Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Benno Elkan

Titel: Grabstätte Gottlieb August und Helene Melcher, Relief Abschied

Benno Elkan schuf für den Bergwerksdirektor Gottlieb August Melcher und seine Frau Helene eine monumentale Grabstätte, die heute nicht mehr vollständig ist. UG

Standort:
Do-Mitte, Robert-Koch-Straße/Ostfriedhof (Feld 14), 44143 Dortmund
Jahr:
1908
Beschriftung:
Inschrift: „G. A. MELCHER“; „GEB./ 5. MAI/ 1844“; „GEST./ 28. NOV./ 1906“ li.: „GOTTLIEB AUG. MELCHER/ 5.MAI 1844/ 28.NOV. 1906“ „HELENE MELCHER/ unleserlich LIEBER/ unleserlich NOV. 1865/ unleserlich JUN. 1915“; Sign. u. dat.: „BENNO ELKAN 1903“ unten linke Mitte
Technik/Material:
Relief: römischer Travertin; Grabstein: Muschelkalk
Höhe:
Relief: 0,84 m; Grabstein: ca. 1,11 - 2,71 m
Breite:
Relief: 1,05 m; Grabstein: 1,83 – 4,54 m
Kunstwerknr.:
44143-014
Grab Melcher
Grab Melcher

Die Grabstätte besteht aus einer schlichten Architektur. Der mittlere Teil baut sich über einem hohen Sockel auf. In den unteren Steinblock ist ein Relief aus römischem Travertin eingelassen, der obere enthält eine große ellipsenförmige Nische. Eine auskragende Platte schließt die Stele nach oben hin ab. Beidseitig wird der Mittelteil von halbhohen Steinplatten flankiert. Hier sind die Namen und Lebensdaten der Verstorbenen eingraviert. Das Grabmal präsentiert sich heute unvollständig. In der Nische stand einst eine Bronzebüste Melchers. Sie zeigte ihn in fortgeschrittenem Alter mit langem Bart. Melchers Antlitz ist auch auf dem Relief „Abschied“ wiederzuerkennen. Es zeigt ihn als Wanderer, der - plötzlich abberufen – das Leben verlässt. Die Venus symbolisiert die Liebe, der Jüngling mit Hammer sein Lebenswerk. Außer Grabmälern und Medaillen fertigte Elkan auch zahlreiche Büsten. Er porträtierte Persönlichkeiten wie den Galeristen Alfred Flechtheim (1912), den Kunsthistoriker Carl Einstein (um 1911), den Komiker Karl Valentin (um 1924) sowie die Politiker Walter Rathenau (1925) und Paul von Hindenburg (um 1930/31). Auch Prominente der Dortmunder Gesellschaft erteilten ihm manchen Auftrag. Es heißt, Elkan habe vor allem das Gespräch gesucht, um das Wesen seines Gegenübers zu erfassen. So ist anzunehmen, dass die Melcher-Büste, die von Zeitgenossen als ausgesprochen lebensecht beschrieben wurde, noch zu Lebzeiten des Bergwerksdirektors entstanden ist. UG

Hans Menzel-Severing: Der Bildhauer Benno Elkan. Dortmund 1980; Fritz Hofmann, Peter Schmieder: Benno Elkan. Ein jüdischer Künstler aus Dortmund, Essen 1997.
Arnold Fortlage: Benno Elkan, in: Westermanns Monatshefte 57.1912/13, Heft 687 (November 1913) S. 433 mit Abb.; Hans Menzel-Severing: Der Bildhauer Benno Elkan. Dortmund 1980, Wk-Nr. 114, S. 179; Fritz Hofmann, Peter Schmieder: Benno Elkan. Ein jüdischer Künstler aus Dortmund, Essen 1997, S. 34.
Benno Elkan (1877- 1960) verbrachte seine Kindheit und Jugend in Dortmund. Nach Abschluss der Mittleren Reife hielt er sich zum Sprachenstudium an einem Internat in Lausanne auf und arbeitete anschließend für kurze Zeit als Kaufmann in Antwerpen. 1897 besuchte er die Kunstschule des Münchner Malers Walter Thor, ab 1898 studierte er Malerei bei Johann Heterich an der Akademie der Künste in München. 1901 setzte er das Kunststudium bei Friedrich Fehr an der Akademie in Karlsruhe fort. Dort beschloss er, künftig als Bildhauer zu arbeiten. Seinen ersten Auftrag erhielt er aus Dortmund von Karl Richter, Chefredakteur des Dortmunder Generalanzeigers. 1905-1907 lebte er in Paris, wo er Auguste Rodin, Henri Matisse und Jules Pascin kennenlernte. 1906 hatte er im Dortmunder Rathaus eine erste Einzelausstellung. Nachdem er den Rom-Preis der Michael-Beer-Stiftung gewonnen hatte, lebte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Hedwig Einstein 1908-1911 in Rom. Dort setzte er sich intensiv mit der Kunst der Renaissance auseinander. 1911 lebte er mit seiner Familie in Alsbach an der Bergstraße, ab 1919 in Frankfurt am Main. Er wurde Vorsitzender des Künstlerrats und erhielt vom Magistrat der Stadt Frankfurt den Auftrag für ein Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Sein Werk fand zunehmend Beachtung. Nach Beendigung der Besetzung des Rheinlandes durch die Alliierten wurde 1930 in Anwesenheit des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Mainz ein "Befreiungsdenkmal" enthüllt. Es wurde 1933 durch die Nationalsozialisten zerstört. Elkan erhielt Berufsverbot, emigrierte 1934 nach London und wurde britischer Staatsbürger. 1936 stellte er noch in der Ausstellung „1. Reichsausstellung jüdischer Künstler“ in Berlin aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg unternahm er wieder Reisen nach Deutschland. 1956 schuf er im Auftrag der Knesset in Jerusalem die "Große Menorah". Sein während des Zweiten Weltkriegs entstandener Entwurf eines „Mahnmals für die Toten des Krieges“ wurde 2010 in Dortmund als virtuelles Denkmal realisiert und ist im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen (www.benno-elkan.de). UG

Quelle: Menzel-Severing 1980, Wk-Nr. 114