Gedenkstein der alten Nicolaikirche
- Höhe: 1,5 m
- Breite: 1,5 m
- Tiefe: 0,5 m
Auf dem Gelände entstand in den 1850er Jahren die Nicolai-Schule, deren Schulhof Platz für einen "Denkstein" bot. Das untere Drittel einer zerstörten Säule – vermutlich eine Spolie aus der Nicolaikirche – wurde auf einen Quader gesetzt, dessen vier Seiten Inschriften erhielten. An der westlichen Seite heißt es: "An dieser Stätte, die ich bezeichne, stand 759 Jahre ein Altar und Tempel, trotzend den Stürmen der Zeit. Wanderer und Nachkommen, ehret mein Dasein, erhaltet es künftigen Geschlechtern." Die Jahresangabe ist nicht korrekt. Denn die Kirche existierte nachweislich nur 614 Jahre. Eine weitere Inschrift an der Nordseite verkündet: „Was 759 Jahre dem Wechsel der Zeiten widerstand und mit Mühen und Opfern erbaut worden ist, das stürzte ein Machtanspruch des französischen Herrschers im Jahre 1810 nieder." Auch dieser Text entspricht nicht ganz der Wirklichkeit. Zwar hatte Gisbert von Romberg den Abbruch der Kirche veranlasst, aber dieser Akt entsprach durchaus dem Zeitgeist und wurde von Teilen der Dortmunder Bürgerschaft mitgetragen. Schon 1805 – im Jahr vor der französischen Besatzung – war der nördliche Turm der Marienkirche abgerissen worden. 1809 verschwand das Katharinenkloster und 1810 die Heiligengeistkapelle. Auch als die Preußen ab 1815 Dortmund regierten, nahm die Abbruchwut kein Ende. Das Franziskanerkloster wurde 1816 niedergelegt und die Befestigung Dortmunds 1818-1836 abgetragen. Der 1833 beschlossene Abbruch der Marienkirche konnte nur durch Eingreifen des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. verhindert werden. Genau genommen ist selbst die Inschrift an der Ostseite des Postaments nicht ganz zutreffend, wo es heißt: „Um mich her ruhen Zahllose, die einst mit geweihtem Ernste an heiliger Stätte weilten, und, in Glauben und Hoffnung gestärkt, dem Rufe des Ewigen folgten.“ Denn der Denkstein wurde im 19. Jahrhundert keineswegs über der abgerissenen Kirche bzw. auf deren Friedhof aufgestellt, sondern etwas weiter südlich. Seine korrekte Position erhielt er erst 1982 mit Neugestaltung des Stadtparks. Er wurde am Standort des ehemaligen Hauptaltars aufgestellt. Die gepflasterten Umrisslinien markieren den polygonalen Chorabschluss. Allein die vierte Inschrift des Postaments ist nicht zu kommentieren: „Entweihe keiner diese geheiligte Erde, die Tausende deckt und verbirgt! Und weilst du, Wanderer, in meiner Nähe beim Sonnenschein oder Sternenschimmer, dann erblick in meinem Bilde das Vergängliche und über dir das Ewige, wofür du bestimmt bist." UG
Literatur Kunstwerk
Quelle
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