Künstler: Fidel Binz
Titel: Grabstätte der Familie Wencker und Wübbel
Die „Trauernde“ ist eine der beliebtesten Grabmalfiguren des bürgerlichen Zeitalters. Auch die denkmalgeschützte Bronzefigur der Grabstätte der Familie Wencker/ Wübbel von 1907 auf dem Dortmunder Südfriedhof gibt es in zahlreichen Abgüssen in Hamburg, München, Wuppertal, Berlin und Dortmund.
- Standort:
- Do-Mitte, Große Heimstraße 119, Südfriedhof (Feld 21), 44139 Dortmund
- Jahr:
- 1907
- Beschriftung:
- keine separate Beschilderung; Inschrift a.d. Rückseite d.Plinthe d.Urne
- Technik/Material:
- Galvanoplastik, Bronze und Marmor
- Höhe:
- Insgesamt: ca. 2,6 m; Figur: 1,2 m; Sockel: 0,2 m;
- Breite:
- Insgesamt: 1,4 m
- Kunstwerknr.:
- 44139-086


Das Original schuf Fidel Binz 1891 als Marmorskulptur für das Familiengrab Binz in Karlsruhe. Es diente als Prototyp für die Bronzeabgüsse, die sogenannten Galvanoplastiken. Die Figur sitzt nach links gedreht auf einer Art Sarkophag vor einer monumentalen Marmor-Stele. Lebensgroß dargestellt ist eine zeitlos schöne, junge Frau, die anmutig eine Urne umarmt und ihren Kopf daran lehnt, in stiller Trauer versunken. So wird eine besonders enge Beziehung zu dem Verstorbenen angedeutet. Sie trägt ein knöchellanges, faltenreiches Gewand mit halblangen, weiten Ärmeln. Ihr Haar ist von einem Kopftuch bedeckt, so dass nur eine lose Strähne hervorlugt. Bei diesem charakteristischen Werk handelt es sich um den zeitgenössischen Grabmaltypus der „Trauernden“, die als Personifizierung der Trauer oder als „Memento Mori“, Gedenke deiner Sterblichkeit, gedeutet werden kann. Durch die antikisierende Kleidung wird sie aus Zeit und Geschichte gehoben und allgemeingültig. Das Motiv der trauernden Frau mit Urne geht auf die Antike zurück, war im Klassizismus sehr beliebt und wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert häufig verwendet. Das ist kulturhistorisch bemerkenswert, da erst 1874 neuzeitliche Brandbestattungen in Deutschland praktiziert wurden. Die Zeit der schönen Frauendarstellungen in der Grabmalplastik zwischen den 1870er Jahren und bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird als Zeit der „schönen“ oder „sanften“ Tode bezeichnet. Den Höhepunkt ihrer gesellschaftlichen Wirkung erreichte die „Trauernde“ durch die massenhafte Reproduktion mittels der serienreifen Technik der Galvanoplastik. IF
Quelle: Liste Denkmalbehörde Südfriedhof; http://www.fof-ohlsdorf.de/kulturgeschichte/2004/86s20_weiblichkeit.htm [Abruf:29.07.2014]
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