Künstler: Wilhelm Kreis
Titel: Bauplastik
Die zwei mythologischen Figuren aus Sandstein befinden sich an der südlichen Fassade des ehemaligen Theodor Althoff Kaufhauses am Hansaplatz und wurden 1910/ 11 von Wilhelm Kreis als Dekor des Erweiterungsbaus konzipiert.
- Standort:
- Do-Mitte, Westenhellweg 30-36, südl. Fassade am Hansaplatz, 44137 Dortmund
- Jahr:
- 1912
- Beschriftung:
- keine separate Beschilderung
- Technik/Material:
- Sandstein
- Höhe:
- o. A.
- Kunstwerknr.:
- 44137-021


Das 1903/4 von Otto Engler gebaute Althoff Warenhaus in Dortmund benötigte bereits 1910/11 einen Erweiterungsbau, den der Architekten Wilhelm Kreis als fünfgeschossigen Eisenbeton-Pfeilerbau unter der Maxime „Schönheit der Konstruktion und der Raumlösung“ ausführte. An der Hauptfront zum heutigen Hansaplatz befand sich mittig ein repräsentatives Hauptportal, das durch einen bis zum Dach reichenden Fensterbogen betont wurde. Auf Halbpfeilern neben dem Fensterbogen befinden sich zwei mythologische Figuren. Die muskulöse, männliche Figur auf dem linken Pfeiler ist mit klassischer Plastizität in nahezu heroischer Nacktheit gestaltet, nur ein Tuch bedeckt seine Scham. Die Keule, auf die er sich mit der rechten Hand stützt weist ihn als Herakles aus. Das weibliche Pendant auf dem rechten Pfeiler verhüllt die runden, weiblichen Formen auch nur durch ein Tuch. Allerdings hält die Figur mit beiden Händen ein Füllhorn, sodass ihre Brüste geschickt von ihrem Arm bedeckt sind. Es könnte sich um die Göttin Aphrodite oder um Fortuna handeln. Über das Portal hinweg wenden sich beide Figuren einander zu, ihre kräftige Gestaltung und der deutliche Kontrapost machen sie weithin sichtbar. Im Warenhauskontext allgemein tauchen wiederholt mythologische Figuren auf, neben Hermes, dem Gott des Handels, findet man oft auch Aphrodite und Herakles Darstellungen. Aphrodite als Göttin der Schönheit stellt den inhaltlichen Bezug zur Funktion des Gebäudes als Geschäft für Modewaren her. Herakles, das Musterbeispiel eines Mannes, der durch harte Arbeit und ein tugendhaftes Leben die Unsterblichkeit erhielt, könnte als Allegorie des erfolgreichen Unternehmers interpretiert werden, dessen heroische Tat der berufliche Erfolg ist. Die Schicksalsgöttin Fortuna gibt Arm und Reich gleichermaßen die Gaben ihres Füllhorns, das Reichtum und Überfluss symbolisiert. Wilhelm Kreis orientierte sich an der Warenhausarchitektur von Alfred Messel und Josef Maria Olbrich. Hier verwendete er Formen des historisierenden Monumentalismus und Neoklassizismus. Kennzeichnend für sein Œuvre war, dass er eklektisch zeitgenössische Strömungen aufgriff. IF
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