Hinter den Kulissen: Tierpfleger und Gärtner im Westfalenpark
Mit einem fröhlichen Zwitschern wird Christian Martinez-Müsse am frühen Morgen begrüßt, wenn er eine der Vogelvolieren betritt, um bei seinen gefiederten Schützlingen nach dem Rechten zu sehen. Wie sieht sein Arbeitstag im Westfalenpark aus? Von einem Besuch in der Tierwelt von Flamingos, Gänsen & Co berichtet Therese Backhaus-Cysyk.
Ganz neugierig schaut Christian Martinez-Müsse besonders in die Nistkästen, die in den Vogelvolieren am Zentralplatz des Parks aufgehängt sind. "Gestern ist gerade ein Junges geschlüpft", freut sich der Tierpfleger. Während er frisches Wasser auffüllt und eine Auswahl an Obst und Gemüse an verschiedenen Stellen in der Voliere platziert, putzen die Sittiche ihr Gefieder, fliegen oder turnen auf den Ästen umher. "Sittiche sind Gewohnheitstiere, vor allem was das Futter betrifft", erzählt der engagierte Tierpfleger. "Salat, Rote Beete und Möhren gehören zu ihren Lieblingsspeisen", erklärt er, während er eine Möhre zwischen die Gitterstäbe steckt und einen halben Kopf Eissalat an einem Ast befestigt. Gleich kommen die gelb-, blau- und grüngefiederten Vögel zu den frischen Leckereien geflogen.
Weitere Mitbewohner, die der Parkbesucher am Boden der Voliere beobachten kann, sind japanische Zwerghühner. Mit ihrem weiß-schwarzen glänzenden Gefieder und ihrem roten Kamm hat man sie schnell entdeckt. Während Christian Martinez-Müsse in der Voliere arbeitet, nimmt er sich Zeit für eine extra "Streicheleinheit" und lässt eines der Hühner direkt aus der Hand ein paar Körner picken. Ende April wird bei den Zwerghühnern Nachwuchs erwartet. 21 Tage dauert die Brutzeit, zeigt der Tierpfleger auf und beendet seine Arbeit in den Vogelvolieren.
Die nächste Station seiner morgendlichen Runde ist das Winterquartier der Flamingos und Gänse. Erst etwa Mitte bis Ende April verlassen sie es und tummeln sich dann zur Freude der Besucher im großen Teich am Kaiserhain, der rechtzeitig vor Ostern nach Reinigung und Instandhaltungsarbeiten wieder mit Wasser gefüllt wurde. Flamingos mit ihrem markanten rosa Gefieder, ihren dünnen Beinen und ihrem langen Hals sind für viele Besucher neben dem Florianturm das Symbol des Parks. Schon seit der Eröffnung des Parks vor 60 Jahren sind die tropischen Vögel, die vor allem auf der Südhalbkugel der Erde leben, auch im gemäßigten und im Winter oftmals kalten Dortmund zu finden, erklärt Thomas Lolling, gärtnerischer Leiter des Westfalenparks.
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Das Winterquartier der Flamingos hält Christian Martinez-Müsse in Ordnung - ein kleines Gewächshaus, das mit einem kleinen Wasserbecken, einer Wärmelampe, unter die sich die Vögel bei kaltem Wetter gemeinsam zurückziehen und angrenzend einem strandähnlichen Auslauf, ausgestattet ist. "Die Flamingos sind sehr schreckhaft, aber es macht große Freude bei ihnen zu arbeiten," erzählt der Tierpfleger, während er das Futter bereitstellt. Eine ausgewogene Ernährung sei wichtig, damit die Vögel gesund bleiben. Einmal im Jahr werden nicht nur die Flamingos, sondern alle Tiere im Park von der Tierärztin des Dortmunder Zoos untersucht.
Gleich neben dem Flamingo-Haus haben vier Gänse ihr Winterquartier. In einem kleinen Holzhaus, ausgelegt mit Stroh, können sich die drei "Gänsedamen" und ein Ganter zurückziehen. Ein angrenzendes Gehege bietet tiergerechten Auslauf. Auch hier bei den Gänsen erwartet Christian Martinez-Müsse bald Nachwuchs und zeigt auf eine Gans, die windgeschützt im Stroh ihre Eier ausbrütet. "Der Ganter ist sehr besorgt, um seine drei Damen, hat aber durchaus eine Lieblingsfrau, die immer zuerst fressen darf," beobachtet der Tierpfleger schmunzelnd.
Ein Besuch im Bauerngarten
Während Christian Martinez-Müsse am Vormittag als Tierpfleger arbeitet, trifft der Besucher ihn am Nachmittag im Bauerngarten an. Dort betreut der gelernte Gärtner das ganze Jahr hindurch die Anlage. Im Frühjahr hat er vor allem Schnittarbeiten an den Gehölzen durchgeführt und in den Beeten für Aussaaten und Pflanzungen den Boden bearbeitet. Mitte April wurden die Kartoffeln ausgelegt. "Leider müssen wir mit den Neupflanzungen bis zum 15. Mai warten. Erst nach den Eisheiligen können wir kälteempfindliche Blumen- und Gemüse-Sorten auspflanzen." Doch dann wachsen Gemüse wie beispielsweise Tomaten, Paprika, Chili, Zucchini, Gurken, Kürbis oder Erdbeeren um die Wette mit Kräutern und Sommerblumen wie Tagetes, Zinnien, Kapuzinerkresse, Wicken oder Indischem Blumenrohr. Auch Gehölze wie Hortensien oder eine Auswahl an Obstbäumen stehen im Bauerngarten.
Wert legt der Gärtner auf eine Mischkultur, wie sie in traditionellen Bauerngärten üblich ist. "Besucher interessieren sich sehr für die Auswahl der Pflanzen und fragen nach, was es mit der Mischkultur auf sich hat, welche Sorten wir auspflanzen. Sie wollen alles über Neuheiten – wie etwa über die mexikanische Minigurke oder Flower Sprout, einer Kreuzung aus Rosenkohl und Grünkohl, wissen", erzählt Christian Martinez-Müsse und freut sich, über neugierige Besucher, die "seine Anlage" zu schätzen wissen und immer wieder Spaß am Entdecken haben. Weniger erfreut ist er vom "Mundraub". "Leider beobachten wir immer wieder Besucher, die frühzeitig Früchte wie Erdbeeren oder Tomaten abpflücken. Das ist schade, denn alle Besucher sollen sich doch an dem Anblick der Gesamtanlage mit ihren vielen Details erfreuen können," erklärt er und überlegt, welche Gestaltung er als nächstes in Angriff nehmen kann, um die Besucher wieder aufs Neue zu inspirieren.
Bauerngarten im Mini-Format
Wer nach einem Besuch des Westfalenparks Gefallen an einem Bauerngarten gefunden hat, braucht kein großes Gartengrundstück, sondern kann zuhause in einer kleinen Ecke ein formales Beet planen. 2,5 mal 2,5 Meter als Grundfläche empfiehlt der Gärtner für ein kleines Wegekreuz mit vier kleinen Beeten. In der Mitte sorgt ein Rosenhochstämmchen für einen "Hingucker". Statt Buchshecken eignen sich auch Kräuter als Einfassung der Beete wie Thymian, Majoran, Heiligenkraut oder Lavendel.
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