Dortmund-Ems-Kanal: Familien ruderten auf dem Wikingerschiff "Asgard" zum Dortmunder Hafen
Wissen Sie, wie ein Wikingerschiff aussieht? Der zwölfjährige Marc-André, der mit zwanzig weiteren Abenteurern auf die "Asgard" wartete, war sich in einem sicher: Riesengroß muss solch Schiff sein. Dann legte die "Asgard" am Steg des Ruderclubs Germania an - ein gelb gestrichenes Ruderboot, der Bug mit einem drei Meter hohen, hölzernen Drachenkopf verziert.
Von Barbara Nobis
Das 15 Meter lange Boot ist bei weitem nicht so groß wie Marc-André gedacht hat; trotzdem freut sich der Junge auf die gut einstündige Fahrt auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Möglich wurde die "Rudertour wie die Wikinger" durch die Kooperation des Familien-Projekts mit den Ruhr Nachrichten, die an dieser Stelle attraktive Ausflugsmöglichkeiten für Familien vorstellen.
Gekleidet mit Piratentüchern und Wickie-Kappen nehmen die Seefahrer die 16 Ruderplätze ein. Skipper Achim Lehmann steht felsenfest am Heck, beobachtet, wie sein "Bootsmann" Rolf Husemann Sicherheitswesten an die kleinen Freizeit-Wikinger unter acht Jahren ausgibt. In Erwartung der körperlichen Anstrengung haben diese ordentlich Proviant dabei, beispielsweise Kekse, Butterbrote und Obst.
"Ruder aus den Riemen lösen, in die Auslage, nach vorne, fertig los", feuert Achim Lehmann seine Mannschaft an. Die Jungen und Mädchen samt ihrer Eltern folgen den Anweisungen, legen sich in die Riemen. Doch noch fehlt der Rhythmus, die Ruderblätter tauchen zu unregelmäßig in das glitzernde Wasser ein. Die "Asgard" kommt in der nächsten Viertel Stunde nur langsam voran. Als das Boot den Petroleumhafen erreicht, schaltet Skipper Lehmann den Außenbordmotor an. Mit 30 PS gleitet die "Asgard", deren Name soviel wie "Himmel der Götter" bedeutet, durch das Wasser. Und während der Motor leise schnurrt, entspannen sich die Ausflügler bei Wasser und Keksen.
Frische Luft und Dieselöl
Die "Asgard" - ein Vergnügungsdampfer? "Das Rudern sollen unsere Gäste hier nicht lernen", so Achim Lehmann, während er mit der Ruderpinne das Schiff sicher durch den Dortmunder Hafen manövriert. "Das Befahren des Kanals ist ziemlich sicher – da können auch Familien mit kleinen Kindern mitmachen."
Am Container-Terminal beobachtet der neunjährige Max, wie ein Kran Container um Container auf Eisenbahnwaggons lädt. Zwischen die frische Luft mischt sich der Geruch von Dieselöl. Statt sattem Grün dominieren nun graue Werkshallen die Sicht. Schrott wird recycelt, Bleche lagern vor einer Stahlfabrik. Eine Sirene ertönt, Metall fällt krachend zu Boden. "Am Wochenende ist es hier ruhiger", kommentiert der Skipper sein Wendemanöver.
Danach hat die Mannschaft der Ehrgeiz gepackt. "Wir wollen wieder ans Ruder", sagt die achtjährige Mia-Mara und begibt sich mit den anderen Ruderern auf Position. Erneut gibt Skipper Achim für kurze Zeit den Ton an, scherzt, die Mannschaft solle mindestens 2.000 Ruderschläge machen. Die ganze Gruppe zählt von eins aufwärts. Bei der Zahl 50 arbeiten noch acht von 16 Ruderern unverdrossen an den Riemen. Das Schiff passiert Baumalleen, Fahrradfahrer, Menschen, die am Kanal grillen, angeln, baden.
"Land in Sicht!"
Immerhin: Die taktgebenden "Schlagleute" Mia-Mara, Janine und Joye – alle nicht älter als acht Jahre – sowie ein paar Mitstreiter in der Nähe des Bugs sind ausdauernd genug, um die blauen Ruderblätter 300 Mal ins Wasser zu tauchen. Und da sie nun fast synchron zählen, erreichen sie irgendwann die Deusener Brücke. "Land in Sicht" ruft der neunjährige Frank ausgelassen, als die "Asgard" wieder anlegt. Die Kinder und Eltern gehen gut gelaunt an Land. "Hier an Bord hätte ich es noch drei Stunden länger ausgehalten", verkündet die achtjährige Mia-Mara.
Vielleicht wird Mia-Maras Wunsch demnächst Wirklichkeit? Denn die "Asgard" ist des Öfteren auf Tagestour unterwegs – so zum Beispiel auf den Dortmund-Ems-Kanal in Richtung Olfen.
Bilderstrecke: Ausflugsziel Dortmund-Ems-Kanal: Wikingerschiff "Asgard"

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