Bildung
Stadt will Schulbildung für geflüchtete Kinder und Jugendliche stärken
Kinder und Jugendliche müssen in die Schule gehen können, darüber herrscht Einigkeit in der Dortmunder Stadtspitze. Die Verwaltung nimmt daher kommunales Geld in die Hand, um auch geflüchteten Minderjährigen Schulbildung zu ermöglichen. Mit dem Land NRW muss extra gesprochen werden.

Geflüchtete Kinder sollen in Dortmund nicht länger auf einen Schulplatz warten müssen.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): stock.adobe.com / Blacky
Die Stadt Dortmund macht Tempo beim Thema Schule: Der kommissarische Schuldezernent Christian Uhr und die gesamte Stadtverwaltung wollen rund 1.100 Schulplätze für Kinder aus Flüchtlingssituationen schaffen.
Rat soll über Schulentscheidung beraten
Der Krieg in der Ukraine hat die bereits angespannte Situation für die Beschulung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen erheblich verschärft. Dank intensiver Bemühungen aller Beteiligten haben im vergangenen Schuljahr bereits 1.663 Schüler*innen einen Schulplatz in Dortmund erhalten. Es befinden sich weiterhin noch ca. 800 Minderjährige auf der Warteliste.
Um ihnen möglichst schnell Teilhabe, Integration und Beschulung zu ermöglichen und damit auch Klagen vorzubeugen, schlägt der Verwaltungsvorstand dem Rat der Stadt vor, in einer Dringlichkeitsentscheidung über die Schaffung weiterer Schulplätze zu beschließen. Der Rat wird in seiner September-Sitzung darüber beraten.
Zwei "Pakete" für mehr Unterricht
In einem ersten Schritt sollen zwei ehemalige Schulstandorte - die Frenzelschule in Hörde und die ehemalige Hauptschule am Ostpark - sowie sechs Räume im Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum am Westpark für insgesamt 580 zugereisten Schüler*innen hergerichtet werden. Außerdem schlägt die Verwaltung dem Rat vor, weitere Schulstandorte zu prüfen, pädagogische Konzepte für sie zu erstellen und die nötigen Bau-Maßnahmen und voraussichtliche Kosten zu ermitteln.
An der ehemaligen Frenzelschule sollen 15 Schulklassen für 300 Schüler*innen entstehen, darunter zehn Klassen für die Primarstufe und fünf für die Sekundarstufe 1. In der ehemaligen Hauptschule am Ostpark in der Innenstadt-Ost könnten acht Klassen der Sekundarstufe 1 für 160 Schüler*innen eingerichtet werden. Zusätzlich sollen im Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum sechs Räume für 120 Sek1-Schüler*innen genutzt werden. Die ehemaligen Schulgebäude müssen zunächst saniert und für den Schulbetrieb hergerichtet werden.
Für diese drei Standorte, so erläuterte Interims-Schuldezernent Christian Uhr am Dienstag, 16. August, werde es von Mobiliar über Offenen Ganztag bis hin zu Coachings gehen. "Als Stadt Dortmund nehmen wir 5,7 Millionen Euro als kommunales Geld in die Hand, um das zu stemmen."
Unterschiedliche Schüler*innengruppen treffen aufeinander
Schulrechtlich und organisatorisch werden die Schüler*innen einer bestehenden Schule zugeordnet, der Unterricht findet jedoch außerhalb in den neu herzurichtenden Gebäuden statt. Auf diese Weise treffen dort Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Schulen aufeinander. An den neu einzurichtenden Schulgebäuden müssen unterschiedliche Betreuungs- und Unterstützungsangebote eingerichtet werden, z.B. zum Spracherwerb, zur Integration, zur Sozialarbeit oder zum Offenen Ganztag. Nach spätestens zwei Jahren sollen die Schüler*innen in eine Regelklasse eingegliedert werden.
Am Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum ist das Projekt "Angekommen in deiner Stadt Dortmund" angesiedelt. Es wird mit Mitteln der Walter Blüchert Stiftung unterstützt und basiert auf einer Vereinbarung des NRW-Ministeriums für Schule und Bildung und der Stadt Dortmund. Obwohl die Zielgruppe eher ältere Schüler*innen der Berufskollegs sind, ist dieses Projekt grundsätzlich geeignet, die jeweiligen neuen Schulstandorte personell für das pädagogische und integrative Angebot und für das Standortmanagement zu unterstützen.
Noch andere Gebäude sollen geprüft werden
Bereits jetzt ist absehbar, dass die genannten Gebäude nicht ausreichen werden, um allen Zugereisten einen Schulplatz zu ermöglichen. Geprüft werden sollen daher außerdem
- die aktuelle Dependance der Max-Wittmann-Förderschule in Brackel (16 Klassen für 320 Schüler*innen),
- die ehemalige Hauptschule Derne (sechs Klassen für 120 Schüler*innen),
- die ehemalige Dependance der Dietrich-Bonhoeffer-Grundschule in Scharnhorst (vier Klassen für 80 Schüler*innen) und
- das ehemaliges Schulgebäude an der Sckellstraße (18 Klassen für 360 Schüler*innen).
Immobilienwirtschaft wird eingebunden
Oberbürgermeister Thomas Westphal kündigte am Dienstag, 16. August, an, in der "zugespitzten" Situation müsse alles getan werden, um geflüchtete Kinder und Jugendliche in die Schulen zu bekommen. Unter anderem werde auch eine Person in der Immobilienwirtschaft allein zu diesem Thema tätig werden. "Wir machen unsere Hausaufgaben und werden auch nochmal mit der NRW-Landesregierung sprechen."
Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.
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