Newsroom

Dortmunds große Geschichte war auf dem Hansetag in Schweden wieder lebendig

Tradition verbindet: Vom 5. bis 8. Juni kamen in Visby auf der schwedischen Insel Gotland Delegationen der historischen Hansestädte zum 45. Internationalen Hansetag zusammen. Auch die ehemalige Reichs- und Hansestadt Dortmund mit Bürgermeisterin Barbara Brunsing war in Schweden vertreten.

Schon im Mittelalter trafen sich die Hansestädte regelmäßig auf dem Hansetag. Dort wurden Handelsfragen erörtert und gemeinsame Beschlüsse gefasst. Diese Tradition greift der Städtebund „Die Hanse“ seit 1980 mit dem „Internationalen Hansetag der Neuzeit” wieder auf. Jedes Jahr ist eine andere Hansestadt Gastgeberin und lädt dazu ein, Tradition und Völkerverständigung zu feiern. Dortmund war zuletzt 1982 Gastgeberin des Traditionstreffens.

In zahlreichen Aktionen, Ausstellungen und auf Märkten wird die Welt der Hanse beim Hansetag lebendig. Außerdem auf dem Programm: der aktuelle Gedankenaustausch unter den modernen Hansestädten. Aus Dortmund waren in Schweden neben Bürgermeisterin Barbara Brunsing unter anderem Dr. Stefan Mühlhofer, Direktor des Stadtarchivs und Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe Dortmund, mit dabei. Zur Delegation gehörten auch Reinoldikantor Christian Drengk, der am Orgelfestival in Visby teilgenommen hat, sowie die Künstlergruppe Artscenico .

Oberbürgermeister Thomas Westphal: „Dortmund ist eine Hansestadt mit großer Tradition. Das wird manchmal vergessen. Die Idee der Hanse: Verbinden und Freundschaften schließen, um in Ruhe Geschäfte zu machen – nicht der schlechteste Einfall. Deshalb ist die Hanse für Dortmund nach wie vor aktuell.“

Die Bedeutung der historischen Hanse

Historisch feiert Dortmund mit der Zugehörigkeit zur Hanse im 14. Jahrhundert seine erste große Blütezeit. Der Hanse gehörten etwa 70 Städte fest an. Ihr gemeinsames Anliegen war es, die Handelswege über die Ostsee zu sichern, sich gegenseitig zum Beispiel im Kriegsfall zu helfen und Privilegien in anderen Staaten auszubauen. Die Tätigkeit der Hanse erstreckte sich auf den Norden Deutschlands und den gesamten Ostseeraum.

Dortmunds Rolle in der Hanse

Die Fundorte von in Dortmund geprägten, königlichen Münzen zeigen, dass Dortmunder Kaufleute bereits im 10. und 11. Jahrhundert weiträumig Handel betrieben. Sie waren im gesamten Nord- und Ostseeraum tätig und unterhielten schon früh vielfältige Handelskontakte. Ein Zeugnis aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert belegt die wichtige Rolle Dortmunds und die Bedeutung der diesjährigen Gastgeberstadt Visby für die Hanse: Die sogenannten Adlerleute aus Dortmund und Soest sollten neben denjenigen aus Lübeck und Gotland einen Schlüssel zu der Truhe in der Marienkirche in Visby auf Gotland aufbewahren. Der Inhalt: wichtige Dokumente und Überschüsse aus dem Russlandhandel der Hansekaufleute. Dortmund war also eine der bedeutendsten Hansestädte des späten Mittelalters.

Dortmund wird international

Anfangs waren Dortmunder Kaufleute vor allem in östlichen Ländern präsent. Ein Indiz dafür: Die Verehrung des Stadtpatrons Reinoldus in weit entfernten Städten. In Danzig oder Thorn etwa gab es sogenannte Reinoldusbänke. Mit der wachsenden Bedeutung Lübecks orientierten sich die Dortmunder Kaufleute seit dem 13. Jahrhundert mehr nach Westen. Vor allem in Brügge, später Antwerpen, und in London zählten sie zu den wichtigsten Hansekaufleuten. Im Hundertjährigen Krieg (1337 bis 1453) unterstützten Angehörige der Hanse – auch aus Dortmund – die Engländer finanziell gegen Frankreich, weil sie sich davon Vorteile für den Woll- und Tuchhandel auf dem Kontinent versprachen.

Englands Krone in Dortmunder Besitz

Im 14. Jahrhundert war sogar die große Königskrone Englands auf Umwegen in die Hände eines Konsortiums von westfälischen Kaufleuten unter Dortmunder Führung gelangt, bevor der englische König 1344 seine Schulden bei ihnen begleichen konnte und seine Krone wiederbekam.

Womit handelten Dortmunder Kaufleute?

Angehörige der Dortmunder Kaufmannsfamilien betrieben für die Handelsimperien ihrer Familien Niederlassungen in London oder Brügge, Lübeck oder Danzig, Tallinn oder Krakau, um vor Ort die Geschäfte zu führen. Einige ihrer Namen sind noch heute im Dortmunder Stadtleben präsent: Berswordt, Sudermann, Klepping, Muddepenning, Wißstrate oder Wickede. Dortmunder Fernkaufleute handelten unter anderem mit Produkten der einheimischen Schmiede und Goldschmiede. Die große Anzahl von Kürschnern im spätmittelalterlichen Dortmund dürfte auf den intensiven Import, die Verarbeitung und den Weiterverkauf von kostbaren Pelzen aus Nowgorod, der ältesten Stadt Russlands, hinweisen.

Der Niedergang der Hanse begann im 16. und 17. Jahrhundert als schleichender Prozess. Der letzte Hansetag in Lübeck 1669 markiert ein Ende. Die Hanse hatte zuvor zunehmend an Einfluss und Bedeutung verloren, da sich die politischen und wirtschaftlichen Strukturen in Europa veränderten und neue Handelswege und -partner entstanden.

Mehr zu Dortmund und der Hanse:

Der historische Hansetag

Aufstieg der Stadt im Spätmittelalter (Historischer Verein)

Dortmund historisch

Anhänge