Kultur
Von der Bohrmaschine bis zur Backform: Stadt- und Landesbibliothek verleiht nun auch Dinge
Mit der "Bibliothek der Dinge" wagt die Stadt- und Landesbibliothek Neuland. Wer Bohrmaschine, Einhorn-Backform und Co. für ein einmaliges Benutzen nicht gleich kaufen will, der kann sie nun dort ausleihen. Denn das Prinzip Leihen statt kaufen muss nicht nur für Medien gelten.

Der Direktor der Stadt- und Landesbibliothek, Dr. Johannes Borbach-Jaene, verleiht die Lizenz zum Heimwerken.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Torsten Tullius
In den vergangenen Monaten haben die Mitarbeiter*innen der Stadt- und Landesbibliothek eine "Bibliothek der Dinge" eingerichtet: Actionkamera, Backform oder Button-Maschine kann man dort und in allen neun Stadtteilbibliotheken jetzt leihen - außerdem im Angebot: Bohrmaschine, Schwungtuch oder Wikingerschach.
Die Idee für die "Bibliothek der Dinge" wurde in einem Workshop entwickelt. Dahinter steckt die Überzeugung: Das Prinzip Leihen statt kaufen muss nicht nur für Medien gelten. Konkret geht es darum, Produkte gemeinschaftlich und damit nachhaltiger zu nutzen, anstatt sie individuell zu kaufen.
Ausleihen bis zu vier Wochen möglich und oft kostenlos
Zwischen all den bekannten, ausleihbaren Büchern, CDs, DVDs oder Spielen hat die "Bibliothek der Dinge" ein eigenes Regal bekommen. Darin finden sich Abbildungen und Beschreibungen stellvertretend für die auszuleihenden Dinge. Mit diesem laminierten "Stellvertreter" können Nutzer*innen der Bibliothek zur Ausleihtheke gehen und den gewünschten Gegenstand in Empfang nehmen.
Die Ausleihfrist beträgt zwischen zwei und vier Wochen. Viele Dinge können kostenlos entliehen werden, für andere fallen je nach Gegenstand zwischen zwei und fünf Euro Leihgebühr an.
Eine Übersicht über die ausleihbaren Dinge in der Zentralbibliothek und in den Stadtteilbibliotheken findet man im Online-Katalog auf der Webseite der Stadt- und Landesbibliothek.
Manche Geräte wurden extra neu angeschafft
Für die Bibliothek angeschafft wurden vor allem Geräte und Gegenstände, die in der Regel nur selten genutzt werden, unnötig Platz in der Wohnung beanspruchen oder die man vor einer Anschaffung zunächst einmal ausprobieren will. Dazu gehören technisches Equipment wie eine Nähmaschine, aber auch Spiel- und Sportgeräte, ein Keyboard oder eine Einhorn-Backform aus Silikon – insgesamt 66 Gegenstände. Finanziert wurden die neu angeschafften Geräte vom Verein der Freunde der Stadt- und Landesbibliothek.
"Wir sind gespannt, wie das Angebot ankommt und welche Dinge besonders gefragt sind – eine Erweiterung der Bibliothek ist nicht ausgeschlossen", kündigt Dr. Johannes Borbach-Jaene, Direktor der Stadt- und Landesbibliothek, an.
In Köln funktioniert "Bibliothek der Dinge" bereits
Da der Medienetat für Bücher oder E-Books verplant gewesen sei, sei man froh gewesen, mit dem Vorhaben "beim Verein der Freunde der Stadt- und Landesbibliothek auf offene Ohren gestoßen zu sein", so Borbach-Jaene weiter.
Dessen Vorsitzender, Wolf-Dietrich Köster, räumt ein, dem Ganzen zunächst mit Skepsis begegnet zu sein: "Geräte wie etwa einen Schlagbohrer kann man auch woanders ausleihen", erklärt er. "Aber das Beispiel Köln, wo ein solches Projekt schon länger erfolgreich funktioniert, hat uns überzeugt."
Lokalen Handel im Blick behalten
Sollte die "Bibliothek der Dinge" auch in Dortmund "einschlagen", so werde der Verein weitere Anschaffungen finanzieren. 10.000 Euro stellte der Verein bislang für die Gegenstände bereit.
Einige der nützlichen Helfer wurden doppelt angeschafft. Bei den Geräten hatten die Kolleg*innen auch den durch die Pandemie gebeutelten Einzelhandel im Blick, wie Bibliotheksmitarbeiterin Petra Littmann erklärt: "Es war uns wichtig, den Handel vor Ort zu unterstützen. Nur wenn ein Produkt so nicht zu bekommen war, sind wir auf den Handel im Netz ausgewichen. Wir haben uns bei allen Gegenständen beraten lassen und möglichst robuste, haltbare Exemplare beschafft." Der größte und teuerste Neuzugang in der Bibliothek ist die Nähmaschine.
Zum Thema
Eine Übersicht über das allgemeine Angebot der Stadt- und Landesbibliothek finden Sie online.
Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.
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