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Religion

Gemeinsam gegen Islamfeindlichkeit vorgehen - Dortmund am Europäischen Tag gegen Islamophobie

Nachricht vom 20.09.2022

Seit 2015 ist der 21. September der Europäischen Tag gegen Islamophobie. Er ist wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Engagements unzähliger Menschen gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus. Auch in Dortmund wird dieses Engagement gewürdigt.

Eine Muslima mit Kopftuch hat ihre Hand zur Geste Stopp erhoben.

Nein zu Hass gegen Muslim*innen - dafür setzt sich der Europäische Tag gegen Islamophobie ein.
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Islamfeindlichkeit nimmt seit Jahren zu. Diese Tendenz zeigt sich auf gesellschaftlicher, aber auch auf politischer Ebene in islamophoben Äußerungen, rechtspopulistischer Rhetorik sowie in Hass und Hetze auf den Straßen, in politischen Gremien und sozialen Medien.

2021 im Schatten von vier Angriffen in Dortmund

Auch in Dortmund ist es in der Vergangenheit zu Übergriffen auf die muslimische Gemeinschaft gekommen. Dabei waren häufig Moscheen das Ziel. Allein im vergangenen Jahr gab es vier rassistische und islamfeindliche Angriffe auf Moscheen. Diese reichten von Drohbriefen über Hakenkreuz-Schmierereien bis hin zur Befestigung eines abgetrennten Schweinekopfes am Eingangstor einer Moschee.

Vertreter*innen aus der Stadtspitze, den demokratischen Parteien, den Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft verurteilen die Angriffe aufs Schärfste. Denn für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt sind, so Oberbürgermeister Thomas Westphal, ein friedliches Miteinander, gegenseitiger Respekt und Wertschätzung unerlässlich: "In den vergangenen Jahren mussten wir deutschlandweit und weltweit eine Zunahme an Radikalisierung und Gewalt feststellen, die spätestens seit den rassistischen Anschlägen wie z.B. in Hanau unsere Gesellschaft erschüttert haben. Für die Stadt Dortmund als weltoffene Großstadt der Nachbarn sind der Schutz und die Durchsetzung der Menschenrechte, die Stärkung des sozialen Miteinanders, die Förderung von Chancengleichheit und gesellschaftlicher Teilhabe eine Daueraufgabe. Den Opfern von Ausgrenzung, rassistischen Übergriffen oder gar körperlichen Angriffen gilt daher unsere Solidarität und Unterstützung."

Unmittelbar nach den Moschee-Angriffen haben OB Westphal, der Integrationsrat sowie die Religionsgemeinschaften und engagierte Kräfte aus der Zivilgesellschaft den muslimischen Gemeinden ihre Unterstützung und Solidarität zugesichert. Denn der gesellschaftliche Zusammenhalt in unserer Stadt darf nicht durch Diskriminierung, Gewalt und Demokratie- und Menschenfeindlichkeit gefährdet werden.

Der Rat der Stadt Dortmund schloss sich dieser von breiten Teilen der Bevölkerung und der Politik getragenen Haltung an und verabschiedete am 17. Februar 2022 mit großer Mehrheit eine Resolution, in der sich der Rat mit den muslimischen Gemeinden in Dortmund solidarisierte und jede Form von rassistischen und islamfeindlichen Angriffen auf Moscheen in Dortmund verurteilte.

Manfred Kossack, Sonderbeauftragter für Vielfalt, Toleranz und Demokratie, zeigt sich erfreut über das gestärkte demokratische Engagement in unserer Stadt: "Dortmund ist eine Stadt der guten Nachbarschaft. Wir treten ein für ein friedvolles, sicheres Zusammenleben aller Menschen in unserer Stadt und möchten gemeinsam allen menschenfeindlichen, rassistischen Umtrieben und demokratiegefährdender Gesinnung entgegenwirken."

Integrationsrat betont respektvollen Umgang miteinander

Auch für den Integrationsrat als politisches Gremium für die Belange von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind Rassismus und Menschenfeindlichkeit zentrale Themen. Der Vorsitzende des Dortmunder Integrationsrates, Leonid Chraga, äußert anlässlich des Tages: "Muslime erleben leider regelmäßig Diskriminierung und Beleidigungen. Diesen gilt es entschieden entgegen zu wirken. Antimuslimischer Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Der Integrationsrat wird sich auch weiterhin politisch und gesellschaftliche dafür einsetzen, dass alle Menschen in Dortmund – unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit und kulturellen Wurzeln – friedlich und respektvoll zusammenleben."

Der interreligiöse Austausch und Dialog sind wesentliche Bausteine bei der Bekämpfung des Islamophobie. Pfarrer Friedrich Stiller, Sprecher des Dialogkreises der Abrahamsreligionen, sagte dazu: "Im Dialogkreis der Abrahamsreligionen arbeiten die Kirchen, Moscheevereine und die Jüdische Kultusgemeinde seit Jahren vertrauensvoll zusammen. Wir sind uns völlig einig darin, dass wir Angriffen auf Muslime ebenso entschlossen entgegentreten wie Angriffen auf jüdische Menschen. Unser Motto lautet: Wir alle sind Dortmund. Wir meinen, gegen Hass und Intoleranz hilft auf Dauer nur der konsequente Dialog der Religionen. Persönliche Begegnungen auf Augenhöhe sind dabei das A und O. Dann können wir auch in Konflikten das friedliche Miteinander bewahren, wie zuletzt im Stadtteil Eving mit dem Runden Tisch zu den Moscheeneubauprojekten."

Islamophobie ist ein weltweites Problem

Ahmad Aweimer, Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden (RMGD): "Die Existenz eines 'Europäischen Tages gegen Islamophobie' verdeutlicht die weltweite Problematik. Er zeigt, dass man die Ängste der Muslim*innen ernst nimmt. Islamophobie führt zu Angst, Geringschätzung, Abwehr, Unrecht und schließlich zur Gewalt. Sie führt ebenso zu Rassismus und Intoleranz. Muslim*innen sind selbstverständliche Teile der Gesellschaft. Sie werden aber oft als 'die anderen' dargestellt, sie sind die Fremden und manchmal die Verdächtigen und somit entsteht statt Vertrauen bewusstes oder unbewusstes Misstrauen. Diesen Phänomenen und teilweise auch strukturell vorhandenen Diskriminierungserscheinungen müssen wir uns stärker entgegensetzen. Es sei hier auch an die Verantwortung der Muslim*innen erinnert, sich stärker in die Gesellschaft einzubringen und zu öffnen. Denn durch Dialog und Begegnung können Fremdheitsgefühle und Ängste abgebaut werden."

Als gemeinsame Forderung gilt:

Der Europäische Tag gegen Islamophobie sollte zum Anlass genommen werden, die Kräfte zu bündeln, um auch auf lokaler Ebene islamophoben Tendenzen den Boden zu entziehen. Dies kann nur im Zusammenwirken mit der Zivilgesellschaft gelingen. Denn repressive oder präventive staatliche Maßnahmen allein werden das Problem nicht lösen können. Erst durch das vielfältige soziale Engagement in unserer Stadtgesellschaft wird eine Atmosphäre der Solidarität und des gegenseitiges Vertrauens geschaffen, die keinen Raum lässt für Islamfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung.

Oberbürgermeister Thomas Westphal

Manfred Kossack (Sonderbeauftragter für Vielfalt, Toleranz und Demokratie)

Leonid Chraga (Vorsitzender des Integrationsrates)

Friedrich Stiller (Sprecher des Dialogkreises der Abrahamsreligionen)

Ahmad Aweimer (Sprecher des Rates der muslimischen Gemeinden)

Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.