Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Benno Elkan

Titel: Grabstätte Alex Mendelsohn, Relief Kauernde

Die Grabstätte Alex Mendelsohn befindet sich auf dem jüdischen Teil des Ostfriedhofs. Sie zeigt das Relief „Kauernde“. Die Darstellung der personifizierten Trauer steht mit dem jüdischen Bildverbot nicht im Einklang. UG

Standort:
Do-Mitte, Robert-Koch-Straße/Ostfriedhof (Feld 14), 44143 Dortmund
Jahr:
1905
Beschriftung:
Inschrift: „ALEX/ MENDELSOHN/ 186 unleserlich/ 190 unleserlich“; Sign. u. dat.: „BENNO/ ELKAN/ 1905“
Technik/Material:
Relief: Bronze (seit 2021 als Replik aus Polymerbeton); Grabstein: heller rosafarbener Kalkstein; Amphore (vermisst): grünlicher Stein
Höhe:
Grabstein (incl. vermisster Amphore): ca. 2,2 m; Relief: 0,52 m
Breite:
Grabstein: 0,8 m; Relief: 0,47 m
Kunstwerknr.:
44143-012
Grab Mendelsohn
Grab Mendelsohn

Über dem Sockel der Stele sind der Name des Verstorbenen mit schmückenden Voluten sowie seine Lebensdaten in einem feingliedrigen Kranz erhöht gemeiselt. Beidseitig wird der Grabstein von schmalen Dreiviertel-Säulen mit kubischem Kapitel gerahmt. Auf dem giebelförmigen Abschluss der Stele stand einst eine steinerne schmale Amphore. In die Stele ist das Bronzerelief „Die Kauernde“ eingelassen. Es zeigt eine trauernde Frau, die ihren Kopf tief in ihren Händen verborgen hält. Sie trägt ein langes dünnes, gürtelloses Chiton. „Ein leises Schluchzen dringt hervor, ein verhallendes Weinen; zerknittert wie das Gefällt ihres dünnen Gewandes ist ihre Seele; die weltentrückt ihren Kummer trägt.“ (Schwarz 1913) Amphoren bzw. Urnen sind nichtjüdische Symbole, die jedoch auch bei jüdischen Grabstätten anzutreffen sind. Sie verweisen auf 1. Mose 1,19: „Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“ Bei Alex Mendelsohn handelte es sich um den Inhaber eines Damenkonfektions-Geschäfts am Westenhellweg 91. Auf dem Neuen jüdischen Friedhof in Krefeld ist für Mathias und Luise Hertz der Grabstein mit Relief ein weiteres Mal ausgeführt worden. UG

Hans Menzel-Severing: Der Bildhauer Benno Elkan. Dortmund 1980; Fritz Hofmann, Peter Schmieder, Benno Elkan. Ein jüdischer Künstler aus Dortmund, Essen 1997.
Gottfried Traub: Vom Dortmunder Friedhof, in: Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus 48.1906, Nr. 5, S. 132 ff.; Philidor Leven: Benno Elkan, in: Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 7.1907, S. 366; Karl Schwarz: Benno Elkan, in: Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum 13.1913, Heft 2 (Februar), S. 129-138, 148, hier: S. 134; Hans Menzel-Severing: Der Bildhauer Benno Elkan. Dortmund 1980, Wk-Nr. 111, S. 15, 178; Fritz Hofmann, Peter Schmieder: Benno Elkan. Ein jüdischer Künstler aus Dortmund, Essen 1997, S. 32.
Benno Elkan (1877- 1960) verbrachte seine Kindheit und Jugend in Dortmund. Nach Abschluss der Mittleren Reife hielt er sich zum Sprachenstudium an einem Internat in Lausanne auf und arbeitete anschließend für kurze Zeit als Kaufmann in Antwerpen. 1897 besuchte er die Kunstschule des Münchner Malers Walter Thor, ab 1898 studierte er Malerei bei Johann Heterich an der Akademie der Künste in München. 1901 setzte er das Kunststudium bei Friedrich Fehr an der Akademie in Karlsruhe fort. Dort beschloss er, künftig als Bildhauer zu arbeiten. Seinen ersten Auftrag erhielt er aus Dortmund von Karl Richter, Chefredakteur des Dortmunder Generalanzeigers. 1905-1907 lebte er in Paris, wo er Auguste Rodin, Henri Matisse und Jules Pascin kennenlernte. 1906 hatte er im Dortmunder Rathaus eine erste Einzelausstellung. Nachdem er den Rom-Preis der Michael-Beer-Stiftung gewonnen hatte, lebte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig Einstein 1908-1911 in Rom. Dort setzte er sich intensiv mit der Kunst der Renaissance auseinander. 1911 lebte er mit seiner Familie in Alsbach an der Bergstraße, ab 1919 in Frankfurt am Main. Er wurde Vorsitzender des Künstlerrats und erhielt vom Magistrat der Stadt Frankfurt den Auftrag für ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Sein Werk fand zunehmend Beachtung. Nach Beendigung der Besetzung des Rheinlandes durch die Alliierten wurde 1930 in Anwesenheit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Mainz ein "Befreiungsdenkmal" enthüllt. Es wurde 1933 durch die Nationalsozialisten zerstört. Elkan erhielt Berufsverbot, emigrierte 1934 nach London und wurde britischer Staatsbürger. 1936 stellte er noch in der Ausstellung „1. Reichsausstellung jüdischer Künstler“ in Berlin aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg unternahm er wieder Reisen nach Deutschland. 1956 schuf er im Auftrag der Knesset in Jerusalem die "Große Menorah". Sein während des Zweiten Weltkriegs entstandener Entwurf eines „Mahnmals für die Toten des Krieges“ wurde 2010 in Dortmund als virtuelles Denkmal realisiert und ist im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen (www.benno-elkan.de). UG

Quelle: Menzel-Severing 1980, Wk-Nr. 111