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Arbeiten von 30 Künstlerinnen sind vom 25. Oktober an im Museum Ostwall im Dortmunder U zu sehen

Frauen in der Kunst: MO zeigt Künstlerinnen des Expressionismus und Fluxus

Künstlerinnen sind im Ausstellungsbetrieb und Sammlungen immer noch deutlich weniger präsent als ihre männlichen Kollegen. Aus diesem Grund zeigt das Museum Ostwall im Dortmunder U vom 25. Oktober an Künstlerinnen in Expressionismus und Fluxus.

Das Museum Ostwall im Dortmunder U erforscht seinen Bestand und dessen Leerstellen. Die Sonderausstellung „Tell these people who I am – Künstlerinnen in Expressionismus und Fluxus“ ist von den Schwerpunkten der eigenen Sammlung inspiriert und zeigt auf der sechsten Etage des Dortmunder U Arbeiten von 30 Künstlerinnen aus zwei Epochen des 20. Jahrhunderts.

Ausstellung in zwei Teilen

Die Ausstellung wird in zwei Teilen zugänglich sein: „…ein selbstverständliches inneres Müssen“ – Acht Expressionistinnen zelebriert die Idee des Gesamtkunstwerks und schwelgt in der großen Bandbreite von Materialien und Werkstoffen, mit denen die Künstlerinnen aus dieser Ära arbeiteten und damit den Kunstbegriff erweiterten. Der Teil Fluxus und Feminismus untersucht die Zeit des aufkommenden Feminismus und der globalen Vernetzung, in der Frauen immer noch stark die Möglichkeiten beschnitten wurden, sich künstlerisch zu verwirklichen.

Acht Expressionistinnen in Dortmund entdecken

„Mir ist mein Schaffen nichts anderes als ein selbstverständliches inneres Müssen", sagt Renée Sintenis 1931. Als sie bereits eine der erfolgreichsten Bildhauer*innen der Weimarer Republik ist, belächelt die Kunstkritik immer noch ihr Werk und attestiert ihr herablassend „handwerkliches Geschick“. Dabei eröffneten sich nach dem ersten Weltkrieg für Künstlerinnen neue Ausdrucksmöglichkeiten durch im Kunstbetrieb noch ungewöhnliche Techniken, wie die Ausstellung zeigt: Lotte Reiniger arbeitet mit Scherenschnitt, Animation und Film, Madame d’Ora mit der Fotografie. Kitty Rix sowie ihre Lehrerin Vally Wieselthier wenden sich der Keramik zu und Marta Worringer der Textilkunst. Emma Schlangenhausen als Grafikerin und Else Berg als Malerin nutzen etablierte Techniken für neue stilistische Experimente.

„Tell these people who I am“, schrieb Vally Wieselthier Ende der 1930er-Jahre in einem Telegramm an Franklin D. Roosevelt, Aufmerksamkeit für sich und andere Frauen einfordernd. Doch keine der acht ausgestellten Künstlerinnen des Expressionismus erlangte je die Bekanntheit ihrer männlichen Zeitgenossen. Durch die hohe Qualität ihrer künstlerischen Arbeiten wurden sie jedoch zum Vorbild für Kolleginnen. Ihre Werke werden seit einigen Jahren erforscht und sind nun in Dortmund zu entdecken.

Wie frei war Fluxus für Frauen in der Kunst?

„Fluxus can be lots of fun when the boys let you on their boat“, scherzt Carolee Schneemann bitter. Die vermeintlich freie und offene Kunstform war weniger frei und offen, wenn es darum ging, wer dazugehörte und wer nicht. Die körperbetonte Performerin Schneemann beispielsweise, deren Arbeiten den „Male Gaze“ thematisieren, wurde von den tonangebenden Fluxus-Künstlern nicht in ihren Zirkel aufgenommen. Dabei waren die Künstlerinnen der 1970er-Jahre ihrer Zeit weit voraus, etwa Ana Mendieta, die in „Untitled (Facial Hair Transplant)“ dokumentiert, wie sie sich den Bart eines Freundes ins Gesicht klebt.

Gesellschaftliche Rollenerwartungen an Frauen kommentieren Leticía Parente, Martha Rosler und Mieko Shiomi in ihren künstlerischen Arbeiten zu Haus- und Sorge-Arbeit. Die durch die Frauenbewegung problematisierte geschlechtsspezifische Arbeitstrennung unterliefen besonders Künstler*innen-Paare aus dem Fluxus-Kontext: Die Bande zwischen Yoko Ono und John Lennon, Dorothy Iannone und Dieter Roth, Shigeko Kubota und Nam June Paik sowie Alison Knowles und Dick Higgins spiegeln sich in ihrem künstlerischen Schaffen, in kollaborativen Projekten, die ihre Liebesbeziehungen als Inspirationsquelle hatten.

KURZINFO UND HINTERGRUND

„Tell these people who I am”

Künstlerinnen in Expressionismus und Fluxus

Eine Ausstellung des Museum Ostwall im Dortmunder U

25. Oktober 2024 bis 23. März 2025

www.dortmunder-u.de/museum-ostwall/

Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So und an Feiertagen: 11 bis 18 Uhr, Do und Fr: 11 bis 20 Uhr

Pressebildmaterial und vollständige Künstlerinnenliste auf Anfrage: presse@pr-netzwerk.net

Die zweiteilige Ausstellung hat es sich zur Aufgabe gemacht, anlässlich des 75. Geburtstags des Museum Ostwall die Leerstellen des Sammlungsbestands zu beleuchten. Dazu zeigt sie neben Werken aus dem eigenen Bestand auch zahlreiche internationale Leihgaben. Sie lädt zur Auseinandersetzung mit weiblichen Positionen der Kunstgeschichte ein und will Impulse liefern, um zukünftig konsequenter Arbeiten von Künstlerinnen für die Sammlung zu erwerben. Beide Ausstellungsteile haben einen gemeinsamen inhaltlichen Ausgangspunkt, sind aber in sich geschlossene Präsentationen. Ein Diskursraum verbindet die Teile, die von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm mit offenen Mitmachangeboten, Führungen, Workshops und Filmen sowie zahlreichen Kooperationen begleitet werden.

Die Ausstellung wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Im Rahmen des Programms „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ fördert das Land Nordrhein-Westfalen darüber hinaus die Erforschung der globalen Vernetzung von Fluxus und Fluxus-nahen Künstlerinnen und Künstlern innerhalb der Sammlung. Die Forschungsergebnisse fließen in die Ausstellung ein.

2024 wird das Museum Ostwall 75 Jahre alt. Über das ganze Jahr verteilt finden zu diesem Anlass besondere Veranstaltungen statt. Ausstellungen wie „Tell these people who I am“ schlagen im Jubiläumsjahr einen Bogen von den Gründungsjahren des Museums bis in die Gegenwart. Bildung und Kunstvermittlung sind seit jeher integral für das Selbstverständnis des Hauses.

REDAKTIONSHINWEIS: Save the date: Am 23. Oktober um 11 Uhr gibt es einen Rundgang für Medienvertreter*innen durch die Ausstellung. Wir verschicken dazu noch separat eine detaillierte Einladung.

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