Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Gottfried Lederer

Titel: Falkner

Gottfried Lederers „Falkner“ wurde wahrscheinlich aufgrund der Verbindung zum Familiennamen des Käufers oder Auftraggebers, Hans Falke, am Eckhaus Westenhellweg 2 aufgestellt. Die Bronzefigur scheint sich mit ihren muskulösen strengen Körpergestalt noch nicht ganz von der Körper- und Kunstauffassung der NS-Zeit gelöst zu haben.

Standort:
Do-Mitte, Westenhellweg 2/ Alter Markt, 44137 Dortmund
Jahr:
1950/51
Beschriftung:
keine separate Beschriftung.
Technik/Material:
Bronze
Höhe:
ca. 2 m
Kunstwerknr.:
44137-005
Falkner (Gottfried Lederer)
Bild: Jürgen Spiler
Falkner (Gottfried Lederer)
Bild: Jürgen Spiler

Seit 1951 blickt Gottfried Lederers „Falkner“ von der Gebäudeecke zwischen Altem Markt und Westenhellweg in Richtung Reinoldikirche. Die überlebensgroße Bronzefigur steht auf der Höhe des ersten Obergeschosses auf einer Konsole. Der athletisch-strenge Männerakt ist nur mit einem Überwurf bekleidet, der hinterrücks herabfällt. Sein Haar ist wellig, sein Blick konzentriert, die Körperhaltung statisch. Auf seiner rechten, vorgestreckten Hand trägt er einen ebenso statisch und unbewegt erscheinenden Falken. Die Figur könnte durchaus älteren Datums sein: lässt doch die muskulöse und starre Figurenauffassung an das Menschenbild in der Kunst der Nazizeit denken. Der in Dingolfing geborene Gottfried Lederer, der viele Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1969 in Dortmund lebte, hatte mehrfach an der „Großen Westfälischen Kunstausstellung“ teilgenommen, unter anderem mit einer „Führerbüste“ aus Gips. Hauptthemen seines bildhauerischen Schaffens waren der Stahlarbeiter und der Bergmann. Der „Falkner“ wirkt als habe sich der Künstler wenige Jahre nach dem Krieg noch nicht ganz von der Figurenauffassung der NS-Kunst gelöst. Oder ist die Figur für einen anderen Ort und zu früherer Zeit entstanden? Hans Falke, den Käufer oder Auftraggeber der Skulptur, mag vor allem die Verbindung zwischen der Skulptur zu seinem Familiennamen interessiert haben, als er sie an dem Nachkriegsgebäude am Westenhellweg hat aufstellen lassen. SR

Dresslers Kunsthandbuch, hg. von Willy Oskar Dressler, Band 2, Bildende Kunst: das Buch der lebenden deutschen Künstler, Altertumsforscher, Kunstgelehrten und Kunstschriftsteller, Berlin 1930, S. 595 (fälschlicherweise als "Ledrer" angegeben); Stadtarchiv Dortmund, Bestand 500; Gottfried Lederer; Stadtarchiv Dortmund, Dortmunder Adressbücher, 1921-1969; http://www.derwesten.de/wp/staedte/castrop-rauxel/ein-backsteinbau-mit-besonderheiten-id3693967.html [Abruf: 29.07.2015]; Schaukasten – Bürgermagazin der Stadt Dingolfing, Heft 62, März 2011, S. 27.
Anonym: Kunst an den Straßen, in: Ruhr-Nachrichten, 30. März 1980; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 190, S. 170.
Der Bildhauer Gottfried Lederer wurde am 25. Juli 1880 im niederbayerischen Dingolfing geboren. Über seine Ausbildung ist nichts bekannt. Nach Zeitungsberichten wohnte Lederer ab 1910 in Dortmund. Im Adressbuch des Stadtarchivs ist er ab 1920 zufinden. Er wohnte zunächst an der Kampstraße, dann an der Bornstraße, bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg sein Atelier an der Stockumer Straße in Renninghausen bezog, wo er bis zu seinem Tode 1969 lebte. Für die 1926 fertiggestellte Ickerner Marktschule entwarf Lederer die Bauplastiken, eine Mutter mit Kind und einen Lehrer mit Schüler. 1937,38 und 1942 nahm der Bildhauer an der „Großen Westfälischen Kunstausstellung“ im Dortmund teil, unter anderem mit einer „Führerbüste“ aus Gips. Das 1958 vorgestellte Mahn- bzw. Ehrenmal für die Dortmunder Gefallenen der beiden Weltkriege mit einer Marienfigur mit Kind wurde nicht umgesetzt. Lederers Hauptthema war die Arbeit in der Stahlproduktion und im Bergbau. Neben Reliefs und Plastiken schuf er zahlreiche Plaketten. In den letzten Lebensjahren setzte er sich für Hilfe im bügerkriegsgeplagten nigerianischen Biafra ein. Am 2. Januar 1969 verstarb er 81-jährig. In seiner Geburtstadt ist eine Straße nach ihm benannt. SR