Korrektur: Rechtsterrorismus in der BRD - Historiker referiert in der Steinwache
Um einen antisemitischen Doppelmord und seine Hintergründe geht es in einem Vortrag am Donnerstag, 16. November, 19:00 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache (Steinstr. 50): Prof. Uffa Jensen spricht über die vergessene Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik. Der Eintritt ist frei.
Am 19. Dezember 1980 wurden Shlomo Lewin, der ehemalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Nürnberg, und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrem Haus in Erlangen erschossen. Statt den Spuren nachzugehen, die zur rechtsextremistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ führten, konzentrierten sich die Ermittler lange auf das Umfeld Lewins. Die genauen Umstände der Bluttat blieben ungeklärt.
Kaum ein zeitgeschichtlich bedeutendes Ereignis wurde so aggressiv vergessen wie dieser antisemitische Doppelmord. Uffa Jensen rekonstruiert die Tat und ihre Hintergründe. Er folgt den Verbindungen zur PLO, in deren Lager die Wehrsportgruppe ausgebildet wurde, beleuchtet die Rolle von deren Gründer, Karl-Heinz Hoffmann, und stellt das Attentat in Bezug zu den weiteren Anschlägen des Jahres 1980, in dem in der Bundesrepublik mehr Menschen durch (rechten) Terror ums Leben kamen als in jedem anderen Jahr. Dabei macht Jensen die Muster im Umgang mit Rechtsterrorismus sichtbar, die sich künftig mehrfach wiederholen sollten – eine bis heute anhaltende Geschichte aus Gewalt, Verharmlosung und Verdrängung.
Uffa Jensen lehrt Geschichte an der TU Berlin und forscht am dortigen Zentrum für Antisemitismusforschung, dessen stellvertretender Leiter er ist. Außerdem ist er Gründungsmitglied des Arbeitskreises „Geschichte & Theorie“ und seit 2007 Mitglied der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo-Baeck-Instituts in der Bundesrepublik Deutschland.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V.