP ein. Er starb am 14. Juli 1942 in Dortmund. Heinrich Struncks Lebens- und Ausbildungsdaten sind unbekannt. SR

Quelle: Stadtarchiv Dortmund, Hausakte Burgwall 9, lfd. Nr, 5