Klima
Stadt Dortmund fördert Gründächer
Dachbegrünungen sollen in Dortmund Normalität werden. Um den Eigentümer*innen von privaten und gewerblichen Flächen die Entscheidung für eine Dachbegrünung zu erleichtern, gibt es noch bis zum 31. Januar 2022 eine Förderung von bis zu 50 Prozent.

Dachbegrünungen sollen in Dortmund Normalität werden.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): © GRÜN+DACH Jürgen Quindeau
In den vergangenen Jahren haben sich Starkregenereignisse mit der Gefahr von Überflutungen auch in Dortmund merklich gehäuft. Die Extremwetter in den Jahren 2008 und 2014 hatten erhebliche Auswirkungen in einzelnen Stadtteilen, die den Dortmunder*innen in Erinnerung geblieben sind. Im Juli gab es verheerende Schäden durch Überflutungen in ganz NRW. Zusätzlich erhöht sich die Anzahl heißer Tage mit mehr als 35 Grad und tropischer Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Insbesondere ältere Menschen, Kinder und gesundheitlich vorbelastete Personen sind durch die länger anhaltenden Hitzeperioden gefährdet.
Klimaangepasste und nachhaltige Stadtentwicklung
Um diese Risiken und Belastungen langfristig zu vermindern, verfolgt die Stadt das Ziel einer klimaangepassten und nachhaltigen Stadtentwicklung. In den vergangenen Jahren wurden ein integriertes Klimaanpassungskonzept (MiKaDo) und ein Handlungsprogramm für Klimaschutz und saubere Luft erarbeitet, das in den kommenden Monaten veröffentlicht wird. Ein Baustein der Dortmunder Strategie ist die Begrünung von Gebäuden, Vorgärten und insbesondere von Dächern.
Dachbegrünungen sollen in Dortmund Normalität werden. Bei Neubauten mit Flachdächern wird die Dachbegrünung bereits standardmäßig umgesetzt. Bei schon gebauten Gebäuden sind die Bedenken für nachträgliche Dachbegrünungen oft größer. Im Rahmen einer Dachbegrünungsstrategie, die Dortmund gemeinsam mit anderen Städten und der Emschergenossenschaft ins Leben gerufen hat, wurde in Dortmund sogar schon im Innenstadtbereich eine Dachbegrünung verpflichtend gemacht, sofern genehmigungspflichtige Änderungen vorgenommen werden.
Bis zu 50 Prozent Förderung bis Januar 2022
Um den Eigentümer*innen von privaten und gewerblichen Flächen die Entscheidung für eine Dachbegrünung zu erleichtern, gibt es noch bis zum 31. Januar 2022 eine Förderung von bis zu 50 Prozent.
300.000 Euro hat das Land NRW der Stadt Dortmund im Rahmen des Programms "Klimaresilienz in Kommunen" bereitgestellt. Die Antragstellung ist leicht gemacht und schnell bearbeitet. Es winken bis zu 50 Euro pro Quadratmeter, vorausgesetzt, dass das Gebäude älter als fünf Jahre ist, die Fläche größer als 25 Quadratmeter und eine Begrünung nicht verpflichtend ist. Dieses Angebot haben bereits einige Eigentümer*innen in Anspruch genommen und einen Antrag gestellt.
Die Vorteile einer Dachbegrünung
Eine Dachbegrünung ist in vielerlei Hinsicht vorteilhaft. Sie reinigt die Luft und bindet Feinstaub. Eine Begrünung hält bis zu 90 Prozent Regenwasser zurück und verdunstet einen Großteil. Dadurch reduziert sie die Überflutungsgefahr bei Starkregenereignissen. Es gibt auch sogenannte Retentionsdächer, die noch viel mehr Wasser zurückhalten und speichern können. Außerdem kann man mit der begrünten Dachfläche 50 Prozent der Abwassergebühr einsparen.
Auch das Kleintier freut sich über die gewonnene Artenvielfalt und die Bewohner*innen unter dem begrünten Dach können sich über ein besseres Raumklima freuen, wenn die Sonne mal wieder auf die Erde brennt. Tauscht man ein schwarzes Bitumendach mit einem Gründach hat auch der direkte Nachbar mit Blick auf das Dach etwas davon. Sowohl optisch als auch gefühlt, da sich dieses nicht mehr auf bis zu 80 Grad im Sommer aufheizt.
Grüne Dächer sorgen für kühlere Sommer
"Begrünte Dachflächen verbessern zum Einen durch ihre geringere Wärme-Abstrahlung das Mikroklima– es wird eindeutig kühler dadurch im Sommer", sagt Michael Leischner, Abteilungsleiter Klima, Luft und Lärm, und führt weiter aus: "Eine Dachbegrünung absorbiert Regenwasser, welches dann auch langsamer, weniger die Kanalisation belastend, abfließt. Durch die Verdunstung wird zudem bei Sonneneinstrahlung die Luft gekühlt."
Der Eigentümer des Gebäudes des Umweltamtes hatte damals auf Betreiben der dort Arbeitenden nachträglich eine Dachbegrünung vorgenommen. Ohne die Begrünung wurden am Dach 50 Grad Celsius gemessen, welche auf die umliegenden Büros abstrahlten. Mit der Dachbegrünung wurden diese Temperaturen signifikant reduziert und ermöglichen sogar ein Öffnen der Fenster an Sommertagen, ohne dass eine heiße Föhnluft eindringt.
Kostenlose Energieberatung
Im stadteigenen, kostenlosen Energieberatungsbüro dlze, berät Joachim Müller zu allen Fragen der energetischen Sanierung und Dachbegrünung. Viele Bauwillige haben zum Beispiel Bedenken, ob die Statik des Daches eine Dachbegrünung trägt und ob eine Kombination mit Photovoltaik möglich ist. "Eine Dachbegrünung schließt die Installation von Solarmodulen nicht aus, eher im Gegenteil. Wenn sich die Dächer im Sommer stark aufheizen, reduziert sich die Effizienz der Geräte. Da wirkt sich das kühlende Dach eher positiv auf die Stromproduktion aus", verrät Joachim Müller, der Energieberater des dlze. Bezüglich der Statik weist ein Kiesdach daraufhin, dass das Dach auch ein Gründach trägt, da die Gewichtsdimensionen sehr ähnlich sind. Letztendlich muss jedoch hier durch einen Statiker abgeklärt werden, ob eine Durchführung möglich ist.
Ein grünes Dach ist mit Sicherheit eine sinnvolle Investition für Mensch und Natur und leistet einen Beitrag für eine klimaangepasst Stadtentwicklung.
Zum Thema
Das kostenlose Energieberatungsbüro dlze bietet persönliche oder telefonische Beratung in der Berswordt-Halle, Kleppingstr. 37, 44135 Dortmund, an.
Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.
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