Friedensplatz altes Stadthaus

Nachrichtenportal

Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Jesús González Rebordinos

Kunst

Mensch, Insel, Palme: Im Comic-Schauraum sind ab jetzt internationale Variationen des "Insel-Witzes" zu sehen

Nachricht vom 12.10.2022

Eine Insel, ein Mensch und eine Palme - das bildet die Grundlage zu "Desert Island Cartoons". Eine internationale Auswahl zeigt lustige Zeichnungen zum Thema "Einsame Insel", zu sehen bis zum 29. Januar 2023 im Digitalen Schaufenster des schauraum: comic + cartoon.

Ein Mann mit abgewetzter Hose und Achselshirt steht mitten im Meer auf einer Insel mit einer Kokosnuss-Palme. Am Himmel fliegt rechts ein Flugzeug, was eine Rolle Klopapier fallen lässt.

"Bummer" von Mark Lynch.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Mark Lynch

Ein Typ, eine Palme und eine einsame Insel: Komische Zeichnungen über Schiffbrüchige als Treibgut des Lebens und der Menschheit werden längst als eigenes Genre der Cartoon-Kunst interpretiert. Die tragischen und zugleich komischen Helden der gezeichneten Inselwitze sind am letzten winzigen Zufluchtsort auf dieser Welt gestrandet - ob als Horror empfunden oder als das Glück paradiesischer Ruhe.

Eine Auswahl an "Desert Island Cartoons" aus aller Welt ist ab Mittwoch, 12. Oktober, bis zum 29. Januar 2023 im Digitalen Schaufenster des schauraum: comic + cartoon zu sehen. Beteiligt sind 29 Künstler*innen aus 14 Ländern. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung ist rund um die Uhr zugänglich.

"Insel-Witze": Stereotyp oder Klischee?

Gezeichnete Inselwitze leiten sich aus dem literarischen Motiv der "Robinsonade" ab, die auch in anderen Kunstformen zu finden ist. Sie haben sich ausgehend von den USA seit den 1930er-Jahren beim Publikum zum liebgewonnenen Stereotyp entwickelt - oder auch zum nervtötenden Klischee. Zeitweise wurden Insel-Cartoons so inflationär produziert, dass Verleger*innen ihre Redaktionen mit einem rigorosen Verbot belegten, sie zu veröffentlichen.

Eine Person, eine Insel, eine Palme: Was passiert jetzt? Welche komische Erzählung wäre daraus zu schmieden? Welche hoffentlich neue Idee ließe sich - maximal absurd oder gar in philosophischer Qualität - aus der Situation noch generieren?

Auf dem Foto sieht man einen alten Mann mit einer Gehhilfe auf einer Insel. Auf der Insel steht ein Ampelbaum. Runderherum stapelt sich der Straßenverkehr, am Horizont sieht man die Skyline einer Großstadt.

"Der alte Mann und das Meer" von Markus Grolik.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Markus Grolik

Beliebt bei Jung und Alt

Insel-Cartoons haben für viele Zeichner*innen ihren Reiz als beliebte und zugleich herausfordernde Standard-Aufgabe nicht verloren. Eine gelungene Bewältigung dieser Anforderung vermag das Phänomen der absoluten Verlorenheit des einzelnen Menschen im Universum zu transportieren - und mithin die Allegorie der größtmöglichen sozialen Isolation, sei sie der Horror schlechthin oder geradezu romantisch herbeigesehnt: "Lasst mich doch alle in Ruhe!"

Betrachter*innen werden beim ersten Anblick eines Insel-Cartoons zu eingeweihten Kompliz*innen, indem sie die ihnen wohlbekannten Chiffren "Insel - Palme - Person" sofort entziffern und damit reflexhaft die Erwartung aufbauen: Kann da wirklich noch etwas Neues kommen?

Die Idee der fernen Abgeschiedenheit mag für viele Menschen ein Albtraum sein - oder in desaströsen Krisenzeiten ein spontaner Fluchtreflex. Doch allein der Gedanke daran kann mit einem befreienden Lachen bereits zur rettenden Insel werden; in der endlosen Weite der dunklen Jahreszeit und einer wirklich morbiden Ära der Weltgeschichte.

Zum Thema

Die Ausstellung ist ebenfalls im Internet zu sehen.

Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.