Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Gerhard (Adolf) Janensch

Titel: Bläserbrunnen

Der heutige "Bläserbrunnen" am Alten Markt ist ein Zusammenspiel aus Alt und Neu: Die bronzene Figur des Bläsers wurde 1901 von Gerhard Janensch geschaffen. Nach dem Krieg wurde sie 1964 an fast gleichem Standort in eine veränderte Brunnenarchitektur integriert.

Standort:
Do-Mitte, Alter Markt, 44137 Dortmund
Jahr:
1901
Beschriftung:
keine separate Beschriftung, eventuelle Signatur an der Bronzefigur unzugänglich
Technik/Material:
Granit, Bronze
Höhe:
2,5 m
Breite:
8 m
Kunstwerknr.:
44137-004
Bläserbrunnen
Bläserbrunnen

Die Veränderung des "Bläserbrunnens" dokumentiert die bauliche Entwicklung des Alten Marktes. Er entstand 1901, als die Renovierung des Alten Rathauses abgeschlossen und der Neubau der Städtischen Sparkasse sowie der Wilhelm und Auguste Viktoria-Bücherei bereits in Planung war. Stadtbaurat Kullrich beauftragte zur Verschönerung und Aufwertung des Marktplatzes den Bau eines Marktbrunnens, der auch als Tränke für die Tiere dienen sollte. Dazu stiftete der Dortmunder Rentner Karl Buchholtz 13000 Mark. Die Brunnenarchitektur entwarf Regierungsbauführer Paul Drescher, der mit einem Generalbebauungsplan für den Marktplatz beauftragt war: ein achteckiges Becken mit Mittelsäule. Der Brunnen ähnelte ganz bewusst den vielen Marktbrunnen, wie sie heute noch häufig in süddeutschen Städten zu finden sind. Das Becken wurde im Krieg zerstört, im Juni 1955 endgültig abgerissen und bei einem Steinmetz gelagert. Die von Gerhard (Adolf) Janensch entworfene bronzene Figur eines Bläsers überlebte den Krieg hingegen unbeschadet. Sie wurde zum Ende des Krieges und in der frühen Nachkriegszeit unter anderem im Kunst und Gewerbemuseum gelagert. Der Bläser sollte auf die fahrenden Musikanten aus dem Mittelalter verweisen und ganz bewusst einen betont lustigen Charakter haben. Die mit Hirtentracht bekleidete Figur entleert soeben ihr Horn von Speichel. Möglicherweise lief, dem Motiv entsprechend, tatsächlich aus dem Horn der Figur einmal Wasser. Verschiedene Autoren weisen auf die Ähnlichkeit der Bläserfigur mit dem Dortmunder Konzertmeister Hüttner hin, der in dieser Art der Darstellung „verulkt“ würde. Heute steht der Brunnen ebenfalls auf dem Alten Markt, allerdings nach Nordosten versetzt. Die Wiederaufstellung der Figur erfolgte auf mehrfachen Bürgerwunsch 1964. Die Emotionalität in der Diskussion um den neuen Aufstellungsstandort spiegelt sich schon in einem Zeitungsartikel von 1958 wider. Historische Kulisse in der Stadtmitte oder ein idyllischer Platz außerhalb des zentralen Stadtbetriebs? Ebenso war 1992 im Rahmen der Neugestaltung des Alten Marktes die Idee einer Rekonstruktion der historischen Brunnenarchitektur kontroverses Thema in der Stadt und in den Medien. Diese wurde aber abgelehnt. Der Bläserbrunnen zeigt sich seit 1964 in einer klar strukturierten und von der Firma Imberg ausgeführten Brunnenarchitektur aus Granitplatten. Die historische Bläserfigur wurde zwischenzeitlich restauriert, ein bewusst belassenes Einschussloch bezeugt noch heute einen Teil ihrer Geschichte. SR

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Gerhard (Adolf) Janensch wurde am 24. April 1860 in Zamborst/Pommern geboren. Bereits als 17-jähriger studierte er an der Berliner Akademie unter anderem bei Fritz Schaper. 1880 unterhielt er zunächst ein Atelier in Wien, kehrte aber drei Jahre später nach Berlin zurück. 1884 erhielt er ein Stipendium in Rom für seine Bronze Bacchant mit Panthern. Er arbeitete als Bildhauer und Medailleur und zwischen 1887 und 1924 als Lehrer an der Berliner Akademie. 1928 waren einige seiner Werke mit Arbeiter-Motiven im Museum Folkwang in Essen in der Ausstellung „Kunst und Technik“ neben denen von Wilhelm Lehmbruck und Constantin Meunier zu sehen. Am 2. Februar 1933 verstarb er in Berlin. SR

Quelle: Stadtarchiv Dortmund, Best. 3-3080