Besuch im Ponyhof Menglinghausen
Das Glück der Erde auf dem Rücken des Voltigier-Bocks
Schnupper-Reiten, um aufs richtige Pferd zu setzen
Von Barbara Nobis
Morgens um elf auf dem Reiterhof in Menglinghausen: Ein Dutzend Kinder steht vor dem Stall des gemeinnützigen Vereins Kultur Aktiv e.V. und betrachtet ehrfürchtig die großen Pferde Flora und Lenny, die aus Ihren Boxen schauen. Der Vereinsvorsitzende Peter Regener krault Lennys Kopf. Dabei erzählt er den Mädchen und Jungen nicht etwas vom Pferd sondern Geschichten über Pferde.
Wie immer wenn es um Pferde geht, sind die Mädchen in der Überzahl. Und wie so oft wissen die Pferdefreundinnen bereits viel darüber, wie ihre Lieblingstiere die Welt wahrnehmen. Und die einzigen Jungen in der Gruppe? Die achtjährigen Freunde Maurice und Nico haben irgendwann einmal auf einem Pferd gesessen, scheinen es jedoch kaum abwarten zu können, dieses Erlebnis zu wiederholen. "Ich möchte jetzt endlich reiten", sagt Nico, während er auf dem Koppelzaun herumklettert.

Peter Regener, Vorstandsmitglied des Reit- und Fahrvereins
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Barbara Noris
Nico und Maurice müssen sich gedulden, denn vor der Praxis gibt es von Peter Regener ein bisschen Theorie, die er in Anekdoten verpackt. So verweist er beispielsweise auf Flora, die trächtige Stute: "Die döst gerade. Seht ihr die halb geschlossenen Augen? Den überwiegenden Teil der Ruhephasen verbringen Pferde mit Dösen. Aber auch wenn es so aussieht, als würde Flora schlafen, reagiert sie bei Gefahr blitzschnell. Pferde sind nämlich Fluchttiere." Und dann erzählt der Pferdeexperte vom Westfalenhengst Pilot, dem super klugen Ausbrecherkönig, von dem Flora und Lenny ganz entfernte Nachkommen sind.
Nach dieser Geschichte und ein wenig Theorie über Kalt- und Warmblüter, das Stockmaß und teure Oldenburger dürfen die Kinder die Nüstern von Hengst Lenny streicheln: "Aber macht es mit der flachen Hand und angelegtem Daumen - vor allem, wenn ihr gleich die Pferde füttert. Pferde sind nämlich verfressen und könnten zuschnappen." Die Mädchen sind schnell zur Stelle. Nach einigem Zögern traut sich schließlich auch Nico. Kurz streicht er über das warme Maul und zuckt zusammen, als Lenny den Kopf schüttelt.
Kurze Zeit später stehen die Mädchen und Jungen vor einem Bottich mit Hafer. "Was fressen Pferde denn alles?", will Peter Regener wissen: "Heu, Gras, Äpfel, Karotten, Zucker" rufen die Kinder durcheinander. "Und was machen wir mit dem Hafer? Wollt Ihr den jetzt essen oder an die Ponys verfüttern, die draußen vor dem Stall auf euch warten?" Den Mädchen fällt die Entscheidung leicht. Sie laufen mit einer Handvoll Hafer zu ihrem Lieblingspony und haben nach einer halben Minute die Hände zum Striegeln frei. Nico löst sein Problem mit schnappenden Pferdemäulern wie ein Gentleman: "Wenn du willst, gebe ich dir meinen Hafer", sagt Nico zu Hannah und schüttet ihr seine Haferladung auf die Hand.

Obwohl Pony Charly einmal scheute, nachdem es sich erschreckt hatte, drehte Hannah tapfer eine weitere Runde durch die Reithalle.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Barbara Nobis
Auch Maurice gibt sich galant, als es um das Auskratzen der Hufe geht. Mit der Bemerkung "Ladys first" reicht der Junge den Hufkratzer an Leonie weiter und beobachtet das Geschehen aus sicherer Entfernung. Es könnte ja sein, das Pony Mary ausschlägt, wenn es eine Hufe heben soll. Mary ist jedoch ein äußerst ausgeglichener braun-weißer Schecke, der keinen Mux tut. Lammfromm lässt Mary das Striegeln über sich ergehen, selbst dann noch, als Nico sein Lied anstimmt: "Die Flecken müssen weg, die Flecken müssen weg", trällert der Achtjährige gut gelaunt.
Danach dürfen die Kinder ihr Lieblingspony im Kreis durch die Reithalle führen. "Achtet darauf, dass ihr die Leine nicht zu lang lasst und sie nicht um eure Finger wickelt. Lieber ein ausgebüchstes Pferd als ein gebrochener Finger", mahnt Peter Regener. Den meisten Kindern gelingt es, diesen Ratschlag in die Praxis umzusetzen. Dennoch: Beim Ritt durch die Halle wird manchem Kind erst so richtig bewusst, das Pferde ihren eigenen Verstand haben. Der Mensch muss sich in sie einfühlen und vorausschauend handeln. Maurice und Nico merken sehr schnell, dass Pferde eben keine Spielkonsolen sind. "Das Pony will mich beißen" ruft Nico, als Mary einmal nach der Leine schnappt. Auch Maurice ist der Ritt auf dem Pferd nicht geheuer: "Aus dem Weg!", ruft er lauthals und wendet sich dann an seinen Freund: "Nico, nicht so schnell!". Dabei trotten Mary und Nico im Schritttempo voran. Nach diesem Ritt überlassen die Jungen das Pony den Mädchen und erproben sich an den Voltigier-Böcken. Die stehen wenigstens still.
Die Mädchen trauen sich dagegen immer mehr zu: Lara möchte einmal den Trab auspro-bieren und bittet Reitermädchen Lisa, ihr dabei zu helfen. Hannah, Lilli und Alina testen, ob es ihnen gelingt, eine Parade zu reiten. Selbstverständlich helfen sie nach dem Reiten ohne Murren beim Stallausmisten. Zum Reiten gehört schließlich auch die Pferdepflege! Das sehen die Jungen anders. Später misten die Jungen dann aber doch noch eine Box aus und haben dabei sogar ihren Spaß. Der Schnupperkurs war 1a mit Sternchen ist die einheitliche Meinung der Kinder.
Bilderstrecke: Ausflugsziel: Ponyhof Menglinghausen

Kontakt
Kultur Aktiv e.V. gemeinnütziger Verein Reit- und Fahrverein Dortmund – Menglinghausen "Ponyhof Menglinghausen"
Adresse im Stadtplan anzeigen:
Anfahrt planen:
In den Ferien werden Schnupperkurse angebo-ten. Die Kurse werden ca 4 Wochen vor den jeweiligen Ferien ausgehangen.
Internet beachten.
Ansonsten zu den normalen Trainingszeiten ist eine Anmeldung über eine sehr lange Warteliste notwendig.
Geeignet für Kinder ab 7 Jahren
Readspeaker