Santa Monika: Unterwegs auf dem Dortmund-Ems-Kanal
12.00 Uhr: Auftakt der Kampagne 2008 "Dortmund... mit Kindern erleben" des Familien-Projekts und der Ruhr Nachrichten. Am Dortmunder Stadthafen warten über 100 Familien darauf, an Bord der Schiffe Santa Monika I und II gehen zu dürfen. Dazu zählt auch das Ehepaar Schweißinger mit ihren Enkeln Lea und Nils. Der Siebenjährige ist gespannt, ob er im 15 Kilometer entfernten Henrichenburg einen Schleusenvorgang beobachten kann.
Von Barbara Nobis
Gleiches gilt für die 11jährige Eda, die mit ihren Eltern und ihren Freunden Enes, Yusuf, Erkan und Benjamin die kurzweiligen Einlagen zweier Animateure beobachtet. Ein Pirat spielt auf seinem Akkordeon Seemannslieder; zeitgleich läuft ein Mann mit Frack und Zylinder auf ein Meter hohen Stelzen durch die Menge. Diese Darbietungen verkürzen den 400 Menschen die Wartezeit. (Die Künstlerdarbietungen gehören nicht zum Ausflugsprogramm der Santa Monika).
13.10 Uhr
Endlich: Eda, Erkan, Yusuf, Enes und Benjamin sitzen auf einer der Holzbänke des Außendecks. Sie kichern aufgeregt und harren gespannt der Dinge, die vom Dach eines Schiffes betrachtet werden können.
13.45 Uhr
"Schon wieder eine Brücke", ruft Enes, als die Santa Monika II die Lindenhorster Brücke passiert. Was der 11-Jährige bis jetzt gesehen hat? Container, Enten, Pferde und Baukräne im Kanalbecken. Doch schon bald wird das Beobachten zur Nebensache. Es gibt Kaffee, Orangensaft und Bienenstich. Und noch bevor die letzten Kuchenstücke in den Kindermündern verschwunden sind, steht ein Mann mit schwarzem Anzug, rotem Hemd und schwarzem Hut in der Mitte des Außendecks. „Soll ich mit euch zaubern?“, will Thomas Wachsmann alias „Mr. Tom“ wissen. Der Unterhaltungskünstler geht auf Tuchfühlung. Er lässt die Kinder kräftig pusten. Diesem Pustewind kann das rote Seidentuch, das seine linke Hand umfasst, nicht standhalten. Es verschwindet und taucht aus dem Nichts wieder im rechten Ärmel seines Anzugs auf.
14.00 Uhr
Bei der Brücke am Dortmunder Ring schaut kein Kind mehr hoch zu den Brücken, die sich über den Dortmund-Ems-Kanal spannen. Die Mädchen und Jungen haben nur noch Augen für die Zaubertricks von Mr. Tom. Er behauptet, mittels "Gedankenmagie" jene Spielkarte erraten zu können, an die eine junge Frau kurz zuvor gedacht hat. Und tatsächlich funktioniert der Zaubertrick. Das Publikum klatscht begeistert.
14.15 Uhr
Bei aller Zauberei kann Mr. Tom die Reisenden nicht an mehreren Orten gleichzeitig unterhalten. Deshalb teilen im Ober- und Unterdeck die Mitarbeiterinnen des Familienbüros Stifte und Malvorlagen aus und spielen mit den Kindern das Kartenspiel "Schwarzer Peter". Immerhin ist die Santa Monika, als sie die Oberwiesener Brücke kreuzt, schon über eine Stunde unterwegs.
15.00 Uhr
Die Santa Monika II legt oberhalb der alten Schleuse Henrichenburg an. 200 Menschen strömen an Land und laufen in Gruppen entlang der Haine, Wiesen und Schleusenausläufer. Nach zirka 300 Meter erreichen sie die alte Schachtschleuse, die 1989 still gelegt wurde. 14 Meter ragen die alten Schleusenmauern aus rotem Ziegelstein in die Höhe. Weiße Flecken an den Wänden zeugen von den Wassermassen, die hier einst bewegt wurden. Das interessiert Eda und die anderen Kinder, die durch die Schleuse rennen, jedoch nicht so sehr, wie die inzwischen mit Gras bewachsenen, haushohen Staumauern in der Nähe des Yachthafens. Enes und Yusuf sind die ersten, die die Spitze der Böschung erreicht haben und auf ihrem Hosenboden auf der abgenutzten Grasnarbe jodelnd nach unten schliddern.
15.45 Uhr
Solche Rutschpartien locken den siebenjährigen Nils und die fünfjährige Lea (noch) nicht. Nils möchte so schnell wie möglich zur neuen Großschleuse, weil er von weitem einen blau gestrichenen Tanker gesehen hat, der in die neue Schleuse eingefahren ist. Der Junge nimmt seinen Opa an die Hand und rennt mit ihm auf die Brücke vor dem Schleusentor. Gebannt schaut der Fünfjährige auf die Reling des blauen Schiffes, dessen Rumpf die Schleusentore verbergen. Dann verschwindet der Tanker vollends hinter den eisernen Pforten, Wasser strömt in die Schleuse. Minutenlang passiert scheinbar nichts mehr. Nils hasst es, warten zu müssen und fragt ungeduldig, wo denn das Schiff bleibt. "Das kommt gleich, da ist bestimmt noch ein weiteres Frachtschiff eingefahren", antwortet sein Großvater. Schließlich öffnen sich die Schleusentore dann doch: "Sieh mal, da kommt das Schiff!", jubelt Nils und sieht zwei Schiffe, die nacheinander das Schleustor passieren - den blauen Tanker und ein Frachtschiff, das Stahlmasten transportiert.
16.30 Uhr
Die Rückfahrt beschert Nils einen weiteren Höhepunkt. Zusammen mit seiner Schwester und dem 9-jährigen Erik darf er das Steuerhaus der Santa Monika II besichtigen. Hier steht Schiffsmann Jens Balfanz vor dem hüfthohen Steuerrad und navigiert das Schiff. "Hin und wieder lassen wir Kinder hier im Steuerhaus mitfahren", erzählt der Schiffsführer und blickt dabei auf den Drehzahlmesser. Er erklärt, dass das Schiff momentan zehn Kilometer in der Stunde fährt und zeigt den Kindern, wo sich der Ruderhalter befindet. Nach dieser kurzen nautischen Unterweisung geht es für Nils, Lea und Erik wieder ans Oberdeck. Hier erwartet sie bereits die nächste Attraktion: Künstler David Kaiser formt nach den Wünschen der Kinder aus Luftballons grüne Pudel, violette Pferde, rote Herzen und gelbe Schwerter.
17.50 Uhr
Nils sitzt an einem Tisch des Außendecks und blickt auf die Container des Dortmunder Hafens. Der Siebenjährige wirkt müde, aber glücklich. Ihm hat das neue Hebewerk Henrichenburg am besten gefallen. Unweit von ihm spielt Erik mit seinem grünen Luftballonpudel. Er wäre noch gerne länger im Steuerhaus mitgefahren.
Bilderstrecke: Ausflugsziel Santa Monika

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