Kunst im öffentlichen Raum

Denkmal für die Opfer der Grubenunglücke vom 4.7.1940, 16.3.1944 und 22.3.1979

Künstler*in:
Wilhelm Wulff
Jahr:
1952 (Einweihung: 16.März 1952)
Technik und Material:
Bronze
Maße:
  • Höhe: 2,8 m
Kunstwerknr.:
44369-004
Standort:
Do-Huckarde, Kommunalfriedhof, 44369 Dortmund
Denkmal für die Opfer der Grubenunglücke vom 4.7.1940, 16.3.1944 und 22.3.1979
Denkmal für die Opfer der Grubenunglücke vom 4.7.1940, 16.3.1944 und 22.3.1979, Wilhelm Wulff

Auf einem schlichten Muschelkalksockel in der Mittelachse eines symmetrisch angelegten Gräberfeldes steht eine Bronzefigur mit unbekleidetem Oberkörper und geneigtem Kopf. Seine Hände ruhen auf dem vor ihm abgestellten Pickel. Sein linkes Bein steht leicht angewinkelt und erhöht auf einer erhabenen Plinthe. Vor seinem rechten Bein steht eine Grubenlampe. Auch diese Figur Wilhelm Wulffs ist überlebensgroß. Im Gegensatz zu dem bronzenen Bergarbeiter auf dem Friedhof Mengede ist diese Figur weniger kräftig ausgebildet. Die mächtig wirkende, breitbeinige Beinstellung des Mengeder Bergmannes wird hier durch den Kontrapost und eine engere Beinstellung zurückgenommen. Die Beschreibung Klaus Kösters verweist auf einen Bergmann der Zeche Hansa, der für die Skulptur Modell gestanden hat. Dieses Ehrenmal entstand 1952, acht Jahre nach dem Grubenunglück, auf das es sich bezieht und bei dem über 90 Bergleute ums Leben gekommen waren. Erst zu Beginn des Jahres 1952 waren während Bergungs- und Aufräumarbeiten 19 nicht mehr zu identifizierende, verunglückte Bergleute auf der 8. Sohle der Schachtanlage Hansa gefunden worden. Mit Bergung der Toten entstand auch die Idee eines Denkmals, mit dem die Gelsenkirchener Bergwerks AG den Bildhauer Wilhelm Wulff beauftragte. Im Februar 1952 erfolgte der Guss der ca. 8 Zentner schweren Skulptur in der bekannten Gießerei Schmäke in Düsseldorf. Am 16. März 1952 wurden die 19 Toten beerdigt und das Denkmal im Beisein Wilhelm Wulffs eingeweiht. Am 22. März 1979 verunglückten weitere sieben Bergleute auf der mittlerweile zu einer Hydrogrube umgebauten Zeche. An die Verunglückten erinnert eine dem Ehrenmal hinzugefügte schlichte Steinplatte. SR

Literatur Kunstwerk

Anonym: Bronzestatue für Hansa-Opfer, in: Westfälische Rundschau, 13. Februar 1952; Anonym: Drei Tote im östlichen Querschlag, in: Westfälische Rundschau, 15. Februar 1952; Anonym: Wieder zwei Tote aus Hansa geborgen, in: Westfälische Rundschau, 9. März 1952; Anonym: Mahnmal für die "Hansa"-Toten, in: Westdeutsche Allgemeine, 15. März 1952; Anonym: Ehrenmal für Hansa-Tote, Westfälische Rundschau, 15. März 1952; Anonym: 19 bergleute zur letzten Ruhe gebettet, in: Westfälische Rundschau, 17. März 1952; Öffentliche Denkmäler und Kunstobjekte in Dortmund. Eine Bestandsaufnahme unter Leitung von Jürgen Zänker, erarbeitet von Iris Boemke u. a., Dortmund 1990, Nr. 145, S.137; Evelyn Kroker und Michael Farrenkopf: Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum. Katalog der Bergwerke, Opfer, Ursachen und Quellen, Bochum 1999, S. 419, 431, 594; Jürgen Zänker: Dortmunder Denkmäler für die „Opfer der Arbeit“, in: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft von der Mark e.V. und Stadtarchiv Dortmund (Hg.): Heimat Dortmund, Sichtbar – Unsichtbar, Denkmäler und Erinnerungsorte, 2/2007, S. 29-38; Klaus Kösters: Wilhelm Wulff und das Ruhrgebiet, in: Wilhelm Wulff (1891-1980), hg. v. Klaus Kösters, Ausst-Kat. LWL-Museumsamt Westfalen, Soest, Herne u.a., Münster 2010, S. 115f.; Holger Bergmann: Die Opfer der Grubenunglücke sind nicht vergessen, in: Westfälische Rundschau, 26. März 2019; Holger Bergmann: Das Rätsel der verschwundenen Zwangsarbeiter, in: Westfälische Rundschau, 30. März 2019

Literatur Künstler*in

Das Museum am Ostwall zeigt Arbeiten von Robert Ittermann, Wilhelm Wulff und Eberhard Viegener, Ausst.-Kat., Museum am Ostwall, Dortmund 1951; Wilhelm Wulff,1891-1980, hg. im Auftrag der Stadt Soest v. Florian Matzner, Ausst.-Kat. Kunstpavillon der Stadt Soest, Soest 1991; Klaus Kösters: Wilhelm Wulff und das Ruhrgebiet, in: Wilhelm Wulff (1891-1980), hg. v. Klaus Kösters, Ausst-Kat. LWL-Museumsamt Westfalen, Soest, Herne u.a., Münster 2010; http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-herne-und-wanne-eickel/erinnerung-an-einen-vergessenen-kuenstler-id6716130.html [Abruf: 10.08.2013]

Biografie

Wilhelm Wulff wurde am 25. April 1891 in Wehringsen nahe Soest geboren. Nach dem Besuch der Malschule von Georg Tappert in Worpswede begann er 1913 seine bildhauerische Ausbildung an der Holzschnitzschule im schlesischen Bad Warmbrunn. 1923 beteiligte er sich an der avantgardistischen Ausstellung in der Berliner Galerie „Der Sturm“ mit einer konstruktivistischen Holzplastik. In den Folgejahren wendete er sich wieder einer realistischeren Arbeitsweise zu. Als Wendepunkte in Wulffs Arbeit werden die Aufenthalte in Paris 1928/29 und 1930/31 gesehen. Er arbeitete an Porträtaufträgen für Industrielle im Ruhrgebiet, so zum Beispiel zwei Mal für Emil Kirdorf, Direktor der Gelsenkirchener Bergwerks AG. Weitere Aufträge ermöglichten es Wulff, seine Werke in vielfältigen Ausstellungen in den 1930 und 1940er Jahren zu präsentieren, zum Beispiel auf der „Großen Westfälischen Kunstausstellung“ in Dortmund, der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ in München und in der „Westfälischen Sezession“ in Hagen. Eine für den Künstler ungewöhnlich politische Arbeit ist die nicht mehr erhaltene Figurengruppe „Die Marschierenden“, die Wulff 1938 für die Hoesch-Werke entwarf. In Dortmund wurde der Bildhauer vor allem durch den „Wettersteiger“ für die Harpener Bergwerks AG bekannt, der heute an der Kaiserstraße steht. Eines der bedeutsamsten Nachkriegs- bzw. Spätwerke ist die Porträtbüste des Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke von 1964. Wulff starb am 18. April 1980. SR

Weitere Kunst im öffentlichen Raum

Jahr: 1898
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks auf
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks auf "Zeche Zollern" in Kirchlinde

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1936
Denkmal für die Opfer eines Grubenunglücks von 1935
Denkmal für die Opfer eines Grubenunglücks von 1935

Künstler*in: Wilhelm Wulff

Jahr: 1927
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 11. Februar 1925
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 11. Februar 1925

Künstler*in: Friedrich Bagdons

Jahr: nach 1920
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks am 8.8.1920
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks am 8.8.1920

Künstler*in: Benno Elkan(?)

Jahr: 1954-1960
Mahnmal Bittermark
Mahnmal Bittermark

Künstler*in: Will Schwarz, Karel Niestrath, Léon Zack

Jahr: 1931
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925
Denkmal für die Opfer des Grubenunglücks vom 16.5.1925

Künstler*in: Friedrich Bagdons (Entwurf)

Jahr: 1993
Gedenktafel für den jüdischen Friedhof
Gedenktafel für den jüdischen Friedhof

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1956
Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges
Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges

Künstler*in: Vorname? Endlich, Herwarth Schulte u. Heinrich Bayer

Jahr: 1946/47
Denkmal für die gefallenen Sowjets
Denkmal für die gefallenen Sowjets

Künstler*in: F. J. Kraus

Jahr: nach 1945
Denkmal für die jüdischen Opfer des NS-Regimes
Denkmal für die jüdischen Opfer des NS-Regimes

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1924/25
Mahnmal für die 1914/18 gefallenen Bürger aus Dortmund
Mahnmal für die 1914/18 gefallenen Bürger aus Dortmund

Künstler*in: Friedrich Bagdons

Jahr: 1965
Haltet Frieden
Haltet Frieden

Künstler*in: Curt Unger

Jahr: 1934, (Einweihung: 16.9.1934)
Kriegerdenkmal in Dorstfeld, Gefallene 1914-1918
Kriegerdenkmal in Dorstfeld, Gefallene 1914-1918

Künstler*in: Bildhauer: Heinrich Bayer; Architekt: Josef Wentzler;

Jahr: undatiert
o. T. (Kunstobjekt )
o. T. (Kunstobjekt )

Künstler*in: Künstler unbekannt

Jahr: 1988
Gedenkstein für die Alte Kolonie Zollern II
Gedenkstein für die Alte Kolonie Zollern II

Künstler*in: Künstler unbekannt