Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Heinrich Bayer

Titel: o. T. (Brunnen mit Putto)

Heinrich Bayer fertigte für das 1953 eröffnete Freibad Stockheide im Hoesch-Park eine Neptunfigur aus Bronze sowie einen Trinkbrunnen mit Putto. Noch heute stehen die Skulpturen in dem denkmalgeschützten Bad und verweisen auf dessen Funktion sowie auf den Initiator der Anlage, den ehemaligen Hoesch-Arbeitsdirektor Alfred Berndsen.

Standort:
Do-Körne, Brackelerstraße 100, Stockheide-Schwimmbad, 44145 Dortmund
Jahr:
1954
Beschriftung:
Inschrift: "ALLES LEBEN FLIESST RASTLOS EILT´S DAHIN BESINNT EUCH RINGT NACH DEM SEGEN ERKENNET NOT"
Technik/Material:
Bronze u. Muschelkalk
Höhe:
Figur: ca.1,5 m; Becken: 0,9 m
Durchmesser:
Figur: 0,3 m; Becken: 1,2 m
Kunstwerknr.:
44145-017
Brunnen mit Putto
Brunnen mit Putto

Die bronzene Neptunfigur ist geformt aus dem Material eines früheren Nazi-Denkmals, der Trinkbrunnen mit Putto ist aus Muschelkalk und Bronze. Beide Skulpturen sind zwei Meter hoch. Der Neptun auf einem Podest aus gefliestem Beton hat immer noch seinen Stammplatz direkt am Schwimmerbecken. So auch der Trinkbrunnen, der seinen beim Badeingang an der Brackeler Straße hat. Heute zieren eingepflanzte Blumen das Becken. Die Puttoskulptur auf einem Säulenfuß, wurde in die Beckenschale eines schlichten Brunnens gesetzt, der auf vier quadratischen Steinplatten steht. Die unbekleidete, kindliche Engelsfigur hält mit beiden Händen einen übergroßen Spaten an dessen Stiel ein Fähnchen weht. Am Rand des Brunnens läuft ein Band mit der Inschrift: ,,Alles Leben fließt / Rastlos eilt’s dahin / Besinnt Euch / Ringt nach dem Segen / Erkennet Not.’’ Aus den Anfangsbuchstaben jedes Wortes lässt sich das Akronym ,,Alfred Berndsen“ ableiten. Dieser sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg als Arbeitsdirektor bei dem Dortmunder Stahlunternehmen Hoesch AG für die Umgestaltung des Hoesch-Parks zu einem ,,Kurpark des Nordens’’. Aus der Brunnensäule ragen vier zierliche Pfauenköpfe als Wasserspeier hervor. Erinnert der Spruch zunächst an den ,,Schirmherren‘‘ des Kurortes, so verweist die eigentümliche Kombination des Engels mit Spaten auf die Stelle, wo Berndsen 1951 den ersten Spatenstich für das Bad setzte, unmittelbar nach den Räumungsarbeiten des durch Bomben verwüsteten Grunds. Die Skulptur des Neptuns gestaltete Bayer eher ,,klassisch‘‘ mit traditionellem Brunnendekor: Der römische Gott des fließenden Gewässers, der springenden Quellen und des Wetters wird seit der Renaissance bevorzugt an Prachtbrunnen mit Dreizack, Delphinen oder anderen Wasserwesen dargestellt. Auch früher tauchten immer wieder Putten in solch profanen Skulpturengruppen auf. Die Neptunfigur im Stockheider Bad steigt mit ihrem Rumpf aus aufgeschäumten Wellen empor und hält statt eines Dreizacks einen Putto in der linken Hand. Ein zweiter Engel sitzt auf seinen Schultern und hält sich an seinem Kopf fest. Die sinnlichen Figuren erinnern an traditionelle Brunnengestaltung aus Italien und setzen dem Gründer des Bades ein kunstvolles Denkmal. FW

Hans Strobel: Friedhofskultur. Eine Denkschrift anlässlich der Einweihung der neuen Hauptfriedhofsgebäude im Mai 1924, Dortmund 1924, S.101; Dresslers Kunsthandbuch, hg. von Willy Oskar Dressler Bd. 2, Bildende Kunst: das Buch der lebenden deutschen Künstler, Altertumsforscher, Kunstgelehrten und Kunstschriftsteller, Berlin 1930, S. 51; Roland Altmann u. a.: 25 Jahre Dortmunder Gruppe, Dortmunder Künstlerbund. Eine Dokumentation, Dortmund 1980, S. 224.; http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Bayer_%28Bildhauer%29 [Abruf: 02.07.2014]; http://wkd-kunst.de/?page_id=243 [Abruf: 07.07.2014]
Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 203a, S. 178.; https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/stadtbezirke/stbzportal_innenstadtnord/leben_in_in/geschichte_in/hoechpark/index.html Oliver Volmerich, Freibad Stockheide soll 2022 öffnen - mit Folgen für andere Bäder, in: Westfälische Rundschau, 8.10.2021.
Geburtsdatum, Geburtsort und Ausbildung des Bildhauers Heinrich Bayer sind unbekannt. Wahrscheinlich lebte und arbeitete er die meiste Zeit seines Lebens in Dortmund. Bayer war Mitglied der 1922 gegründeten Vereinigung Westfälischer Künstler und Kunstfreunde und Teilnehmer auf den Großen Westfälischen Kunstausstellungen. Von ihm sind zahlreiche Kriegerdenkmäler unter anderen in Dortmund, Kamen und Menden zu finden. So beteiligte er sich an dem 1934 eingeweihten Kriegerdenkmal in Dortmund-Dorstfeld und am Kriegerehrenmal auf dem Schillerplatz in Hörde (1942/50 demontiert). In der frühen Nachkriegszeit schuf er verschiedene Werke in Dortmund, zwei barock anmutende Hirtenknaben mit Böcklein und mehrere Brunnen, ein Bronzerelief und verschiedene Giebelfiguren. Er arbeitete sowohl in Stein als auch Bronze. Seit 1956 war er Mitglied des Westfälischen Künstlerbundes Dortmund. Heinrich Bayer starb 1959. SR