Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Hanspeter Lechner u. Will Schwarz

Titel: o. T. (Wandgestaltung ParkAkademie)

Der Nachkriegsarchitekt Will Schwarz gestaltete 1959 das Parkcafé und den Florianturm, das höchste Dortmunder Bauwerk, als Beitrag zur Bundesgartenschau im Westfalenpark.

Standort:
Do-Mitte, Westfalenpark (Altenakademie), 44139 Dortmund
Jahr:
1959
Beschriftung:
keine separate Beschilderung
Technik/Material:
glasierte Keramik
Kunstwerknr.:
44139-097
Wandgestaltung
Wandgestaltung

Der Entwurf für das ehemalige Parkcafé, heute Altenakademie, im Westfalenpark entstand im Rahmen eines Wettbewerbs zur Bundesgartenschau 1959, den die Stadt zwei Jahre vorher unter den Dortmunder Architekten ausgelobt hatte. Der Nachkriegsarchitekt Will Schwarz erhielt als Zweitplatzierter den Auftrag, das topographisch stark bewegte Gelände am Ende der Baurat-Marx-Allee mit dem Restaurant mitsamt Terrasse zu bebauen. Der Bau erfolgte in kurzer Zeit von 1958 bis 1959. Sein Grund - und Aufriss in fließenden, organischen Formen der 1950er Jahre erinnern entfernt an Hans Scharouns Entwurf der Berliner Philharmonie von 1957 oder auch an das Dortmunder Gesundheitshaus. Die farbenfrohe, glasierte Keramik der Stirnwand gestaltete der Wittener Hanspeter Lechner. Er setzte abgerundete, geometrische Formen mosaikartig aus vielen kleinen Kacheln zu Reliefs zusammen und vermittelt so eine heitere, beschwingte Stimmung. Der Keramiker arbeitete mit dem „Farbe-an-sich-Kontrast“, indem er Rot, Blau, Gelb rein verwendete und dazu Schwarz und Weiß. Eine weiße geometrisierende Wandmalerei charakteristisch für den zeitgenössischen „Internationalen Stil“ akzentuiert einzelne Keramikelemente und auch die Architektur. Formal versuchte die Kunst der 1950er Jahre mit der Tradition zu brechen. Das Parkcafé und andere Dortmunder Beispiele sind architektonische Zeichen des Neubeginns. So feiern sie zum Beispiel mit Kachelfassaden und ausladender, freitragender Konstruktion Technik und Material, um formale Enge und Schwere der Kriegszeit abzuschütteln. IF

Wirtschaftsverband Bildender Künstler Nordrhein-Westfalen e.V. (Hg.): Bildende Künstler im Land Nordrhein Westfalen, Bd.1 Süd- und Nordwestfalen, Recklinghausen 1966, S. 127.; Deutsche Keramik 1971, Ekkart Klinge (Hg.), Ausst.Kat. Hetjens-Museum Düsseldorf, Düsseldorf 1971, S. 116f.; Joachim Waldrich (Hg.): Who’s who in contemporary ceramic arts. A comprehensive bio-bibliographical guide to Austria, Germany, Switzerland, München 1996, S. 408.; Günter Meißner (Hg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Walter de Gruyter, München/ Leipzig 2009 (online).; (Telefonat mit Hanspeter Lechner 2.11.2013)
Hans Magoley u. Norbert Wörner: Architekturführer Dortmund, Dortmund 1982, S. 68f. Objekt-Nr.85.; 50 Jahre Westfalenpark Dortmund. Erlebnisraum für alle Generationen, in: Heimat Dortmund. Stadtgeschichte in Bildern und Berichten, Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark (Hg.), 2/2009, Dortmund 2009.; Thomas Schilp u. Andrea Zupancic (Hg.): „Das neue Dortmund“- das Dortmunder Gesundheitshaus von Will Schwarz, Tübingen/Berlin 2014, S. 33f., S. 38-41.; Der BDA 8, Heft 9, München 1959, S. 261.; 50 Jahre Westfalenpark Dortmund. Erlebnisraum für alle Generationen, in: Heimat Dortmund. Stadtgeschichte in Bildern und Berichten, Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark (Hg.), 2/2009, Dortmund 2009, S.69.;Telefonat mit Hanspeter Lechner
Hanspeter Lechner wurde 1939 in Witten geboren. Von 1957 bis 1960 absolvierte er eine Handwerkerausbildung als Keramiker im Atelier seines Vaters in Witten. Um 1960 verbrachte er sechs Monate bei dem italienischen Bildhauer Mario Porcú im bekannten italienischen Keramikzentrum Albisola und gestaltete mit ihm große Keramikreliefs. Danach besuchte er Vallauris, ein traditionelles Keramikzentrum in Frankreich, wo auch Picasso gerade an Keramiken arbeitete. Im selben Jahr erhielt er seinen Gesellenbrief in Stadtlohn und besuchte die Staatliche Fachschule für Keramik in Landshut bis 1961. Dann übernahm er den väterlichen Keramikbetrieb in Witten und gestaltete zahlreiche Keramiken, Baukeramiken sowie vorwiegend Wandgestaltungen. Er designte aber auch exklusive Kachelöfen. In den 1950/60er Jahren gestaltete er viel im öffentlichen Raum Dortmunds, z.B. einige Wandgestaltungen sowie Innenraumgestaltungen (Hallenbad Dietrich-Keuning-Haus oder Lütgendortmund), vorwiegend als „Kunst am Bau“. Noch in der Lehre fertigte er die Wandgestaltung an der Landgrafenschule und im Rahmen der Bundesgartenschau ein großformatiges Keramikrelief am ehemaligen Parkcafé im Westfalenpark an. Letzteres entstand mit dem Architekten Will Schwarz und steht unter Denkmalschutz. Als Künstler gestaltete er nur wenige freie Arbeiten; den Großteil seiner Arbeit bestritt er erfolgreich durch überregionale Auftragsarbeiten und Wettbewerbsteilnahmen. Als künstlerische Vorbilder für seine abstrakten Keramiken nennt Lechner Joan Miró und den katalanische Keramiker Josep Llorens i Artigas. Einige seiner Werke wurden 1965 und 1971 in Gruppenausstellungen unter dem Titel „Deutsche Keramik“ in Museen präsentiert. Hanspeter Lechner näherte sich autodidaktisch dem Design und übernahm zahlreiche Aufträge in dem Bereich, so zum Beispiel fünf Jahre lang als Designer bei Hoesch AG und bei Deele, wo er die Inneneinrichtung von Jachten und die Gestaltung des Jachthafens übernahm. Aber auch Platzgestaltungen in Witten (Berliner Platz) und Moers stammen von ihm. Der Lechnerhof in Witten mit seinen zehn Angestellten wurde mittlerweile von Hanspeter Lechners Frau übernommen. Der Künstler arbeitet seit der Gestaltung einer Werft in Amsterdam häufig in seinem Atelier dort, lebt aber auch noch in Witten.IF

Quelle: 50 Jahre Westfalenpark Dortmund. Erlebnisraum für alle Generationen, in: Heimat Dortmund. Stadtgeschichte in Bildern und Berichten, Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark (Hg.), 2/2009, Dortmund 2009, S.69.; Telefonat mit Hanspeter Lechner