Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Benno Elkan

Titel: Grabstätte Familie Kirchhoff-Borbein, Skulptur Persephone

Benno Elkan schuf für die Grabstätte der Familie Kirchhoff-Borbein die Bronze-Skulptur „Persephone“, die er 1910 ein weiteres Mal in Marmor und Halbedelsteinen ausführte. UG

Standort:
Do-Mitte, Robert-Koch-Straße/Ostfriedhof (Feld 5), 44143 Dortmund
Jahr:
1908
Beschriftung:
unsigniert
Technik/Material:
Figur: Bronze (seit 2021 als Replik aus Polymerbeton); Grabstein: Epprechtstein-Granit
Höhe:
Figur mit Plinthe: 1,76 m; Sockel: 1,10 m, Grabmal: 4 m;
Breite:
Figur mit Plinthe: 0,45 m; Grabmal: 2,7 m
Kunstwerknr.:
44143-008
Persephone
Persephone

Die Skulptur steht auf einem hohen Podest vor einer monumentalen Granitwand. Die Wand besitzt einen hohen Sockel, mündet in einem flachen Giebel und wird allein durch zwei schmale Zierstreifen in der Senkrechten strukturiert. Dargestellt ist eine reife Frau, die nur mit einem Tuch um die Hüften bekleidet ist. Ihr Kopf ist geneigt und der Blick abgewandt, ihre Arme und Hände umschlingen verwelkende Blumenblüten. Persephone ist eine Gestalt aus der antiken Mythologie, Tochter des Zeus und der Demeter. Als Frau des Hades musste sie einen Teil des Jahres in der Unterwelt verbringen. Sie steht für den Wechsel der Jahreszeiten, für den ewigen Wechsel von Werden und Vergehen. 1910 erstellte Elkan eine weitere Fassung aus Marmor, Jaspis, Lapis-Lazuli, Malachit, Onyx und Rosenquarz. Die polychrome Skulptur, die an Werke Max Klingers erinnert, fand 1912 auf der Sommerausstellung der Münchner Sezession breite Zustimmung. UG

Hans Menzel-Severing: Der Bildhauer Benno Elkan. Dortmund 1980; Fritz Hofmann, Peter Schmieder, Benno Elkan. Ein jüdischer Künstler aus Dortmund, Essen 1997.
Arnold Fortlage: Benno Elkan, in: Westermanns Monatshefte 57.1912/13, Heft 687 (November 1913), 437 (Abb.); Karl Richard Henker (Hg.): Grabmalskunst. Eine Sammlung von Meisterwerken erschaffen zum Gedächtnis der Toten. Von Künstlern unserer Tage. Berlin o. J. (1913) mit Abb., Tafel 1; Karl Schwarz: Benno Elkan, in: Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 13. 1913, Heft 2 (Februar), S. 129-138, 148, hier: S. 136; Ernst Blass: Benno Elkan, in: Die Kunst 31.1914/15, S. 253-269, hier: S. 263 (Abb.), 268; Hans Menzel-Severing: Der Bildhauer Benno Elkan. Dortmund 1980, Wk-Nr. 115, S. 18, 67 ff, 179; Fritz Hofmann, Peter Schmieder: Benno Elkan. Ein jüdischer Künstler aus Dortmund, Essen 1997, S. 30, 35 (Abb.).
Benno Elkan (1877- 1960) verbrachte seine Kindheit und Jugend in Dortmund. Nach Abschluss der Mittleren Reife hielt er sich zum Sprachenstudium an einem Internat in Lausanne auf und arbeitete anschließend für kurze Zeit als Kaufmann in Antwerpen. 1897 besuchte er die Kunstschule des Münchner Malers Walter Thor, ab 1898 studierte er Malerei bei Johann Heterich an der Akademie der Künste in München. 1901 setzte er das Kunststudium bei Friedrich Fehr an der Akademie in Karlsruhe fort. Dort beschloss er, künftig als Bildhauer zu arbeiten. Seinen ersten Auftrag erhielt er aus Dortmund von Karl Richter, Chefredakteur des Dortmunder Generalanzeigers. 1905-1907 lebte er in Paris, wo er Auguste Rodin, Henri Matisse und Jules Pascin kennenlernte. 1906 hatte er im Dortmunder Rathaus eine erste Einzelausstellung. Nachdem er den Rom-Preis der Michael-Beer-Stiftung gewonnen hatte, lebte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig Einstein 1908-1911 in Rom. Dort setzte er sich intensiv mit der Kunst der Renaissance auseinander. 1911 lebte er mit seiner Familie in Alsbach an der Bergstraße, ab 1919 in Frankfurt am Main. Er wurde Vorsitzender des Künstlerrats und erhielt vom Magistrat der Stadt Frankfurt den Auftrag für ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Sein Werk fand zunehmend Beachtung. Nach Beendigung der Besetzung des Rheinlandes durch die Alliierten wurde 1930 in Anwesenheit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Mainz ein "Befreiungsdenkmal" enthüllt. Es wurde 1933 durch die Nationalsozialisten zerstört. Elkan erhielt Berufsverbot, emigrierte 1934 nach London und wurde britischer Staatsbürger. 1936 stellte er noch in der Ausstellung „1. Reichsausstellung jüdischer Künstler“ in Berlin aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg unternahm er wieder Reisen nach Deutschland. 1956 schuf er im Auftrag der Knesset in Jerusalem die "Große Menorah". Sein während des Zweiten Weltkriegs entstandener Entwurf eines „Mahnmals für die Toten des Krieges“ wurde 2010 in Dortmund als virtuelles Denkmal realisiert und ist im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen (www.benno-elkan.de). UG

Quelle: Menzel-Severing 1980, Wk-Nr. 115