Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Heinrich Bayer

Titel: o. T. (Bauplastiken)

Noch heute befinden sich farbige Reliefs mit Wassermännern und Meerjungfrauen in dem denkmalgeschützten Freibad Volkspark von 1926/27 und verweisen auf dessen Funktion.

Standort:
Do-Mitte, Schwimmweg 2, Freibad Volkspark (Hofseite), 44139 Dortmund
Jahr:
1926/27
Beschriftung:
Inschrift außen: „SCHWIMMBAHN/ VOLKSPARK/ DORTMUND/ ERBAUT OKT. 1926 –JULI 1927/ VON DER/ STADT DORTMUND/ WASSER IST DAS ALLERBEST/ SCHON VOR TAUSEND JAHR/ GEWEST!/ Arch.: HS“
Technik/Material:
farbiges Majolika-Relief
Höhe:
geschätzt: 0,5 m
Breite:
1,5 m
Kunstwerknr.:
44139-111
Bauplastik
Bauplastik

An der Hofseite säumen sechs, längsrechteckige Majolika-Reliefs mit Fabelwesen aus dem Wasserreich die Fassade. Der Dortmunder Bildhauer Heinrich Bayer gestaltete 1926/27 die farbig glasierte Tonware mit Wassermännern und Meerjungfrauen. Ein Neptun sitzt frontal zum Betrachter mit den Armen auf die Reliefkante gestützt. Er hält einen Dreizack. Die drollige Gestalt mit abstehenden Ohren und Glubschaugen hat wenig mit der traditionellen Darstellung des römischen Gottes des fließenden Gewässers, der springenden Quellen und des Wetters gemeinsam. Seit der Renaissance wurde Neptun bevorzugt mit Dreizack, Delfinen oder anderen Wasserwesen an Prachtbrunnen dargestellt. Eine sinnliche Meerjungfrau mit entblößtem Oberkörper liegt seitlich in stilisierten Wellen, begleitet von drei Fischen. Auf dem Relief daneben ist eine weitere Meerjungfrau mit zeitgenössischem Zwanziger Jahre Kurzhaarschnitt. Ein kleiner Putto reitet auf ihrem Schwanz und hält die Hände als würde er Schwimmen. Ein Fisch scheint in ihr freies Ohr zu flüstern. Die heiteren, beschwingten Darstellungen bestechen durch eine schöne Linienführung, die in den Details, wie in dem Fehlen von Schatten, die stilistische Prägung der Zeit verrät und den modernen Eindruck des Art déco vermittelt. Zarte, gedeckte Farben, nämlich Hellblau, Gelb, Grün und Weiß, runden die harmonischen Darstellungen ab. Sie alle verweisen auf die Funktion des Schwimmbades und stellen einen thematischen Bezug her. Die drei Motive wiederholen sich in derselben Reihenfolge auf den anderen drei Reliefs. Das historische Freibad Volkspark wurde von dem bekannten Dortmunder Architekten Hans Strobel entworfen und 1926-27 in Ruhrkohle-Sandstein ausgeführt. Außen am Gebäude befindet sich folgende Inschrift: „SCHWIMMBAHN/ VOLKSPARK/ DORTMUND/ ERBAUT OKT. 1926 –JULI 1927/ VON DER/ STADT DORTMUND/ WASSER IST DAS ALLERBEST/ SCHON VOR TAUSEND JAHR/ GEWEST!/ Arch.: HS“. Aufgrund der guten Besucherzahlen wurde bereits im zweiten Betriebsjahr ein 2. Geschoss auf die Umkleidehalle aufgesetzt. Seit 2007 steht das Freibad als Baudenkmal unter Denkmalschutz. Heinrich Bayer schuf verschiedene Werke in Dortmund. Er fertigte für das 1953 eröffnete Freibad Stockheide im Hoesch-Park eine weitere Neptunfigur aus Bronze sowie einen Trinkbrunnen mit Putto. IF

Hans Strobel: Friedhofskultur. Eine Denkschrift anlässlich der Einweihung der neuen Hauptfriedhofsgebäude im Mai 1924, Dortmund 1924, S.101; Dresslers Kunsthandbuch, hg. von Willy Oskar Dressler Bd. 2, Bildende Kunst: das Buch der lebenden deutschen Künstler, Altertumsforscher, Kunstgelehrten und Kunstschriftsteller, Berlin 1930, S. 51; Roland Altmann u. a.: 25 Jahre Dortmunder Gruppe, Dortmunder Künstlerbund. Eine Dokumentation, Dortmund 1980, S. 224.; http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Bayer_%28Bildhauer%29 [Abruf: 02.07.2014]; http://wkd-kunst.de/?page_id=243 [Abruf: 07.07.2014]
Dr. Delfs: Neue Stadtbaukunst. Dortmund, Berlin/Leipzig/Wien 1928, S. 29, Abb.33+34.; Hans Strobel: Arbeiten von Dipl.-Ing. Hans Strobel, Stadtbaurat a. D., Baustube für Architektur und Städtebau, Dortmund, in: Neue Baukunst, Berlin 1930, S. 22f.
Geburtsdatum, Geburtsort und Ausbildung des Bildhauers Heinrich Bayer sind unbekannt. Wahrscheinlich lebte und arbeitete er die meiste Zeit seines Lebens in Dortmund. Bayer war Mitglied der 1922 gegründeten Vereinigung Westfälischer Künstler und Kunstfreunde und Teilnehmer auf den Großen Westfälischen Kunstausstellungen. Von ihm sind zahlreiche Kriegerdenkmäler unter anderen in Dortmund, Kamen und Menden zu finden. So beteiligte er sich an dem 1934 eingeweihten Kriegerdenkmal in Dortmund-Dorstfeld und am Kriegerehrenmal auf dem Schillerplatz in Hörde (1942/50 demontiert). In der frühen Nachkriegszeit schuf er verschiedene Werke in Dortmund, zwei barock anmutende Hirtenknaben mit Böcklein und mehrere Brunnen, ein Bronzerelief und verschiedene Giebelfiguren. Er arbeitete sowohl in Stein als auch Bronze. Seit 1956 war er Mitglied des Westfälischen Künstlerbundes Dortmund. Heinrich Bayer starb 1959. SR

Quelle: Dr. Delfs: Neue Stadtbaukunst. Dortmund, Berlin/Leipzig/Wien 1928, S. 29, Abb.33+34.; http://www.sportwelt-dortmund.de/unsere-freibaeder/volkspark/