Tagungen
Arbeit im Comic
Workshop
20.–21. Mai 2021
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik richtet das Fritz-Hüser-Institut 2022 die Jahrestagung der Gesellschaft für Comicforschung aus. Im Vorfeld der Jahrestagung trifft sich im Mai 2021 eine kleine Gruppe von Expert*innen zu einem internen digitalen Workshop, um das Forschungsfeld abzustecken und Themen für mögliche Panels zu diskutieren.
In diesem Workshop machen wir es uns zur Aufgabe, Comics kulturhistorisch, medienkulturwissenschaftlich und literarästhetisch auf die in ihnen vorkommenden Bilder von Arbeit zu befragen, wobei die Comic-Produktion selbst ebenfalls eine wichtige Rolle spielen wird. Diese Annäherungen stellen einen ersten systematischen Zugriff auf dieses umfassende Thema dar.Denn während Fragestellungen zu Narrationen von Arbeit in Literatur und Medien derzeit virulent sind, lässt eine Analyse des Themas mit Blick auf Comics auf sich warten. Arbeit wird in vielen medien-, kultur- und literaturwissenschaftlichen Studien aus diskursanalytischer oder narratologischer Perspektive untersucht und als marktökonomische, sprachliche oder epistemische Größe fokussiert.
Für Comics sind solche Ansätze bisher allerdings höchstens als Desiderate verfügbar, obwohl sich nicht wenige Comics und Comicgenres maßgeblich mit Arbeit auseinandersetzen. Man denke in diesem Zusammenhang etwa an die Verhandlung von Klassenverhältnissen in den Dagobert Duck-Comics, an die sozialkritischen franko-belgischen sowie süd- und nordamerikanischen Comics ab den 1970er Jahren, an frühe Funnies und Cartoons, aber auch an fantastische und realistischere Beispiele der neueren Zeit, gerade aus den Federn von schwedischen, britischen und amerikanischen Zeichner:innen.
Nimmt man Comics in der Tradition der politischen Karikatur in den Blick (vgl. Ole Frahm 2010), so wird in Kombination mit den Auseinandersetzungen der bildenden Künste ab dem 19. Jahrhundert – insbesondere durch den von Käthe Kollwitz geprägten Realismus und durch den von Max Liebermann vertretenen Impressionismus – deutlich, dass bildnerische Darstellungen von Arbeit ein wichtiger Teil des 20. und 21. Jahrhunderts sind, auch im Comic.
Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen des Workshops Material gesichtet, kunst- und kulturhistorisch eingeordnet, es werden Thesen entwickelt und Schnittstellen zwischen der bestehenden Forschung und der Comicforschung hergestellt.
Organisation:
Dr. Iuditha Balint (Fritz-Hüser-Institut)
Dr. Markus Engelns (Universität Duisburg-Essen)
Teilnehmer*innen:
Dr. Iuditha Balint (Fritz-Hüser-Institut)
Janneke Eggert, B. A. (Fritz-Hüser-Institut)
Dr. Markus Engelns (Universität Duisburg-Essen)
Prof. em. Dr. Dietrich Grünewald (Universität Koblenz-Landau)
Nina Heindl, M. A. (Universität zu Köln)
Sophia Paplowski, B. A. (schauraum: comic + cartoon Dortmund)
Prof. Dr. Stephan Packard (Universität zu Köln)
Prof. Dr. Ulrike Preußer (Universität Bielefeld)
Michaela Wiegand, M. A. (Fritz-Hüser-Institut)
Korrigieren – eine Kulturtechnik
Wissenschaftliche Konferenz
19.–20. November 2020
Schreiben vollzieht sich immer unter kulturell vorgeprägten Bedingungen und vor dem Hintergrund ästhetischer, stilistischer, grammatikalischer und inhaltlicher Regelsysteme. Dennoch sind Schreibprozesse i. d. R. mit der Vorstellung einer singulären und souveränen Autorschaft verbunden. Unbeachtet bleiben dabei Verfahren des Korrigierens, die sowohl dem Text zu einer druckfertigen Gestalt verhelfen als auch die Autor*innenfigur ergänzen. Mit dieser Konstellation, ihren Praxen und möglichen Folgen für Kategorien der Autorschaft sowie der literarischen und wissenschaftlichen Textproduktion als einer Arbeitstätigkeit will sich diese Konferenz beschäftigen. Dabei perspektiviert sie Fragen kollaborativer Schreibprozesse, aber auch Korrigieren als Tätigkeit, die einerseits Produktionsverhältnissen unterworfen ist, andererseits selbst zur Produktion und Destruktion, Ergänzung, Verbesserung, Entstellung und Überschreibung von Texten und Gedachtem beiträgt.
Eine Kooperation des Fritz-Hüser-Instituts mit der Universiteit van Amsterdam und der Universiteit Antwerpen.
Tagungsprogramm "Korrigieren - eine Kulturtechnik" [pdf, 587 kB]
SCHREIBEN UND ARBEIT – EIN TAG, EIN WERK, EIN AUTOR
Die in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie seit dem 18. Jahrhundert an der TU Dortmund veranstalteten Symposien finden alljährlich am letzten Freitag des Oktober statt. Das Konzept ist denkbar einfach: Wir laden Forschende dazu ein, sich für die Länge eines Tages zu treffen und über ein einziges Werk einer Autorin oder eines Autors zu diskutieren.
Konzept und Organisation: Dr. Iuditha Balint (FHI), Dr. Tobias Lachmann (TU Dortmund), Claas Morgenroth (TU Dortmund), Prof. Dr. Martin Stingelin (TU Dortmund)
SCHREIBEN UND ARBEIT – PETER RÜHMKORFS »SELBST III/88. AUS DER FASSUNG«
Symposium am 25. Oktober 2019, 13.00–19.00 Uhr
Veranstaltungsort: Literaturhaus Dortmund
Zum 90. Geburtstag von Peter Rühmkorf
Aber über so etwas Unansehnliches wie die Arbeit sollten wir uns vielleicht noch einmal privat unterhalten!
– Peter Rühmkorf –
Zeit seines Lebens hat Peter Rühmkorf sich damit befasst, wie der Dichter zum Geld und zum »Fressen« kommt. So ist in einem seiner frühen Gedichte zu lesen: »Ich werde später Geld/ Aus meinen grausigen Visionen schlagen –/ Kommt, gebt mir was zu fressen, ich habe Hunger.« Nach entbehrungsreichen Jahren in der Nachkriegszeit fasst Rühmkorf Fuß in der jungen Bundesrepublik, als Kabarettist, Dichter, Kritiker, Filmemacher, Gastdozent, Lektor und Intellektueller. Er ist etabliert, ohne ein Etablierter zu sein. Er wird mit Preisen bedacht, wenn auch spät (darunter der Georg Büchner Preis 1993), mit einer Werkausgabe beehrt und kanonisiert.
Zu seinem vielleicht außergewöhnlichsten Projekt gehört die Arbeit »Selbst III/88. Aus der Fassung«, das die Entstehung eines einzigen Gedichts in all seinen Entstehungsphasen zu dokumentieren versucht. Am Ende steht ein fast 700 Seiten starkes Buch, radikal durchsichtig und zugleich rätselhaft. Es ist bis heute ohne Vergleich in der Literatur. Auch weil es sich traut, genau die einfachen Fragen zu stellen, die am schwersten zu beantworten sind: »Wie arbeitet ein Gedicht sich voran, und zwar in aller Bescheidenheit vom ersten Einfall bis zum allerletzten Schlusspunkt? Wie gliedert sich ein lyrischer Organismus in die Länge und Breite und nach welchen Gesetzen verketten sich die Assoziationen überhaupt zu einem gesammelten Ganzen?« Ja, wie eigentlich? Und welche »Federzüge«, »Probierläufe« und »Bauabfälle« fallen an, wenn aus einem Einfall ein Wort, aus Worten Sätze, aus Sätzen Verse und aus Versen ein Gedicht wird?
Zum 90. Geburtstag des in Dortmund geborenen Wahl-Hamburgers Peter Rühmkorf lädt der Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur der TU Dortmund gemeinsam mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt zu einem Symposium ein. Das Thema stellt sich bei diesem Jubilar (fast) von selbst: Schreiben ist Arbeit – nur welche?
Mit Beiträgen von Jan Bürger (Marbach), Hans-Edwin Friedrich (Kiel), Lydia Michel (Marbach), Verena Paul (Saarbrücken), Hartmut Steinecke (Paderborn).
Gefördert durch die Arno Schmidt Stiftung.
Schichtungen des Urbanen – Ruhrgebiet und Rust Belt / Layered Cities – Ruhr Area and Rust Belt
Internationale, interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung
07.–08. November (Dortmund) und 20.–21. Februar 2020 (Cincinnati)
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Bremer Saal
Eintritt frei. Anmeldung erforderlich, da nur begrenzte Plätze
Deindustrialisierung und Strukturwandel sind einschneidende Prozesse, durch die sich im Ruhrgebiet und dem Rust Belt nicht nur die wirtschaftliche Grundlage gravierend verändert, sondern auch das soziale, kulturelle und räumliche Gefüge. Schwerindustrien haben weltweit zur Entstehung menschlich überformter Landschaften geführt. Die gebietsweise Konzentration von Kohlebergbau und Stahlproduktion wirkte sich in besonderem Maße auf die Regionalkultur der in den Blick zu nehmenden Räume aus. Die öffentlich artikulierte, etwa literarische, filmische, mediale oder architektonische Geschichtskultur solcher Räume scheint jedoch bisher – so eine erste Beobachtung – unterschiedlich stark auf ein industriell geprägtes Identitätsrepertoire angewiesen. Mit dem Strukturwandel entstanden Bestrebungen zur Förderung von postindustrieller Erinnerung, deren Realisierung auf zivilgesellschaftliches Engagement, finanzielle Unterstützung und institutionelle Verfahren angewiesen sind. Die dadurch teilweise entstehenden Industriekulturlandschaften wirken sich verschiedenartig auf die Repräsentation regionaler Identitäten aus und werden in der künstlerischen Auseinandersetzung mit ihnen häufig mit (nostalgischem) Rückgriff auf ihre Vorgänger, die verloren gegangenen industriell geprägten Räume, verhandelt. Diese von vielen Wechselwirkungen, aber auch Abgrenzungen, Überzeichnungen, -setzungen, -formungen, Parallelitäten, Negationen, Wiederholungen und vor allem Schichtungen gezeichnete Verhältnis zwischen Räumen, Identitäten und Repräsentationen gilt es im Rahmen unserer internationalen und interdisziplinären Konferenz komparativ zu untersuchen.
Eine Veranstaltung des Fritz-Hüser-Institut in Kooperation mit dem LWL-Industriemuseum und der University of Cincinnati.
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