"The Couch Cartoon Collection"

Reisen zum Mittelpunkt des Ichs
Virtuell - Täglich nonstop rund um die Uhr im digitalen Schaufenster im schauraum: comic + cartoon

Die virtuelle Fenster-Ausstellung des schauraum: comic + cartoon präsentiert eine Auswahl von Zeichnungen zum Thema der „Selbstfindung im therapeutischen Gespräch“ als einem der Standardsujets der Cartoonkunst – wo zwischen Patientencouch und Therapeutensessel tiefschürfende Dialoge zu neuen Erkenntnissen führen. Oder auch nicht.

Mit Beginn der 1960er-Jahre wurde die individuelle psychotherapeutische Unterstützung von Privatpersonen im fortschrittlich gesinnten US-amerikanischen Bürgertum zu einem Bestandteil der alltäglichen Lebensführung – zunächst als Trend unter Eingeweihten, dann als Selbstverständlichkeit für viele bis in die heutige Gegenwart.

Wie andere gesellschaftskulturelle Entwicklungen auch, hat sich die Dienstleistung der persönlichen psychologischen Betreuung aus den USA kommend in vielen anderen westlichen Ländern fortgesetzt. Die intime Gesprächssituation zwischen Psychiaterin oder Psychiater und Patientin oder Patient im Labyrinth der individuellen mentalen Existenz scheint oft ganz Grundsätzliches zutage zu fördern und wurde somit rasch zu einem beliebten Sujet in der Arbeit vieler Cartoon-Künstlerinnen und -künstler.

Das von der Außenwelt abgeschirmte psychiatrische Sprechzimmer mit der Couch zählt zu den ganz wenigen Settings, an denen individuelle menschliche Konflikte freigelegt werden, um ihren wesentlichen Kern zu offenbaren, etwa die Suche nach dem „Sinn des Lebens“. Oder zu Fragen bezüglich vielfältigster Fehlverhaltensweisen, Manien und Zwängen, wie auch zu Phänomenen großer, globaler Drohkulissen, denen sich der einzelne Mensch in seiner Hilflosigkeit ohnmächtig ausgesetzt fühlt.

Dieser Fundus an inhaltlichen Motiven gilt den Cartoon-Künstlerinnen und -Künstlern als idealer Nährboden für zeichnerische Interpretationen der Verlorenheit des Individuums im Großen und Ganzen der Welt. Die beliebten und bewusst klischeehaft eingesetzten Wiedererkennungsmerkmale dazu sind neben der Couch auch oft der Sigmund Freud ähnelnde Therapeut mit den Versatzstücken Bart, Brille, gebundener Fliege am Kragen, Notizblock und Stift sowie ein Diplom oder ein Bild an der Wand. Manche Cartoon-Künstlerinnen und -Künstler behaupten, das Zeichnen selbst sei ihre Therapie, was ihnen den Besuch auf der Psychiatercouch komplett ersparen würde.