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Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Jesús González Rebordinos

Denkmal des Monats

Das Theater rockt weiter im "Piano" in Lütgendortmund

Nachricht vom 14.01.2022

Das "Musiktheater Piano" an der Lütgendortmunder Straße 43 war seit dem Frühjahr 2020 durch die Pandemie häufig geschlossen. Einige Dortmunder*innen befürchten die dauerhafte Schließung oder gar den Abriss des Gebäudes. Diese Sorge kann die Denkmalbehörde Dortmund nehmen: Sie begleitet die derzeitigen Bauarbeiten und stellt das Objekt als Denkmal des Monats Januar 2022 vor.

Denkmal des Monats 2022 Januar

Das "Musiktheater Piano" in Lütgendortmund ist Denkmal des Monats Januar 2022.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Stadt Dortmund

Stil als Erkennungsmerkmal der Bauzeit

Der Gebäudekomplex nimmt die ganze Breite zwischen den Straßeneinmündungen "In der Schmechting" und "Neu-Crengeldanzstraße" an der Lütgendortmunder Straße ein. Auffällig ist dabei die Gliederung der Baukörper. Es scheint so, als ob zwei selbständige dreigeschossige Eckgebäude durch einen nur zweigeschossigen niedrigeren Riegel verbunden seien. Dieser Eindruck trügt nicht. Zwar dekorieren geschwungene Jugendstilformen die ganze Außenfassade. Klassizistische Dreiecksgiebel über dem Mitteltrakt und dem östlichen Baukörper deuten jedoch auf eine frühere Entstehungszeit dieser beiden Elemente hin. Die Bestätigung findet man in der Inschrift über dem Tor des Mitteltraktes: "1873. Wilh. Roggenkämper. 1903." Ab 1903 ließ der Gastwirt Wilhelm Roggenkämper wegen guter Geschäfte sein 1873 errichtetes Gasthaus in den damals modernen Jugendstilformen erweitern.

Juwel des Jugendstils

Stärker noch als das Äußere atmet das Innere den Geist des Jugendstils und lässt viele staunen: Labyrinthartig verschachteln sich die Gasträume ineinander. Besonders eindrucksvoll ist der große Saal mit Bühne und Balkon, der sich für alle möglichen Darbietungen und Auftritte eignet. An ihn schließt sich die "Glashalle" an, wie es in alten Bauzeichnungen heißt - ein Wintergarten, der den Gastraum erweitert. Holzvertäfelungen, Türen und Fenster, Stuckfriese, Bühnenfassung, Saalbalkon, selbst die Durchreiche und ein Teil der Tische und Stühle stammen noch aus der Zeit des Um- und Neubaus 1903: ein Jugendstiljuwel, wie man es in seiner Komplettheit Gänze nur noch selten antrifft.

150 Jahre Gastlichkeit

Seit fast 150 Jahren kümmert man sich hier auf unterschiedliche Weise um seine Gäste. 1873 war dem Gasthaus mit dem zeittypischen Namen "Deutsches Haus" noch eine Bäckerei angeschlossen. Da das "Deutsche Haus" ein immer beliebterer Treffpunkt für die neu nach Lütgendortmund zugezogenen Bergleute und ihre Familien wurde, reichte der Platz bald nicht mehr aus. Ab 1903 kam es zu den beschriebenen An- und Umbauten. Auch die Bäckerei wandelte man in Gasträume um. Erst ab den 1960er Jahren führten verändertes Freizeitverhalten und großzügigere Wohnverhältnisse zum Rücklauf des Gastbetriebs. Ein Glücksfall war die Gründung des Musiktheaters Piano. Es bewahrte das Haus vor Schließung und Umnutzung, dem Schicksal vieler Gasthäuser in den Vororten.

Eigentümer*innenwechsel und Sanierung

Auch nach einem Wechsel des Hauseigentums wird das Musiktheater Piano unter bewährter Leitung weitergeführt. Auf der Homepage des Pianos finden sich Programmvorschauen bis zum März 2023. Allerdings wollen die neuen Eigentümerinnen das Haus möglichst fit für die Zukunft machen. Deshalb ließ man neben einer dringenden Dachreparatur zunächst kleinere Sanierungsarbeiten durchführen.

Inzwischen liegt ein Gesamtsanierungskonzept eines Architekturbüros vor. Es sieht für 2022 wichtige Erhaltungsmaßnahmen wie die Erneuerung der Dacheindeckung, Restaurierung der Türen, Neuverfugung und Sanierung der Fassaden sowie notwendige Kanal- und Elektroarbeiten vor. Genutzt werden die Arbeiten, um nicht ganz sachgerechte Reparaturen aus der Vergangenheit wieder in den bauzeitlichen Zustand von 1903 zu bringen. So werden die Ecktürmchen statt mit Bitumen wieder mit Schiefer gedeckt. Alle Fenster erhalten wieder eine jugendstiltypische runde Schlagleiste. Langfristig wird nach einem nachhaltigen Schallschutz-Konzept gesucht, um die jetzige Abdichtung der "Glashalle" durch Spanplatten entfernen zu können. Der Wintergarten erhielte dadurch seine ursprüngliche lichtdurchflutete Atmosphäre zurück.

Weitere nötige Restaurierungen im Inneren werden nur in kleinen Schritten vorgenommen, um den Betrieb des Musiktheaters nicht zu stark zu beeinträchtigen. Zur Freude aller Interessierten ist allen Beteiligten daran gelegen, diesen einmaligen Gastro- und Veranstaltungsort in seiner historisch überlieferten Form zu erhalten.

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Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.