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Hoesch-Museum

Das Museum

Hoesch-Stahlhaus L141

Im Mai 2025 eröffnet das Hoesch-Stahlhaus L141: Es ist ein einzigartiges Zeugnis innovativer Baukunst der 1960er Jahre. Entwickelt vom Dortmunder Montankonzern Hoesch, wurde es aus dem Verbundwerkstoff Platal gefertigt. Heute ist es Teil des Hoesch-Museums in Dortmund und zeigt in einer kulturhistorischen Dauerausstellung die Geschichte industriellen Wohnens, die Entwicklung von Fertig- und Stahlhäusern sowie die Rolle von Stahl in Architektur und Bauwesen.

Grafik, die eine Familie vor einem Bungalow zeigt. Im Vordergrund sitzen zwei Männer und eine Frau um einen Tisch. Dazu der Schriftzug "Ein schlüsselfertiges Eigenheim und keine Bausorgen. HOESCH BUNGALOW"
Bild: thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg
Werbebroschüre Hoesch-Bungalow, 1963
Bild: thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg

Ein innovatives Material- und Baukonzept

In den 1950er Jahren entwickelte der Dortmunder Hoesch-Konzern den Werkstoff Platal. Das mit PVC plattierte Stahlblech sollte in großem Stil in der Bauindustrie verwendet werden. Ab 1962 begann Hoesch dem allgemeinen Trend folgend mit der Produktion von Stahlfertighäusern: Wände, Dach und Türen bestanden aus Platal. Trotz eines Verkaufsziel von 5.000 Häusern im Jahr wurden bis 1966 schätzungsweise nur rund 200 Häuser als Eigenheime ausgeliefert. Insgesamt kamen vier Bungalowtypen auf den Markt – benannt nach den Quadratmetern: 55, 109, 146 und L141.

Umzug Hoesch Bungalow Translozierung
Bild: Roland Gorecki
Translozierung des Hoesch-Stahlhauses L141
Bild: Roland Gorecki

Das Hoesch-Stahlhaus L141

1964 baute Hoesch in Dortmund-Hombruch die Werkssiedlung Kleinholthausen mit unterschiedlichen Gebäudearten wie Hoch- und Reihenhäuser oder Bungalows. Auch sieben Stahlbungalows in Fertigbauweise wurden errichtet: Zum sechsmal errichteten Typ 109K kam ein Sondermodell Typ L141 in L-Form mit 141 Quadratmetern. Es ist das einzige dieser Art und das letzte Hoesch-Stahlhaus überhaupt. In allen Stahlhäusern wohnten Hoeschianer zur Miete.

Im L141 lebte ab 1977 die siebenköpfige Familie Hoff. Nach dem Tod des letzten Bewohners 2012 schenkte die Familie das Haus dem Hoesch-Museum. 2022 erfolgte die spektakuläre Translozierung des Gebäudes auf zwei LKWs in die Dortmunder Nordstadt zum neuen Standort.

Außenansicht des Stahlhauses
Bild: Jürgen Spiler
Hoesch-Stahlhaus L141: Das neue Ausstellungsgebäude des Hoesch-Museums
Bild: Jürgen Spiler

Das Stahlhaus als Museum

Heute beherbergt das Stahlhaus eine kulturhistorische Dauerausstellung. Themen sind:

  • die Neue Sachlichkeit als architektonischer Hintergrund und das bürgerliche Leben im Ruhrgebiet,
  • das Werkswohnungswesen als Teil der Sozialpolitik,
  • die Geschichte der Fertig- und Stahlhäuser seit 1900,
  • die Entwicklung von Platal und den Hoesch-Stahlhäusern.

In der Ausstellung kann man sich mit dem eigenen Alltag auseinandersetzen: Wie wird sich das Wohnen verändern? Welche Materialien und Bauweisen setzen sich durch? Welche Rolle spielt Stahl in der Bauindustrie und Architektur? Aber auch die Fragen nach dem Leben in einem Stahlhaus werden beantwortet.

Das bauzeitliche Badezimmer, die Küche und inszenierte Alltagsinseln mit originalen Dingen der 1970er deuten die jeweilige erste Raumnutzung des Stahlhauses an und erinnern an 50 Jahre privates Wohnen.

Der Garten wird als Teil des zukünftigen öffentlichen Parks Grüner Ring angelegt. Die Terrasse bietet einen Blick auf das Hauptgebäude des Hoesch-Museums sowie das neu entstehende Wohnviertel Karlsquartier.

Impressionen zum Hoesch-Stahlhaus L141

Umzug Bungalow L141
Zu sehen ist eine Raumecke mit Texttafeln und Fotoreproduktionen an der Wand. In der Mitte steht ein Modell und oben ist eine kugelförmige Deckenlampe zu sehen.
Bild: Kulturbetriebe Dortmund / Sabrina Richmann
Zu sehen ist die Nachbildung eines Wohnzimmers mit Couch, Couchtisch und Sesseln im Stil der 1960er Jahre sowie einem Sideboard aus Holz.
Bild: Kulturbetriebe Dortmund / Sabrina Richmann
Rechts ist eine niedrige Vitrine mit Spielkarten und links eine Spielecke mit Spielteppich und Bausteinen.
Bild: Kulturbetriebe Dortmund / Sabrina Richmann
Umzug Bungalow L141
Zu sehen ist eine Raumecke mit Texttafeln und Fotoreproduktionen an der Wand. In der Mitte steht ein Modell und oben ist eine kugelförmige Deckenlampe zu sehen.
Bild: Kulturbetriebe Dortmund / Sabrina Richmann
Zu sehen ist die Nachbildung eines Wohnzimmers mit Couch, Couchtisch und Sesseln im Stil der 1960er Jahre sowie einem Sideboard aus Holz.
Bild: Kulturbetriebe Dortmund / Sabrina Richmann
Rechts ist eine niedrige Vitrine mit Spielkarten und links eine Spielecke mit Spielteppich und Bausteinen.
Bild: Kulturbetriebe Dortmund / Sabrina Richmann

Weitere Themen im Detail

Architektonische Moderne der Zwischenkriegszeit

Luftbild der Weissenhofsiedlung Stuttgart
Bild: Postkarte des schwäbischen Kunst-Verlags Hans Boettcher, Stuttgart
Weissenhofsiedlung, Stuttgart
Bild: Postkarte des schwäbischen Kunst-Verlags Hans Boettcher, Stuttgart

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts prägten Industrialisierung und Wohnungsnot die Diskussionen in Architektur und Städtebau. Gefragt waren einfache, funktionale Lösungen: mehr Licht, Luft und Hygiene, standardisierte Bauteile und neue Materialien wie Stahl. Das Neue Bauen setzte auf klare Formen, Flachdächer und rationelle Grundrisse – im Gegensatz zum traditionellen, ornamentreichen Stil. Während der NS-Zeit wurden viele dieser Ideen unterdrückt, nach 1945 jedoch erneut aufgegriffen und weiterentwickelt

Bürgerliches Wohnen im Ruhrgebiet

Historisches Bild einer bürgerlichen Reihenhaussiedlung
Bild: Bestand Klaus Winter
Tullstraße, Dortmund
Bild: Bestand Klaus Winter

Die Industrialisierung brachte neue Berufsfelder und eine bürgerliche Mittelschicht hervor – zwischen Arbeiterschaft und Konzernleitung. Dieses Bürgertum prägte das Stadtleben, war politisch aktiv und wohnte oft in großzügigen Mietwohnungen oder eigenen Häusern. Auch Unternehmen investierten in komfortable Werkswohnungen für leitende Angestellte, oft mit lebenslangem Wohnrecht. Die Familie Hoff steht exemplarisch für dieses wenig beachtete technische Bürgertum im Ruhrgebiet – ein Netzwerk aus Fachleuten mit Verbindungen weit über Dortmund hinaus.

Sozialpolitik der Montankonzerne und Werkswohnungen

Historisches Foto eines Hauseingangs, durch den ein Mann geht
Bild: Hoesch-Museum
Hoesch-Wohnungsverwaltung an der Unnaer Straße 44, 1960er Jahre
Bild: Hoesch-Museum

Mit der Industrialisierung kam es zu großen sozialen Herausforderungen. Unternehmen reagierten mit dem Bau von Werkwohnungen – zur Anwerbung, Bindung und Versorgung der Arbeitskräfte. Bis 1900 errichtete Hoesch über 800 Wohnungen rund um den Borsigplatz. Mit der Gründung eigener Wohnungsgesellschaften und der Finanzierung allgemeiner – wie der Dogewo – engagierte man sich dauerhaft in diesem Bereich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die betriebliche Sozialpolitik weiter ausgebaut. In Spitzenzeiten verfügte Hoesch mehr als 12.000 Mietwohnungen.

Entwicklung des Fertigbaus mit Fokus auf Stahl- und Eisenkonstruktionen

Männer bauen Fertigteile eines Stahlhauses zusammen, historische Aufnahme
Bild: thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg
Montage von Fertigbauteilen eines Stahlbungalows
Bild: thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg

Schon im 19. Jahrhundert entstanden im angelsächsischen Raum Fertighäuser, meist aus Eisen. Im frühen 20. Jahrhundert wurden auch in Deutschland Fertighäuser aus Holz und zunehmend Beton wie Stahl entwickelt. Erfolgreich war ab 1926 das Blecken-Stahlhaus aus dem Rheinland, das auch in Dortmund-Eving oder -Westrich errichtet wurde.

Gegen die Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg musste schnell gebaut werden. Ab den 1950er wurde von westdeutschen Stahlkonzernen Bausysteme– mit verstärktem Einsatz von Stahl – entwickelt. Das typisierte Eigenheim sollte Massenprodukt aus dem Katalog werden.

Der Verbundwerkstoff Platal der Firma Hoesch

historisches Bild einer Messe, auf der Produkte präsentiert werden
Bild: thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg
Präsentation von Platalprodukten auf der Kunststoffmesse in Düsseldorf, 1963
Bild: thyssenkrupp Corporate Archives, Duisburg

In den 1950er Jahren entwickelte Hoesch den Verbundwerkstoff Platal – ein mit PVC beschichtetes, korrosionsbeständiges Stahlblech. Es war unempfindlich gegenüber Hitze, Kälte und Feuchtigkeit und vielseitig einsetzbar. Platal bildete die Grundlage für Wandverkleidungen, tragende Elemente und das Dachsystem Tektal. Damit stieg Hoesch in die Fertighausproduktion ein. Nach 1966 wurde Platal vor allem im Industrie- und Zweckbau genutzt. Die Oberflächenveredelung von Bandstahl blieb über ein Jahrhundert ein zentrales Forschungs- und Produktionsfeld des Unternehmens.

Führungen

Öffentliche Führungen: Ab 05.10.2025 jeden ersten Sonntag (außer feiertags) im Monat um 11 Uhr. Kosten pro Person: 3 €/ 1,50 €. Melden Sie sich jetzt schon an unter: info@hoesch-museum.de. Bitte Wunschdatum, Personenanzahl und eine Telefonnummer in der Mail angeben.

Gebuchte Gruppenführungen: Ab August 2025 möglich. Informationen und Buchungsanfragen unter info@hoesch-museum.de und (0231) 8 62 59 17.

Haus L141, ein seltenes Stahlfertighaus der westdeutschen Nachkriegsmoderne, regte Dr. Silke Haps 2015 dazu an, sich eingehender mit dieser besonderen Fertighausentwicklung zu beschäftigen. Seit 2021 sind ihre Forschungen Teil eines größeren Verbundes.

Forschungsvorhaben „Bauen mit Stahl. Stahl(verbund)fertighäuser im Innovationssystem der Stahlindustrie“

Als Teilprojekt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Schwerpunktprogramms Kulturerbe Konstruktion untersucht ein Team an den Universitäten Stuttgart und Wuppertal sowie des Montanhistorischen Dokumentationszentrums des Deutschen Bergbau-Museums Bochum - hier unter der Bearbeitung von Dr. Silke Haps und Projektleitung von Dr. Torsten Meyer -, die Stahlfertighausentwicklung und ihre Rolle im zeitgenössischen Bauwesen. Während die Fertighäuser als Gesamtprodukte in ökonomischer Hinsicht scheiterten, finden weiterentwickelte Materialen und Bauelemente bis heute im Bauwesen Verwendung: Der wirtschaftliche Flop kann als ein „Erfolgreich scheitern“ begriffen werden, so titelt dann auch das aktuelle Projekt des Teams (Forschungsprojekt "Erfolgreich scheitern. Zur Bedeutung von Spin-offs für das Bauwesen am Ende der Hochmoderne"), in dem Haus L141 ist ein wesentliches Fallbeispiel ist.

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Aufruf

Kennen Sie ein Hoesch-Stahlhaus?

In den Archiven gibt es keine Zahlen oder Adressen zu ausgelieferten Hoesch-Stahlhäusern. Bis 2025 konnten 26 gesicherte und sechs vermutete Standorte gefunden werden. Von den bekannten Anschriften sind sechs Häuser jedoch bereits abgerissen. Kennen Sie ein Hoesch-Stahlhaus? Schicken Sie diese Information gern an: info@hoesch-museum.de.

Lebten Sie oder wohnen Sie noch in einem Stahlhaus – egal von welcher Firma?

Wir freuen uns, wenn Sie uns von Ihren Erfahrungen erzählen. Teilen Sie gern Ihre Erinnerungen mit uns und melden Sie sich bei der Museumsleitung Isolde Parussel: iparussel@stadtdo.de und Tel.: (0231) 86 25 916.

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Hoesch-Stahlhaus L141

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