Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Kunst im öffentlichen Raum

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Künstler: Wilhelm Fassbinder

Titel: Eisengießerbrunnen

Der "Eisengießerbrunnen" am Freiherr-vom-Stein-Platz ist eine 1990 aufgestellte Rekonstruktion des Steinplatzbrunnens von Wilhelm Fassbinder, der 1906 an gleicher Stelle eingeweiht wurde. Sowohl das Original als auch die Rekonstruktion gehen auf das Engagement Dortmunder Bürger zurück.

Standort:
Do-Mitte, Steinstraße, 44147 Dortmund
Jahr:
1903/06, Rekonstruktion: 1990
Beschriftung:
keine separate Beschilderung
Technik/Material:
Sandstein / Bronze
Höhe:
ca. 7 m
Kunstwerknr.:
44147-019
Eisengießerbrunnen
Eisengießerbrunnen

Als am 27. Januar 1906 der „Eisengießerbrunnen“ am Steinplatz feierlich eingeweiht wurde, war er das erste Arbeiterdenkmal Dortmunds. Die Dortmunder Bürgerschaft hatte den Brunnen mit ihren Spenden ermöglicht. 84 Jahre später wurde der Brunnen erneut zu einem Zeugnis für das Engagement und die Beteiligung der Bürgerschaft. Das Original des Brunnens stand nicht einmal 40 Jahre an seinem Platz. Während des Zweiten Weltkrieges, vermutlich 1943, verschwand die Brunnenfigur, womöglich wurde sie eingeschmolzen. 1982 begab sich die Presse über einen Aufruf mit den Bürgern Dortmunds auf die Suche, konnte den Verbleib der Figur auch nicht abschließend aufklären. Seit 1990 steht am heutigen Freiherr-vom-Stein-Platz eine Rekonstruktion. Den Brunnen wiederherzustellen war wie schon beim Original eine Idee von Bürgern, aber auch Politikern der Stadt und nahm ab 1986 konkrete Formen an. Hierzu wurde 1988 der „Förderverein Eisengießer-Brunnen am Freiherr-vom-Stein-Platz e.V.“ gegründet. Auch diesmal beteiligten sich Förderer aus Wirtschaft und Privatpersonen an der Finanzierung, diesmal zu 50 Prozent. Auch zwei Banken unterstützen das Vorhaben mit Einnahmen aus dem Verkauf von Silberbarren und Medaillen, letztere mit dem Motiv des Eisengießers. Die Rekonstruktion erfolgte nach Originalbauzeichnungen. Mit der Bauleitung und der Rekonstruktion der natursteinernen Brunnenarchitektur wurde der Bildhauer Jan Bormann beauftragt. Mit der Rekonstruktion der Bronzearbeiten, der Figur des Eisengießers und den Brunnengittern war Reinhold Kostrzewa beauftragt. Die Bronzefigur wurde von der Kunstgießerei Schwab in Münster ausgeführt. Identitätsstiftend ist auch heute die Brunnenfigur, die dem Brunnen seinen Namen gab und gibt: eine überlebensgroße Bronzefigur, die einen Mann beim Gießen mit einer Gießerkelle zeigt. Auch der Schnauzbart des Mannes war an der ursprünglichen Figur schon zu finden, wie alte Fotos zeigen. Abweichend vom Original ist die Brunnenarchitektur aufgrund des mangelnden bayrischen Granits aus edelgelb schimmerndem „Berbinger Granit“. Zudem ist die Technik dem heutigen Stand angepasst. Am Postament des Brunnens sind Embleme zu Maschinenbau, zum Hüttenwesen, zum Gewerbe und zum Schiffbau zu sehen. Die lebensgroße Figur des Eisengießers zeugt damit noch heute von der einstigen industriellen Blüte der Nordstadt, Dortmunds und des Ruhrgebiets. SR

Ulrich Thieme/Felix Becker, Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 11, Leipzig 1907/1950, S. 286; https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Fassbinder [Abruf:06.03.2014]
Stadtarchiv Dortmund, Bestand 3 Nr. 3082; Anonym: Die Uebergabe des Steinplatz-Brunnens, in: Tremonia, 28. Januar 1906; Bericht über die Tätigkeit des Verschönerungsvereins zu Dortmund, hg. v. Vorstand des Verschönerungsvereins, Dortmund 1909, S.35ff.; Erich Grisar: Von Dortmunds Denkmälern und Brunnen in Dortmund, Blick in die Stadt, 2. Jg. 1952, Nr. 2, 16.-31. Okt, S. 4; Anneliese Krömeke: Denkmäler, Gedenktafeln und symbolische Figuren im Raume Dortmund. Ein Beitrag zur Heimatkunde des Großstadtraumes Dortmund, Staatsarbeit der Pädagogischen Akademie Dortmund, Ms. 1960, Stadtarchiv Dortmund, S. 60ff.; Westfälische Rundschau, 10. Februar 1984; Ruhr-Nachrichten, 7. März 1984, Ruhr-Nachrichten, 11. August 1990; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 136a, S. 129; Udo Steinmetz, Thomas Schilp und Gustav Untowski: Dortmund ehemals-gestern-heute, Stuttgart u.a. 1994, S. 98f; http://www.depotdortmund.de/resources/Nordstadtkultur-Brosch$C3$BCre_WEB.pdf [Abruf: 06.03.2014]
Wilhelm Fassbinder wurde am 20. April 1858 in Köln geboren. An den Besuch der Elementarschule schloss er eine Ausbildung zum Steinmetz und eine künstlerische Ausbildung in der Werkstatt seines Stiefvaters an. Er schuf zahlreiche Grabmäler und Bauplastiken. Allein auf dem Kölner Melaten-Friedhof stehen 71 von Fassbinder gestaltete Grabmäler. In Dortmund entstanden der Kaiserbrunnen, die Bismarck-Gedenktafel und der Eisengießer- oder Steinplatzbrunnen nach seinen Entwürfen. 1911 wurde er für sein Kaiser-Wilhelm-Brunnendenkmal in Daun / Eifel mit dem Preußischen Kronenorden Vierter Klasse von Kaiser Wilhelm II. persönlich ausgezeichnet. Fassbinder starb am 10. August 1915 an einem Schlaganfall. SR

Quelle: Stadtarchiv Dortmund, Bestand 3 Nr. 3082;