Stranger Than Fiction #27
Die 27. Ausgabe des Dokumentar-Filmfests blickt wieder in die Zukunft des Dokumentarfilms und in diesem Jahr auch besonders nach Österreich. Es ist zu bemerken, dass die Vielfalt der Themen und Darstellungsweisen kaum jemals größer waren als zurzeit. Die Veranstalter hoffen, dass sie das exemplarisch mit der Bandbreite des Programmes abbilden können und viele Filme ausgesucht haben, die für bestimmte Tendenzen des Dokumentarfilms stehen.
Spielplan für das Roxy Lichtspielhaus
- 27.01.25, 17:00 Uhr
Hollywoodgate
USA/D 2023 • 91’ • OmdU • Regie: Ibrahim Nash´at
Unmittelbar nach dem Rückzug der US-amerikanischen Truppen aus Afghanistan begleitet der Filmemacher Ibrahim Nash’at eine Gruppe Taliban, die den ehemaligen CIA-Stützpunkt „Hollywoodgate“ in Kabul einnimmt. Mit seiner Kamera dokumentiert er den einzigartigen Moment der Übernahme des „Feindeslagers“ – Männer im Siegestaumel, die sich Waffen, Fluggeräte, Werkzeuge und Alltagsgegenstände der Amerikaner aneignen. Auch mithilfe dieser zurückgelassenen Kriegsmaschinerie erwächst aus den Händen der Terrormiliz innerhalb kurzer Zeit ein mächtiger Militärstaat. Über ein Jahr setzt Regisseur Ibrahim Nash’at seine Aufnahmen fort. Mit großem Geschick erforscht er die Schaltzentrale der Taliban von innen. Er beleuchtet, wie sie sich von einer extremistischen Miliz zu einem mächtigen Militärregime entwickelt haben. Sein Dokumentarfilm ist in jeglicher Hinsicht fesselnd.
In rein beobachtender Erzählung ist HOLLYWOODGATE ein cineastisches Meisterwerk und Dokument von zeithistorischer Bedeutung. Pablo Bücheler DOK.fest München
- 29.01.25, 17:00 Uhr
Einer von uns
Zu Gast: Regisseur Younes Laaguidi
D 2024 • 54’ • DF • Regie: Younes Laaguidi
Der junge Marokkaner Samir träumt schon sein Leben lang von diesem Moment, endlich nach Hause zu kommen.
Samir wurde in den Berber-Bergen von einer christlichen Missionarin aus Deutschland großgezogen, und jetzt fällt es ihm schwer sich mit den Marokkanern um Ihn herum zu identifizieren. Mit seiner Ziehmutter kamen deutsche Kinderlieder, der christliche Glaube und der Traum von einer ungekannten Heimat. Sobald alle Hürden überwunden sind, ist Samir bereit seiner entfremdeten Umwelt den Rücken zu kehren.
Mit 28 Jahre startet Samir sein neues Leben dort, wo er wirklich sein will - in den Tiefen Bayerns. Umgeben von der malerischen Kulisse des Tegernsees, folgen wir Samir ein weiteres Mal bei seiner Suche nach Dazugehörigkeit und auf einer ambivalenten Reise durch das Herz einer Gesellschaft.
Über den Zeitraum von 5 Jahren gefilmt, gewährt EINER VON UNS einen Einblick hinter die Kulissen zweier gegensätzlicher Orte - das Orientale Marrakesch sowie die bayerischen Alpen - und zeigt eine persönliche Metamorphose, von Innen wie von Außen.
- 31.01.25, 17:00 Uhr
Im Schatten der Träume
CH/D 2024 • 90’ • DF • Regie: Martin Witz
Komponist Michael Jary und Texter Bruno Balz waren über 40 Jahre lang das produktivste und erfolgreichste Duo des deutschsprachigen Schlagers und Kinos. Ihre Lieder wie „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ oder „Davon geht die Welt nicht unter“ (beide 1942) machten Zarah Leander musikalisch zum Weltstar. Die 250 Kinofilme, zu denen sie die Musik beisteuerten, reichen von eleganten Komödien der Weimarer Zeit über ambivalente Melodramen im Dritten Reich bis zu Filmen in den Wirtschaftswunderjahren. „Im Schatten der Träume“ erzählt das bewegte Leben der beiden Künstlerfreunde – zwei Biografien, die selbst das Drehbuch für ein Melodram liefern könnten. Balz war als schwuler Mann ein Verfolgter des NS-Regimes und entging dem Konzentrationslager nur durch die Intervention von Jary, der angab, ohne seinen Texter die vom Propagandaministerium geforderten Lieder für den Film „Die große Liebe“ (1942) nicht liefern zu können.
Regisseur Martin Witz kombiniert Szenen aus bekannten Spielfilmen mit privaten Fotografien, seltenen Interviews und Erinnerungen von Zeitzeugen. Experten wie der Musikhistoriker und Unterhaltungskünstler Götz Alsmann erklären kenntnisreich und hintergründig die Entstehungsgeschichten der weltberühmten Lieder und Filme – und warum die Musik von Jary und Balz so verblüffend zeitlos ist!
- 02.02.25, 15:00 Uhr
Pandoras Vermächtnis
AT 2024 • 87’ • DF • Regie: Angela Christlieb
Bis heute laden Brüche und Widersprüche in Leben und Werk von G. W. Pabst, einem der Großen des Weimarer Kinos, zu Spekulationen ein. Angela Christlieb nähert sich diesem gewichtigen Filmemacher über dessen Familie: Auf der einen Seite ist Trude, die Ehefrau und Mitarbeiterin, deren Gedanken und Erinnerungen ganz besonderen Raum einnehmen, deren Spuren tief in den Stoff der Pabst-Filme hinein führen und versteckt Autobiografisches zum Vorschein bringen; auf der anderen Seite die drei Enkel Marion, Daniel und Ben. Deren Erzählungen nehmen nicht nur Ergänzung und Gegenrede vor, ihre eigenen Lebenswege konturieren jene der Großeltern. Macht, Geschlechterverhältnisse, emotionale Distanzen: PANDORAS VERMÄCHTNIS fragt nach der Fortsetzungskette, die Familie unweigerlich bedeutet.
Eine traumwandlerische Reise durch das Universum der Familie Pabst, visuell vielschichtig und mit Sogwirkung erzählt, zwischen Wien, Berlin, Paris und Hollywood. Ein Film über Träume, Traumata und darüber, warum wir sind, wer wir sind.
Veranstaltungsort
Roxy Lichtspielhaus
Anschrift und Erreichbarkeit44145 Dortmund