Hoeschmuseum

Innenstadt-Nord

Die Eulenburg

Warum sie im Volksmund "Eulenburg" oder "Uhlenburg" heißen, ist bei den drei Nordstadt-Häusern Stahlwerkstraße 28, 30 und 32 nicht so genau bekannt. Vielleicht sind es die ehemals kleinen Öffnungen in den Ziergiebeln, vielleicht nisteten einst Eulen im Dachboden. Fest steht:

Die "Eulenburg" wirkt wie ein Schloss, wie eine Burg. Mitten in der Wohnbebauung der Stahlwerkstraße steht ein architektonisches Kleinod.

Die Baufluchten der drei Häuser verspringen nach hinten, Ziergiebel mit senkrecht verlaufenden roten Ziegelbändern krönen ein Ensemble. Englischer "Tudorstil" nennen die Architekten/innen diesen Baustil. Der ist bereits im England des 16. Jahrhunderts vertreten. Altes Formengut wird aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland gerne aufgenommen – Historismus heißt deshalb diese Bauepoche. Die "Eulenburg" kombiniert Elemente der niederdeutschen Backsteingotik mit dem ebenfalls auf das spätgotische zurückgehenden Tudorstil. Architekt des Gebäudes ist R.W. Pinzer.

Los geht's 1902. In einem Vertrag vom 12. Mai 1902 gestattet die Stadtgemeinde Dortmund dem Anstreichermeister Lubbe die Errichtung der Wohnhäuser in der Stahlwerkstraße 28-32. Polizei-Sergeant Ziegenkamm erhält den Auftrag, als der örtliche Baupolizist über den Baufortschritt zu wachen und die Vollendung des Rohbaues zu melden.

Der Baubeginn wird am 12. Juli 1902 angezeigt; am 18. Mai 1903 kommt der Bauherr der Aufforderung der Baubehörde nach und zeigt die Fertigstellung des Gebäudes an.

Häuser Stahlwerkstraße 28 und 32 werden schon 1913 zwangsversteigert. 1915 stellt das städtische Elektrizitätswerk fest, man habe nun die Gebäude an das Stromnetz angeschlossen. Zum Neubau eines dreigeschossigen Schreinereigebäudes auf Hofflächen kommt es dann 1928.

Im Rahmen des "Sofortprogramms Luftschutz" werden bis Mitte 1943 die Keller luftschutzgerecht umgebaut, Wände durchbrochen und Pfeiler eingesetzt. Die "Eulenburg" übersteht den II. Weltkrieg leidlich, im Gegensatz zu vielen Nachbarhäusern.

Nach dem Krieg sind wieder Schreinereien im Hinterhof tätig, danach KFZ-Werkstätten. Der Teil der Werkstatt wird auch von einem Modelleisenbahnverein genutzt.

Die "Eulenburg" ist inzwischen von der Hoesch Wohnungsbau GmbH (heute: Wohnbau Westfalen GmbH) gekauft worden.

Heute befinden sich die drei denkmalgeschützten Gebäude wieder im Besitz von privaten Einzeleigentümern und die zeigen Engagement. Denn der "Zahn der Zeit" hat an unzweifelhaft der "Eulenburg" genagt, in den 90er Jahren bot sie eher das Bild einer verfallenen Zauberburg. Die Häuser Stahlwerkstraße 28, 30 und 32 werden seit 2004 von einem Architekten, der zwei Häuser erworben hat, nach und nach liebevoll saniert und renoviert.

Beitrag von Hubert Nagusch