Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Jürgen Goertz

Titel: Porta Globalica

Kunstvolle Porträtköpfe berühmter Persönlichkeiten bilden den Schwerpunkt im Werk von Jürgen Goertz.Das zeigt er auch 1989 mit dem phantasievollen Dortmunder Werk „Porta Globalica“ am Fernmeldeamt 1.

Standort:
Do-Mitte, Mallinckrodtstraße 237, Fernmeldeamt (Eingang), 44147 Dortmund
Jahr:
1989
Beschriftung:
keine separate Beschilderung
Technik/Material:
Aluminium, Kunststoff, Bronze
Höhe:
max. ca. 20 m
Kunstwerknr.:
44147-004
Porta Globalica
Porta Globalica

Der Bildhauer Jürgen Goertz gestaltete 1989 im Auftrag der Deutschen Bundespost den Eingang zum Fernmeldeamt an der Mallinckrodtstraße. Das mehrteilige Werk aus Aluminium, Kunststoff und Bronze erstreckt sich in Details über die gesamte Höhe der Eingangsfront (ca.20m) und trägt den treffenden Titel „Porta Globalica“. Die nahezu freischwebende Installation besteht aus zehn quadratischen Bronzereliefs, die wie die Tasten eines Telefons angeordnet sind, aus einer großen gelben Kugel sowie einem blauen Metallrohr, das an der Seite des Gebäudes gerade nach oben führt, mehrere farbige Formen durchdringt und in einer blauen Halbkugel endet. Das untere Ende des Rohres bildet eine weiße Kugel, eine weitere an einem „Hebel“ wird dieser gegenübergestellt. Das erinnert an Kontakte in der Fernmeldetechnik und stellt einen thematischen Bezug zum Aufstellungsort her. Auch der Titel „Porta Globalica“, frei übersetzt als globales Tor, assoziiert die „Post als weltumspannendes Fernmeldeunternehmen“. (Zänker) Die halbplastischen Bronzereliefs zeigen jeweils assoziationsreiche Porträts als Kopfbild, die durch Attribute ergänzt werden und lebhaft aus einem kreisrunden Bildausschnitt schauen. Die Attribute stammen aus dem technischen Kontext wie zum Beispiel ein Rechenschieber, ein Fotoapparat, eine Spezialbrille oder Zahnräder. Aber auch eine Vase oder Städtenamen ergänzen die naturalistischen, phantasievollen Darstellungen der individuell gestalteten Köpfe, bei denen es sich vielleicht um Erfinderporträts handelt. IF

Finanzminister des Landes Schleswig-Holstein (Hg.): Kunst am Bau. Kunst an staatlichen Hochbauten in Schleswig-Holstein, Neumünster 1985. HPP Hentrich-Petschnigg& Partner (Hg.): Kunst an HPP Bauten, München 1986, S.121.; http://www.juergen-goertz.info/biographie-in-eigener-sache/ [Abruf: 23.6.2016]; http://www.neuegruppe-hausderkunst.de/mitglieder.html#G [Abruf: 23.6.2016]
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 3.5.1989.; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr.284, S.228.
Der Bildhauer Jürgen Goertz wurde 1939 in Albrechtshagen im polnischen Posen geboren. Nach Besuch der Werkkunstschule in Hannover 1962, begann er 1963-68 sein Studium der Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Karlsruhe bei Professor Loth, die letzten zwei Jahre als Stipendiat. 1968-69 war er über den DAAD in London am Camberwell College of Arts. Es folgte ein Lehrauftrag an seiner Alma Mater 1971-72 und ein Gastlehrauftrag an der New York Studio School 2005. Seit 1974 hatte Jürgen Goertz fast jährlich deutschlandweit und international Einzelausstellungen z.B. fertigte er 1989 drei Großplastiken für die „Artluminium“ in Montréal. Sein Werk umfasst verschiedene Großplastiken, Brunnen, Platzgestaltungen, „Kunst am Bau“-Aufträge, 1978 einen Fernsehfilm, die Fertigstellung eines privaten Skulpturenparks in Angelbachtal (2004) sowie ein multimediales Autokunstprojekt für Porsche 2006. 2007 schuf er die Großskulptur „Rolling Horse“ im Auftrag der Deutschen Bahn für den neuen Berliner Hauptbahnhof. Ein Schwerpunkt seines Œuvre sind Porträtköpfe, zum Beispiel 2015 der von Johannes Paul II. oder 13 Köpfe der Serie „Die Schönen der Geschichte“, mehrere hundert fertigte er 2001 für das Haus der Köpfe die „Villa Visconti“ in Bietigheim-Bissingen sowie 24 Köpfen in Eisen für das Projekt „Kopfkonzept“ am Schloß Heidelberg (2010- 2015). Auch die Dortmunder Werke „Porta Globalica“ und „Wellenspiel 80“ fallen durch kunstfertige Porträts auf. Er hat seit 1975 zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und Preise erhalten u.a. 1972-73 den Villa-Massimo-Preis. 2004 wurde ihm der Ehrentitel Prof. h.c. verliehen. Jürgen Goertz ist Mitglied der Künstlervereinigung „Neue Gruppe“ und lebt und arbeitet in Angelbachtal, die Gemeinde hat ihm 2014 die Ehrenbürgerschaft verliehen. IF

Quelle: Lit.: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 3.5.1989