Künstler: August Stößlein (Bildhauer); Louis Emde (Architekt)
Titel: Kriegerehrenmal in Aplerbeck, Gefallene 1866, 1870-1871, 1914-1918 und 1939-1945
Nibelungenheld Siegfried, der Heilige Georg oder Erzengel Michael? Den markantesten Punkt des 1930 eingeweihten Aplerbecker Kriegerdenkmals an der evangelischen Kirche St. Georg bildet eine Drachentöterfigur des Dresdener Bildhauers August Stößlein. Das Kriegerehrenmal gedenkt den Opfern von vier Kriegen.
- Standort:
- Do-Aplerbeck, Ruinenstraße 35, ev. Kirche St. Georg, 44287 Dortmund
- Jahr:
- 1930, Ergänzung: nach 1945
- Beschriftung:
- "1939-1945/ Den Opfern/ des Zweiten Weltkrieges/ in Dankbarkeit + Treue/ Die Bürger des Stadtteils/ Dortmund Aplerbeck" "Dem Andenken/ der in den glorreichen Kämpfen/ der Jahre 1866, 1870/71/ Gefallenen& Verstorbenen/ aus der Gemeinde/ Aplerbeck/ WILH. KLODT/ MUSK. 4. C. 16. RGT. GEST. 9. AUG. 1866./ ADOLF DOERT/ GRENADIER 5. C. 2. GARDE RGT. GEST. 4. AUG. 1866./ FRIED. SCHEUSE/ FÜSILIER 11. C. 55. RGT. VERWUND./ 10. JULI GEST. 18. JULI 1866./ CARL BECKER/ GEFR. 12. C. 56. RGT. GEST. 14. AUG. 1866./ HEINR. SCHROEDER/ SEC. LT. 16. RGT. VERW. 16. AUG./ GEST. 22. SEPT. 1870 BEI MARS LA TOUR/ EMIL SCHEYER/ SEC. LT. 74. RGT. VERW. 6. AUG. BEI SPICHERN/ GEST. 14. AUG. ZU BURBACH/ WILH. WALLBAUM/ GEFR 2. C. 16. RGT. GEF. AM 16. AUG. 1870/ BEI MARS LA TOUR/ HEINR. MOELLENHOFF/ MUSK. 1. C. 16. RGT. GEF. AM 16. AUG.1870 / BEI MARS LA TOUR./ WILH. WIBBING/ 3. C. 1. GARDE RGT. ZU FUSS GEF./ 18. AUG. 1870 BEI GRAVELOTTE./ WILH. BECKMANN/ MUSK. 3. C. 16. RGT. GEF. BEI CODELLES/ AM 30. NOVEMBER. 1870./ HEINR. MÜNKELER/ TRAIN DES LAZAR. RESERVE PERSONALS/ 7. A. C. GEST. IM LAZAR. 23. IANR. 1871“; Weitere Inschrifttafeln: „Gedenkt der Opfer von Krieg und Gewalt! Uns allen zur Mahnung"; "1914 1918 UNSEREN GEFALLENEN KAMERADEN DIE MILIT VEREINIGUNG APLERBECK" Darunter Jahreszahl: "1930"; An der Kirchenfront sind drei unleserliche Namenstafeln;
- Technik/Material:
- Muschelkalk
- Höhe:
- ca.6 m; drei Gedenktafeln: ca. 2,30 m; Platte 1939/1945: ca. 1,40 m
- Breite:
- drei Gedenktafeln: 0,60 m; Platte 1939/1945: 1,58 m
- Kunstwerknr.:
- 44287-001


An der nordwestlichen Turmecke der evangelischen Kirche St. Georg in Aplerbeck steht auf einem meterhohen, vorgelagerten Pfeiler ein Drachentöter. Der Mann ist mit einem Umhang bekleidet und stößt mit großer Kraft einen dicken, gespitzten Holzpflock in den Rachen eines am Boden liegenden Drachens. Die Muschelkalkfigur ist Teil des am 30. November 1930 eingeweihten Kriegerdenkmals, das an die Aplerbecker Gefallenen des Ersten Weltkrieges erinnert. Darauf verweist eine Inschriftentafel unterhalb der Figur, die von dem Dresdener Bildhauer August Stößlein stammt. Doch wen stellt sie dar? Ist es der Heilige Georg, Schutzpatron der Soldaten, und Namensgeber für die Kirche? Der Erzengel Michael, ebenfalls Schutzpatron der Soldaten (diese Zuschreibung trug dem Gebäudekomplex den Namen „Michaelsbau“ ein)? Oder ist es Siegfried, Held der germanischen Nibelungensage und Symbolfigur für den aufkeimenden Nationalsozialismus? Diese Deutung verstärkte eine Interpretation in der Dortmunder Zeitung vom 23. September 1929: „Die Figur des Drachentöters ist markig; sie stellt eine ungeheure Stoßkraft dar und soll zeigen, daß das deutsche Heer im Weltkriege durch Waffengewalt nicht besiegt und daß Deutschland aus eigener Kraft sich den ihm gebührenden Platz in der Welt erringen wird.“ An der Westseite des Denkmals sind auf drei langen Tafeln die Namen der Gefallenen zu lesen. An der Nordseite der ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kirche wird der Opfer weiterer Kriege gedacht. So wurde nach 1945 eine Tafel zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges angebracht. Darunter befinden sich vier Tafeln von der 1939 abgetragenen Germania-Siegessäule auf dem Aplerbecker Marktplatz mit den Namen der gefallenen Soldaten der Kriege 1866 und 1870/71. Dominiert wird dieses Ensemble jedoch von der ausdruckstarken Figur des Drachentöters. Einen solchen gibt es in Dortmund ein weiteres Mal bei dem 1928 entstandenen Kriegerdenkmal in Deusen, dort allerdings in Soldatenuniform dargestellt. SR
Quelle: Lit. siehe Zänker: Sonnenschein, VI,2; Niehaus, 1977, S. 43.
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