Bildung
Artensterben: Naturkundemuseum Dortmund zeigt kritische Ausstellung
"Tot wie ein Dodo. Arten. Sterben. Gestern. Heute" - das ist der Titel der Sonderausstellung im Naturmuseum Dortmund. Ab den 8. April bis zum 20. November 2022 wird eindrucksvoll die Geschichte von Tierarten erzählt, die durch den Menschen ausgerottet wurden oder kurz vor der Ausrottung stehen.

In der Ausstellung "Tot wie ein Dodo" ist die Nachbildung eines lebensgroßen südliches Breitmaulnashorn zu sehen. Diese Art war Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausgerotte, konnte aber durch strike Schutzmassnahmen gerettet werden. Das nördliche Breitmaulnashorn ist bereits ausgestorben, 2018 musste der letzte Bulle eingeschläfert werden.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Roland Gorecki
Tausende Tierarten bereits ausgestorben
Während die Menschen mittels digitaler Medien mehr und mehr in virtuellen Welten leben, verabschiedet sich in der realen Welt ein Großteil unserer Tier- und Pflanzenwelt – für immer. Wie konnte es soweit kommen und was können wir gegen diese rasch fortschreitenden Veränderungen tun? Oder sind auch wir Menschen vielleicht bald "Tot wie ein Dodo"?
Das Naturmuseum Dortmund nimmt sich in seiner neuen Sonderausstellung "Tot wie ein Dodo?" der Ausrottungen an. Denn das Schicksal des Dodos teilen inzwischen Tausende von Arten, und das direkt oder indirekt durch den Menschen verursachte Artensterben geht weiter.
Dead as a dodo: 100 Jahre nach ihrer Entdeckung ausgestorben
Der Dodo gilt dabei als Paradebeispiel für eine vom Menschen ausgerottete Tierart. Als im 16. und 17. Jahrhundert die Seefahrt nach Indien zunahm, wurde Mauritius zu einem wichtigen Zwischenstopp, an dem sich Seefahrer*innen mit Proviant eindeckten. Unter anderem dienten auch Dodos als Nahrung, obwohl das Fleisch angeblich sehr zäh war. Um 1700, nur 100 Jahre nach der ersten schriftlichen Erwähnung, waren sie ausgerottet.

Nashörner, Eisbären, Löwen und Tiger gehören bereits jetzt zu den bedrohten Tierarten und werden ohne weitere Schutzmaßnahmen bald aussterben.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Roland Gorecki
Wie die ausgestorbenen Arten genau aussahen, weiß man in vielen Fällen nicht, denn nicht alle wurden dokumentiert. Anhand von Knochen und anderen Hartteilen, die die Zeit am längsten überdauern, auch durch Fossilien und Tierspuren bekommen wir ein Bild. Forscher*innen gelingt es mit aufwendiger Forschung, ein ausgestorbenes Tier zu rekonstruieren. Mit neuen Erkenntnissen ändern sich auch die Vorstellungen, die wir von den Arten haben.
Aktuell sehr bedroht: Eisbär, Tiger und Nashorn
In der Ausstellung sind zahlreiche lebensechte Modelle bereits ausgestorbener Tierarten in ihrem Lebensraum zu sehen, darunter Dodo und Riesenmoa, aber auch aktuell sehr bedrohte Arten wie Eisbär, Tiger und Nashorn. Sogar der Löwe als "König der Tiere" gilt als gefährdet, vor allen wegen der Zerstörung seines natürlichen Lebensraums.
Zitat
In Afrika leben aktuell nur noch 20.000 Löwen. Sehr stark im Rückgang leider, weil der Lebensraum der Tiere nach und nach zerstört wird.
Auch bei uns in Deutschland gelten mehr als ein Drittel der in der "Roten Liste" aufgeführten Arten als im Bestand gefährdet oder ausgerottet. Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung, aber auch unser Konsum, der Tourismus oder der Exotenhandel sind Gründe für das Aussterben vieler Tiere. "Neue errichtete Siedlungen und Straßen trennen die Population voneinander, dadurch kann keine genetische Vermischung mehr stattfinden. Das ist jedoch sehr wichtig für die Tiere, damit sie auch gegen Krankheiten resistenter werden und auf Dauer überleben können", so Julian Stromann, Leiter für Bildung und Vermittlung des Naturmuseums.
Zudem beschleunigt vor allem die Jagd und Wilderei das Artensterben enorm, wie Julian Stromann weiter erklärt: "Jedes Jahr kommen 600 Jagdtouristen nach Afrika. Für jeden geschossenen männlichen Löwen sterben auch viele Jungtiere. Denn sobald der männliche Löwe im Rudel durch einen neuen ersetzt wird, tötet dieser die fremden Jungtiere." Was man selbst tun kann und was bereits getan wird, um dem Artensterben entgegen zu wirken – auch darum geht es in der Ausstellung.
Kostenlose Führungen
Für Schulklassen und andere Gruppen bietet das Naturmuseum Dortmund Führungen an. Buchungen und Infos unter 0231 50-2 48 56. Die ersten 160 gebuchten Führungen sind dank einer Förderung der Sparkasse Dortmund kostenlos.
Zum Thema
Die Ausstellung ist ein Projekt des Naturkundemuseums im Ottoneum Kassel, der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und der eli-GmbH. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt 2 Euro, unter 18 Jahren Eintritt frei.
Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.
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