Künstlerinnen in Expressionismus und Fluxus - „Tell these people who I am“
Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen? Diese ironische Frage stellten die Guerilla Girls 1989. Über dreißig Jahre später ist Kunst von Frauen immer noch unterrepräsentiert, auch im Museum Ostwall. Dieser Leerstelle widmet sich das Museum mit der kommenden Ausstellung und präsentiert Arbeiten von 31 Künstlerinnen des Expressionismus und Fluxus.
Inspiriert von den Schwerpunkten der eigenen Sammlung, ist die Ausstellung in zwei Teilen zugänglich: Der eine Teil stellt Arbeiten von Else Berg, Lotte Reiniger, Renée Sintenis und anderen Expressionistinnen vor und zelebriert die Idee des Gesamtkunstwerks aus dieser Ära. Der andere Teil lässt interdiszilpinäre und kollektive Arbeiten von Mieko Shiomi, Carolee Schneeman, Mónica Mayer und anderen erleben. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm mit Führungen, Workshops und Filmen sowie zahlreichen Kooperationen begleitet. Zudem erscheint eine Ausgabe des MO_Magazin zu den Inhalten.
Ausstellung in zwei Teilen
Die Ausstellung wird in zwei Teilen zugänglich sein: „…ein selbstverständliches inneres Müssen“ – Acht Expressionistinnen zelebriert die Idee des Gesamtkunstwerks und schwelgt in der großen Bandbreite von Materialien und Werkstoffen, mit denen die Künstlerinnen aus dieser Ära arbeiteten und damit den Kunstbegriff erweiterten. Der Teil Fluxus und Feminismus untersucht die Zeit des aufkommenden Feminismus und der globalen Vernetzung, in der Frauen immer noch stark die Möglichkeiten beschnitten wurden, sich künstlerisch zu verwirklichen.
Acht Expressionistinnen in Dortmund entdecken
„Mir ist mein Schaffen nichts anderes als ein selbstverständliches inneres Müssen", sagt Renée Sintenis 1931. Als sie bereits eine der erfolgreichsten Bildhauer*innen der Weimarer Republik ist, belächelt die Kunstkritik immer noch ihr Werk und attestiert ihr herablassend „handwerkliches Geschick“. Dabei eröffneten sich nach dem ersten Weltkrieg für Künstlerinnen neue Ausdrucksmöglichkeiten durch im Kunstbetrieb noch ungewöhnliche Techniken, wie die Ausstellung zeigt: Lotte Reiniger arbeitet mit Scherenschnitt, Animation und Film, Madame d’Ora mit der Fotografie. Kitty Rix sowie ihre Lehrerin Vally Wieselthier wenden sich der Keramik zu und Marta Worringer der Textilkunst. Emma Schlangenhausen als Grafikerin und Else Berg als Malerin nutzen etablierte Techniken für neue stilistische Experimente.
„Tell these people who I am“, schrieb Vally Wieselthier Ende der 1930er-Jahre in einem Telegramm an Franklin D. Roosevelt, Aufmerksamkeit für sich und andere Frauen einfordernd. Doch keine der acht ausgestellten Künstlerinnen des Expressionismus erlangte je die Bekanntheit ihrer männlichen Zeitgenossen. Durch die hohe Qualität ihrer künstlerischen Arbeiten wurden sie jedoch zum Vorbild für Kolleginnen. Ihre Werke werden seit einigen Jahren erforscht und sind nun in Dortmund zu entdecken.
Wie frei war Fluxus für Frauen in der Kunst?
„Fluxus can be lots of fun when the boys let you on their boat“, scherzt Carolee Schneemann bitter. Die vermeintlich freie und offene Kunstform war weniger frei und offen, wenn es darum ging, wer dazugehörte und wer nicht. Die körperbetonte Performerin Schneemann beispielsweise, deren Arbeiten den „Male Gaze“ thematisieren, wurde von den tonangebenden Fluxus-Künstlern nicht in ihren Zirkel aufgenommen. Dabei waren die Künstlerinnen der 1970er-Jahre ihrer Zeit weit voraus, etwa Ana Mendieta, die in „Untitled (Facial Hair Transplant)“ dokumentiert, wie sie sich den Bart eines Freundes ins Gesicht klebt.
Gesellschaftliche Rollenerwartungen an Frauen kommentieren Leticía Parente, Martha Rosler und Mieko Shiomi in ihren künstlerischen Arbeiten zu Haus- und Sorge-Arbeit. Die durch die Frauenbewegung problematisierte geschlechtsspezifische Arbeitstrennung unterliefen besonders Künstler*innen-Paare aus dem Fluxus-Kontext: Die Bande zwischen Yoko Ono und John Lennon, Dorothy Iannone und Dieter Roth, Shigeko Kubota und Nam June Paik sowie Alison Knowles und Dick Higgins spiegeln sich in ihrem künstlerischen Schaffen, in kollaborativen Projekten, die ihre Liebesbeziehungen als Inspirationsquelle hatten.
Die Ausstellung wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Am 24.10.2024 um 19:00 Uhr
Preise
Veranstaltungsort
Museum Ostwall im Dortmunder U
Anschrift und Erreichbarkeit44137 Dortmund
-
MontagGeschlossen
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Dienstagbis
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Mittwochbis
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Donnerstagbis
-
Freitagbis
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Samstagbis
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Sonntagbis
Das Dortmunder U ist an folgenden Tagen geschlossen: 24. Dezember / 25. Dezember / 31. Dezember / 1. Januar.
Veranstalter
Museum Ostwall im Dortmunder U
Anschrift und Erreichbarkeit44137 Dortmund
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