Gauklerbrunnen im Stadtgarten

Stadtporträt

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): zielske photographie

Hansestadt Dortmund

Dortmund blickt auf eine bedeutende mittelalterliche Vergangenheit als Reichs- und Hansestadt zurück. In einem Verzeichnis der Einkünfte des Klosters Werden an der Ruhr wurde Dortmund erstmals 880-884 in der schriftlichen Überlieferung erwähnt. In Dortmund befand sich eine bedeutende Königspfalz, die vor allem von den ottonischen und salischen Königen des 10. und 11. Jahrhunderts intensiv genutzt wurde.

Die Fundorte von königlichen Münzen dieser Zeit im gesamten Raum von Nord- und Ostsee zeigen, dass Dortmunder Kaufleute bereits damals weitläufig Handel trieben. Schon früh unterhielten sie auch zu fernen Orten wie Gotland, Novgorod, Bergen in Norwegen und Städten im Baltikum intensive Handelskontakte.

Im 12. und 13. Jahrhundert zählten die Dortmunder zusammen mit anderen westfälischen Kaufleuten, vor allem aus dem nahegelegenen Soest, zu den Vertretern der führenden Hansestädte: Noch Ende des 13. Jahrhunderts trafen sich etwa die Novgorodfahrer in Visby auf Gotland, um ihre Fahrt gemeinsam anzutreten. Es waren die Alterleute aus Visby, Lübeck, Dortmund und Soest, die mit ihren vier Schlüsseln in der Marienkirche zu Visby gemeinsam die Kiste der Russlandfahrer öffneten, um Handelsverträge zu entnehmen. Dortmund wurde zu einer der wichtigsten Hansestädte des späten Mittelalters.

Im gesamten Ostseeraum waren Dortmunder Kaufleute im Mittelalter präsent – eine Tatsache, an die oft auch bis heute die Verehrung des Stadtpatrons Reinoldus erinnert: In Danzig oder Thorn etwa gab es sogenannte Reinoldusbänke Dortmunder Kaufleute.

Bedingt durch den kometenhaften Aufstieg Lübecks orientierten sich die Dortmunder Kaufleute ab dem 13. Jahrhundert aber mehr nach Westen. Vor allem in Brügge, später Antwerpen und in London zählten sie zu den wichtigsten Hansekaufleuten.

Im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich (seit 1339) finanzierten Dortmunder Kaufleute die englische Krone mit – und erhielten dafür Zugriff auf den Wollhandel Englands auf den Kontinent. Sogar die große englische Königskrone gelangte als Pfand in die Hände eines Zusammenschlusses westfälischer Kaufleute unter Dortmunder Führung, bevor der englische König sie 1344 wieder auslösen konnte.

Angehörige der Dortmunder Kaufleutefamilien Berswordt, Sudermann, Klepping, Muddepenning, Wißstrate, Wickede – um nur einige zu nennen – kehrten zum Teil nie wieder aus der Ferne in ihre Heimatstadt zurück. Für die Handelsimperien ihrer Familien unterhielten sie in London oder Brügge, Lübeck oder Danzig, Tallinn oder Krakau ein Büro, um vor Ort die Geschäfte zu führen.

Dortmunder Fernkaufleute handelten mit Produkten der einheimischen Schmiede und Goldschmiede; die große Zahl von Kürschnern im spätmittelalterlichen Dortmund dürfte auf den intensiven Import von kostbaren Pelzen aus Novgorod hinweisen, deren Weiterverarbeitung und Export.

Die kostbaren Altaraufsätze aus Antwerpen und Brügge in den Dortmunder Kirchen lassen vermuten, dass auch Kunstwerke und anderen Luxuswaren wichtige Handelsgüter nach Osten waren, die von Dortmunder Kaufleuten vermittelt wurden.

Die Hansetradition lebt auch im heutigen Dortmund weiter: Alljährlich beteiligt sich die Stadt unter Federführung der Dortmund-Agentur an den in ganz Europa stattfindenden Hansetagen.