Postkarte des Leuchtturms Mengede

Mengede

Auch Mengede hatte einen Leuchtturm

Das Amt Mengede mit seinen 13 Gemeinden entstand 1889 durch Teilung der Bürgermeisterei Castrop und die Einwohnerzahl war durch die Industrialisierung in nur zehn Jahren von 6.633 auf fast das Doppelte (12.954) gestiegen. Die Arbeitsplätze hatten mit der Einwohnerentwicklung nicht Schritt halten können, sodass große Teile der Bevölkerung in den umliegenden Gemeinden u. a. auf den bereits fördernden Zechen arbeiteten. Zu Fuß ging es zur Arbeit und über Wege, die in der Dunkelheit kaum zu erkennen waren.

Die erste Chaussee wurde im Jahre 1896 gebaut und nur das Straßenstück von der Siegenstraße bis zum Bahnhof hatte eine mit Basalt befestigte Decke. Alle anderen Wege im Amt waren mit Ausnahme kurzer Strecken aus Asche. Die Region hatte noch ihr ursprüngliches Gesicht, Überflutungen der Äcker, Wiesen und Wege durch die Emscher und ihrer Nebenbäche - insbesondere außerhalb der Ortsteile - waren an der Tagesordnung, Verkehrseinrichtungen gab es noch nicht und auch die Straßenbeleuchtung kam erst Jahre später.

Postkarte des Leuchtturms Mengede

Das Putz- und Modehaus Rudolf Richter in Dortmund Mengede, dessen Dachaufbau ab 1914 bei Dunkelheit befeuert wurde.

Die Familie Schröder, Inhaber eines Baugeschäftes und einer Ringofenziegelei, errichtete 1901 das Wohn- und Geschäftshaus Mengeder Str. 719 / Ecke Strünkedestraße. Wegen der örtlichen Verhältnisse ließ der Eigentümer einen Dachaufbau errichten, welcher bis zum Beginn des Krieges 1914 bei Dunkelheit befeuert wurde. Dieses Lichtzeichen wies den Heimkommenden abends den Weg. Bei klarer Sicht war es ein Orientierungspunkt, der bis weit in die Umgebung hinein zu sehen war. Erst mit der Straßenbeleuchtung wurde diese private Einrichtung entbehrlich. Aus der Hausakte im Stadtplanungsarchiv ist einer Notiz vom 07.11.1940 zu entnehmen: "Der Dachaufbau ist abgebrochen".

Das Wohnhaus ist im Familienbesitz geblieben. Dank der Familie Düwell (Frau Düwell war eine Tochter des Bauherrn Schröder) hat das Gebäude seit Jahrzehnten sein äußeres Bild erhalten und gilt als Schmuckstück im Mengeder Ortskern. Das Türmchen auf dem Dach gibt es nicht mehr, und kaum jemand weiß noch von der Einrichtung auf dem Dach, dem "Leuchtturm von Mengede".

Franz-H. Veuhoff,1982