City-Entwicklung
Mehr Sicherheit und Aufenthaltsqualität: Stadt und Polizei stellen Pläne für Kampstraße vor
Ein Ort, an dem Menschen sich gerne aufhalten: Das soll die Kampstraße in der Dortmunder City sein. Zuletzt kam es dort jedoch gehäuft zu Straftaten. Auf diese Entwicklung reagieren Stadt und Polizei. Bei einer Konferenz haben sie Maßnahmen beschlossen, um die Kampstraße sicherer und attraktiver zu machen.

Polizeipräsident Gregor Lange, Oberbürgermeister Thomas Westphal, Wirtschaftsförderungschefin Heike Marzen und Ordnungsdezernent Norbert Dahmen (v.l.) informierten zur Lage an der Kampstraße sowie zu geplanten Maßnahmen.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Elena Hesterkamp
Zum gemeinsamen Austausch hatte Oberbürgermeister Thomas Westphal Akteur*innen aus der Stadtverwaltung sowie aus den Bereichen Wirtschaft, Ordnung und Sicherheit sowie Soziales eingeladen – der Auftakt für weitere Konferenzen zur Kampstraße. Am Donnerstag, 3. November ging es darum, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und erste Maßnahmen zu beschließen. Das gemeinsame Credo: Nicht abwarten, sondern handeln.
Keine Anstieg der Kriminalität, aber schwere Taten in kurzer Zeit
In den vergangenen Wochen wurden im Bereich der Innenstadt schwere Straftaten verübt. Dazu gehörten Messerangriffe, Schüsse aus einem Auto und Raubüberfälle. Die Schwere der Taten und der kurze Zeitraum, in dem sie verübt wurden, erfordern Handeln – das machten Oberbürgermeister Westphal und Polizeipräsident Gregor Lange deutlich. Lange erklärte, die Kriminalitätsrate an sich sei in der City nicht gestiegen. Sie bewege sich vielmehr auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt 2019. Aber: "Wir haben es mit verstärkter Aggressivität zu tun." OB Westphal betonte aber: "Es ist nicht so, dass die Kampstraße ein neuer Hotspot für Gewalttäter ist."
Strategische Fahndung erzielte bereits Erfolge
Schon im September hat die Polizei mit strategischen Fahndungen begonnen und setzt diese fort. Dabei wurden bereits Erfolge erzielt: Es habe Festnahmen gegeben und die Polizei habe eine kleine Gruppe ausfindig machen können, die für viele Taten verantwortlich sein könnte, so Lange.
"Die Ermittlungen laufen, der Kontakt zur Staatsanwaltschaft besteht". Das Mittel der strategischen Fandung, welches Kontrollen ohne konkreten Anlass erlaubt, wird insbesondere in den Abenstunden eingesetzt. Die Polizist*innen führen Sichtkontrollen durch, überprüfen Personen und Taschen. So könne festgestellt werden, wo sich kriminelles Geschehen abspiele, ob und wo sich Gruppen organisieren, erklärte Lange.
Verbotene Waffen würden sofort eingezogen. Trage eine Person nicht-verbotene Waffen mit sich, überprüfe die Polizei diese und nehme die Waffe vorübergehend weg. Mit Blick auf die Diskussion um eine Waffenverbotszone hob Lange hervor, es würden also bereits Waffenkontrollen erfolgen.
Die Polizei prüfe die Einrichtung einer solchen Verbotszone, ebenso wie sie verschiedene Maßnahmen prüfe. Dafür müsse jedoch zunächst ein Antrag an das zuständige Ministerium erfolgen. "Das Mittel der strategischen Fahndung können wir hingegen sofort umsetzen." Auch Westphal betonte, eine Waffenverbotszone würde bei den polizeilichen Ermittlungen nicht helfen.
Entwicklung auch in anderen Großstädten zu beobachten
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Wir warten nicht, sondern handeln sofort, zum Beispiel durch strategische Fahndungen. Ich bin optimistisch, dass sich die Situation in der Kampstraße schnell verbessert.
Weshalb ist es im Bereich der Kampstraße zuletzt zu schweren Straftaten gekommen? Auch die Frage nach den Ursachen war Thema bei der Konferenz. Lange führte aus: "Es gibt nicht den einen Grund für die aktuelle Situation. Zum einen sind die Corona-Beschränkungen weggefallen, es wird mehr im öffentlichen Raum gefeiert. Zum anderen sorgt der Konsum von Alkohol und Rauschgift für sinkende Hemmschwellen. Außerdem gibt es vermehrt Auseinandersetzungen im Betäubungsmittel-Milieu. Festzustellen ist auch eine zunehmende Anzahl an Menschen, die psychische Auffälligkeiten mit sich bringen".
Weiter erklärte der Polizeipräsident: "Diese Phänomene finden sich genauso in anderen Großstädten – mit welchen wir uns natürlich austauschen."

Die Kampstraße soll attraktiver werden.
Bild (Bildlizenz/Fotograf/Grafiker): Fachbereich Marketing + Kommunikation / Elena Hesterkamp
Mobile und feste Anlaufstellen für ein höheres Sicherheitsgefühl
Stadt und Polizei wollen der Entwicklung entgegenwirken. Polizei, Ordnungsamt und DSW21 sorgen gemeinsam für Sicherheit. In Prüfung ist aktuell der Einsatz einer mobilen Videobeobachtungsanlage durch die Polizei.
Lange erläuterte: "Diese mobile Anlage würden wir nicht dauerhaft, sondern vorübergehend für einige Wochen einsetzen – zu Hochfrequenzzeiten, an Orten, wo es häufiger zu Straftaten kommt. Um zu sehen: Was ist an der Kampstraße aktuell für eine Situation gegeben?".
Als Ansprechpersonen vor Ort setzt die Stadt "Dortmund Guides" ein. Als mobile Moderator*innen zwischen Nachtschwärmer*innen und Anwohner*innen sind die "Dortmund Guides" bereits an der Möllerbrücke, im Westpark und am Dortmunder U präsent. "An der Kampstraße sollen sie für ein höheres Sicherheitsgefühl sorgen. Sie tragen gut sichtbare Aufschriften wie 'Wir begleiten dich', 'wir hören dir zu' oder 'wir helfen dir'", erklärte Heike Marzen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Dortmund. Als feste Anlaufstelle soll es zudem ein Tee-Mobil geben.
Veranstaltungen und Sport-Angebote für junge Menschen
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Wir wollen die Kampstraße nicht abriegeln. Ganz im Gegenteil: Sie wird ein Ort, an dem man sich gerne aufhält.
"Es gibt aktuell einige Baustellen in der Kampstraße und sie wird sich in den nächsten sieben Jahren noch weiter wandeln. Aber wir wollen die räumliche Situation so verändern, dass die Kampstraße eine einladende Wirkung hat", erklärte Westphal. "Wir prüfen bauliche Maßnahmen noch in diesem Jahr." Wanderbäume und Sportgeräte sollen für mehr Aufenthaltsqualität sorgen. "Nach dem Weihnachtsmarkt, zu Beginn des kommenden Jahres, werden wir begleitete Veranstaltungen für junge Leute durchführen", kündigte Westphal an. Um attraktive Angebote für junge Menschen zu schaffen, werden sich Akteur*innen aus Jugend- und Sozialarbeit, Kultur, Städtebau sowie die Händler*innen, Gastronom*innen und Clubbetreiber*innen vor Ort abstimmen. Die nächste Kampstraßen-Konferenz wird noch in diesem Jahr stattfinden. Dann sollen auch die Händler*innen und Inhaber*innen dabei sein. Der Oberbürgermeister erklärte: "Wir wollen die Kampstraße nicht abriegeln. Ganz im Gegenteil: Die Kampstraße wird ein Ort, wo man sich gerne aufhält."
Text: Elena Hesterkamp
Zum Thema
Das Projekt "Boulevard Kampstraße" soll den Bereich zwischen Kampstraße und Brüderweg aufwerten. Weitere Infos dazu sind online zu finden.
Dieser Beitrag befasst sich mit Verwaltungsangelegenheiten der Stadt Dortmund. Dieser Hinweis erfolgt vor dem Hintergrund aktueller Rechtsprechung.
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