Neues Gewand für besondere Schönheiten
Sie gehören mit zum Stolz des Westfalenparks und ziehen international Aufmerksamkeit auf sich: die ADR-Rosenpflanzungen. 50 Jahre nach der Eröffnung gestalten Auszubildende die Schaubeete aufwändig neu. Autor: Dirk Schäfer

Immer wieder nachmessen: Jörg Schacht (re.), Praxisanleiter im Westfalenpark, weiht die angehenden Garten- und Landschaftsbauern Thomas Lukmann (li.) und Dominik Lux (mitte) in Tricks und Techniken des Berufs ein.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dirk Schäfer
Ein Bagger röhrt lautstark, Schabgeräusch von Spaten und Schüppen dringen durch die Luft, und darüber ertönt die laute Stimme von Jörg Schacht: „Achtet auf die Absteckungen“, ruft er. Seit rund 30 Jahren arbeitet Jörg Schacht als Garten- und Landschaftsbauer im Westfalenpark. Er ist einer von zwei Praxisanleitern, die die insgesamt 15 Auszubildenden im Bereich Garten- und Landschaftsbau (GaLa) des Westfalenparks betreuen. „Hier bei den ADR-Beeten haben wir ausschließlich die vier Azubis aus dem ersten Lehrjahr im Einsatz“, sagt Jörg Schacht. „Für die ist das eine prima Übung.“
Die ADR-Rosenbeete gehören mit zum Stolz des Westfalenparks (s. Kasten). ADR steht für Allgemeine Deutsche Rosenneuheitenprüfung, sie gilt als strengster Rosentest der Welt. Bei Gartenfreunden sind Rosen, die den Test bestehen, äußerst begehrt. Denn sie sind sehr langlebig, gedeihen ohne chemische Hilfsmittel, und Blüten, Duft und weitere Merkmale sind besonders ansprechend. Die ADR-Beete liegen im südwestlichen Teil des Parks, dort, wo heute auch das Gebäude der Parkverwaltung steht. Seit 1969 gibt es die Pflanzungen. Genau fünf Jahrzehnte später wird das ca. 3.000 Quadratmeter umfassende Areal komplett erneuert.

Für die Garten- und Landschaftsbau-Azubis Thomas Lukmann (li.) und Dominik Lux (re.) ist der Westfalenpark nur eine Station auf dem Weg zu einem anderen Ziel: Mit der Ausbildung im Rücken wollen beide Feuerwehrmann werden.
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Gärtnerische Maßarbeit
„Für die Auszubildenden ist das schon ein enorm großes Projekt“, sagt der gärtnerische Leiter des Westfalenparks Thomas Lolling. Seit November haben die vier GaLa-Azubis des ersten Lehrjahrs 150 Kubikmeter Erde und Wegsteine entfernt - vorwiegend mit Schüppe und Schubkarre und ab und an mithilfe eines Baggers. 1,4 Kilometer Randeinfassung erneuern sie, legen neue Pflastersteine und befestigen alles mit insgesamt 120 Kubikmeter Beton.
Die neuen Wege werden nicht nur weitgehend barrierefrei sein, sondern auch dem Auge schmeicheln. Dafür sorgen die neuen, hellen Basaltsteine – und das neu erlernte Können der Azubis. „Wir müssen darauf achten, dass die Abstände der Steine stimmen, damit am Ende alles passt und optisch stimmig ist“, umreißt der 17-jährige Dominik Lux die Aufgabe. Immer wieder messen die Azubis nach und verrücken Wegsteine um einige Zentimeter – und schulen so das eigene Gefühl für landschaftsgärtnerische Maßarbeit. Während um sie herum Baustelle ist, stehen die rund 250 Rosen weiter an ihren angestammten Plätzen in den Beeten. „Das Umpflanzen wäre schwierig, den Blumen würde das nicht gut tun“, erläutert Jörg Schacht. Die Azubis müssen also auch hier achtsam sein – bis sie am Schluss des Projekts die insgesamt 140 Rosenbeete mit neuer Erde versorgen.
Dortmunder Kombi-Ausbildung
Die vier angehenden Garten- und Landschaftsbauer eint weit mehr als die gemeinsame Ausbildung im Westfalenpark. Alle haben sie den Wunsch, Berufsfeuerwehrmann zu werden. Seit Jahren engagieren sie sich bei der Freiwilligen Feuerwehr, die GaLa-Ausbildung ist der nächste Schritt. „Feuerwehrmänner müssen eine handwerkliche Ausbildung haben“, erläutert Azubi Thomas Lukmann. Für die vier sieht der Weg daher so aus: Erst GaLa im Westfalenpark, danach zwei Jahre Azubi bei der Dortmunder Feuerwehr. „Dortmund ist eine der wenigen Städte bundesweit, die beide Ausbildungen kombiniert anbieten“, fährt Thomas Lukmann fort. Am Ende steht der Brandmeister. Diese Kombiausbildung ist so selten, dass der 27-Jährige vor einigen Monaten mit Frau und Tochter aus der Nähe von Nürnberg in die Westfalenmetropole gezogen ist, um sie zu absolvieren.
Außer im Westfalenpark sind die 15 angehenden Garten- und Landschaftsbauer auch im nahen Romberg im Einsatz. Im vergangenen Jahr haben sie dort die neu angelegte Dünenlandschaft mit gestaltet. „Das Aufgabenspektrum ist enorm breit, die Azubis nehmen hier viel mit. Und zu tun ist das ganze Jahr hindurch“, sagt Thomas Lolling. Für die ADR-Rosenbeete gibt es keinen fixen Fertigstellungstermin. Bis zum großen Rosenfest Mitte Juni aber wird alles fertig sein. Die Besucher der neu gestalteten ADR-Beete werden Augen machen.

Die angehenden Garten- und Landschaftsbauer Thomas Lukmann (re.) und Dominik Lux (li.) sind zwei von vier Auszubildenden des ersten Lehrjahrs im Westfalenpark, die die ADR-Rosenbeete neu gestalten.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Dirk Schäfer
ADR-Rosen: Die Königinnen unter den Königinnen
Die ADR-Schaubeete sind Teil des Rosariums oder Rosenwegs im Westfalenpark und damit eine von 30 Pflanzungen zum Thema Rose. Allerdings stechen die ADR-Rosen heraus: Gelten Rosen als Königinnen der Blumen, strahlen ADR-Rosen noch ein Stück mehr. Um das Prädikat der Allgemeinen Deutsche Rosenneuheitenprüfung (ADR) zu erhalten, werden die Blumen innerhalb von drei Jahren mehrfach Prüfungen unterzogen. Zu den Bewertungskriterien gehören Wirkung der Blüte, Duft, Wuchsform oder auch Winterhärte. Das wichtigste Bewertungskriterium ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Blattkrankheiten. Rosen, die die Tests erfolgreich bestanden und den gefordert hohen Qualitätsstandard erreicht haben, werden im ADR-Schaugarten des Rosariums im Westfalenpark ausgepflanzt. Aktuell sind hier rund 170 Rosenarten zu sehen. Bundesweit gibt es nur elf solcher ADR-Schaubeete. Als Teil des Rosariums genießen die Dortmunder Pflanzungen international Anziehungskraft.
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