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Archiv

Vagabunden

Gregor Gog, sogenannter „König der Vagabunden“, gründete 1928 die „Bruderschaft der Vagabunden“, gefolgt vom ersten internationalen Vagabundenkongress 1929 in Stuttgart. Die „Bruderschaft der Vagabunden“ war aber auch zugleich eine Künstlerbewegung. Ihr gehörte auch der Dortmunder Maler Hans Tombrock an. Sein Nachlass gelangte unter anderem über Paul Polte in das Institut. Mehrere Vagabundenmaler gaben in der Folge ihre schriftlichen und bildkünstlerischen Nachlässe ebenfalls dorthin.

Hans Bönnighausen (1906 - 1988)

Maler, Grafiker

Hans Bönnighausen war ein deutscher Maler und Vagabund. Nach seinem Schulabschluss schloss er eine Buchbinder-Volontariat ab und fand eine Anstellung in einer Verlagsbuchhandlung. Durch sein Fernweh getrieben, entschied er sich freiwillig für ein Landstreicherleben. In dieser Zeit war er in den Sommermonaten auf Wanderschaft und studierte im Winter bis 1928 an der Kunstakademie Stuttgart. Hier lernte er auch Hans Tombrock und Gregor Gog kennen. Er nahm am ersten Vagabunden Treffen in Stuttgart teil und stellte bei der Vagabunden-Kunstaustellung im Kunsthaus Hirrlinger aus. 1940 wurde er als Soldat eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. Das Ministerium der Landesregierung Brandenburg berief ihn nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Potsdam, wo er Referent für Bildende Kunst und Lehrbeauftragter für Kunstpädagogik an der Brandenburgischen Landeshochschule wurde. Von 1949–1952 war er Landesvorsitzender des Schutzverbandes Bildender Künstler. 1953 zog er nach Karlsruhe und beteiligte sich 1955 mit anderen Künstlern an der Documenta 1. 1961 zog Bönnighausen nach Köln, wo er von 1966 bis 1976 als Fachlehrer für Kunst- und Werkerziehung an einer Realschule arbeitete. Nach seiner Pensionierung arbeitete er als freischaffender Künstler.
Angereicherter Nachlass
Laufzeit: 1906–2002
2 Archivkartons, zusätzlich Grafiken
Verzeichnet
Findbuch vorh.

Gregor Gog (1891 - 1945)

Schriftsteller, Gründer der »Bruderschaft der Vagabunden«

Gregor Gog war das älteste von drei Kindern. Seine Mutter arbeitete als Magd und sein Vater als Zimmermann. Mit 19 heuerte Gog auf einem Segelschiff an trat freiwillig der Kaiserlichen Marine bei. Er quittierte seinen Dienst 1912, wurde aber mit Beginn des Ersten Weltkriegs zum Kriegsdienst eingezogen und diente auf der SMS-Fuchs. 1917 wurde er als kriegsuntauglich aus der Marine entlassen. Anfang der 1920er-Jahre schloss er sich den »Christ-Revolutionären« um Ludwig-Christian Haeusser an. 1927 rief Gog die »Bruderschaft der Vagabunden« ins Leben und wurde im selben Jahr Herausgeber und Chefredakteur der ersten Straßenzeitung Europas: Der Kunde.
Teilnachlass, überwiegend Korrespondenzen
Laufzeit 1920-2016
3 Archivkartons
Verzeichnet
Findbuch vorh.
Weitere Überlieferung: Archiv der Akademie der Künste

Hans Kreutzberger (1911 - 1996)

Anstreicher, Metallarbeiter, Angestellter, Vagabundenmaler

Kreutzberger stammte aus proletarischen Verhältnissen und begann eine Lehre als Anstreicher. Im Anschluss folgten einige Jahre auf Wanderschaft. Er schloss sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an und wurde Mitglied bei den Naturfreunden. 1929 nahm Kreutzberger am internationalen Vagabundenkongress in Stuttgart teil und schloss sich der Bruderschaft der Vagabunden an. Ab 1931 war Hans Kreutzberger ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift »Der Vagabund. Zeit- und Streitschrift der Bruderschaft der Vagabunden«. Kreutzberger floh vor den Nationalsozialisten in die Schweiz, wurde aber 1935 nach Deutschland abgeschoben. 1945 geriet Hans Kreutzberger in Kriegsgefangenschaft und kehrte 1949 nach Deutschland zurück. Bis zu ihrem Verbot 1956 engagierte sich Kreutzberger in der KPD. Von 1962 bis 1965 arbeitete er bei Opel in Bochum, anschließend bis 1975 als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Dortmund. Der Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens lag in den Jahren zwischen 1929–1945. Er starb 1996 in Dortmund.
Nachlass, überwiegend Grafiken
Laufzeit 1925–1999
1 Archivkarton
Verzeichnet
Findbuch vorh.

Fritz Andreas Schubert (1913 - 1991)

Buchdrucker, Bibliothekar, Maler

Nach dem Besuch der Volksschule begann Schubert eine Ausbildung zum Buchdrucker bei der Dortmunder Firma Crüwell. Er schloss sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an, wo er Hans Kreutzberger kennenlernte, und eine lebenslang dauernde Freundschaft begann. Schubert nahm 1929 am internationalen Vagabundenkongress in Stuttgart teil und 1932 an dem in Hamburg. 1936 emigrierte er in die Schweiz, musste aber im selben Jahr wieder nach Deutschland zurückkehren, weil er keine Arbeit fand. Schubert wurde Soldat im 2. Weltkrieg und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr arbeitete er kurze Zeit als Buchdrucker ehe es ihm ein Stipendium ermöglichte, eine Ausbildung zum Bibliothekar am Lehrinstitut in Köln abzuschließen. Von 1950–1953 war er als Bibliothekar in der Stadtbücherei Dortmund angestellt und wechselte als Werkbibliothekar nach Siegen. Dort übernahm er 1965 bis zur Pensionierung 1977 die »Siegerlandbücherei« des Kreises Siegen. Schubert kam durch seine Freunde in der Vagabundenbewegung als Autodidakt zur Malerei. Seine Werke wurden in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets, sowie in Stuttgart und Marburg ausgestellt. Er starb 1991 in Siegen
Nachlass Grafiken, Briefe, Fotos
Laufzeit 1928–1975
1 Archivkarton
Verzeichnet
Findbuch vorh.

Artur Streiter (1905 - 1946)

Maler, Schriftsteller

Artur Streiter verließ früh das Elternhaus und schloss sich der Reform- und Siedlungsbewegung an, die die Veränderung von Kleidungs-, Nahrungs- und Wohnungssitten anstrebte. Mit Max Barthel, Paul Heinzelmann und Rudolf Geist veröffentlichte er Arbeiter- und Vagabundenlyrik im von Paul Heinzelmann betriebenen Werktat-Verlag Berlin (ab 1932 »Steinklopfer Verlag«). Streiter lebte mit seiner Frau Erna Mücke in einem Holzhaus im sogenannten »Roten Lurch « südöstlich von Strausberg. Streiter machte eine Ausbildung zum technischen Zeichner und arbeitete in den 1930er und 1940er Jahren als solcher in verschiedenen Betrieben. Artur Streiter verstarb am 10.10.1946 an einer Tbc-Erkrankung, die er sich bei seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten zugezogen hat.
Teilnachlass
Laufzeit: 1922–1944
10 Archivkartons
Verzeichnet
Findbuch vorh.

Hans Tombrock (1895 - 1966)

Grafiker, Maler, Schriftsteller

Christian Johann Rudolph Tombrock wurde 1896 in Dortmund-Benninghofen als jüngstes von 16 Kindern des Kesselschmieds und Bergmann Joseph Tombrock geboren. Tombrock begann schon früh als Bergarbeiter, Pferdejunge, Schlepper und Schiffsjunge zu arbeiten. 1916 meldete er sich freiwillig zur Marinedivision. Er desertierte 1918 und wurde gefangengenommen. 1920 marschierte er mit der Roten Ruhrarmee in Dortmund ein und wurde wegen in Not begangenen Wäschediebstahls zu zwei Jahren Kerker verurteilt. 1924 wurde er aus der Haft entlassen und begann sein Vagabundenleben und wanderte durch Deutschland, Österreich und Jugoslawien. Auf diesen Wanderungen lernte Hans Tombrock Gregor Gog kennen. Dieser hatte großen Einfluss auf ihn sowohl künstlerisch, als auch politisch. 1933 musste Hans Tombrock aufgrund seiner antifaschistischen Betätigung Deutschland verlassen. Er reiste quer durch Europa, bis er sich 1937 in Schweden niederließ. Dort schloss er Freundschaft mit Bertolt Brecht, arbeitete mit diesem an verschiedenen Projekten und gründete verschiedene Künstler:innengruppen. Er kehrte 1947 nach Deutschland zurück und gründete eine Kunsthochschule in Dortmund, die er auch leitete. 1949 ging er in die DDR, um an der Kunsthochschule Weimar und Berlin-Weißensee zu lehren. 1953 setzte er sich aufgrund von ideologischen Differenzen in die BRD ab und ließ sich in Stuttgart nieder. Von dort führten ihn einige Reisen nach Nordafrika und Schweden. Hans Tombrock starb am 18. August 1966 in Stuttgart.
Nachlass
Laufzeit: 1922–1944
20 Archivkartons Schriftgut, 184 Gemälde und Zeichnungen
Verzeichnet
Findbuch vorh.

Tombrock-Schüler

Fritz Kracht (1925–2007)
Hans Otto Gerotzke (*1933)
Walter Demgen (1925–2010)
Erwin Jarmus (1929–2019)
Hans-Georg Podehl (1919–2000)
Wolfgang Raquet (1928–2013)
Karlheinz Röber (1928–2006)
Ernst Otto Tschammer (1919–1998)
Nicht abschließend bearbeitet
Laufzeit: 1950–2000
2 Archivkartons

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