Kulturbetriebe Dortmund
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Forschung und Vermittlung

Publikatione des Instituts

Die Schriftenreihe des Fritz-Hüser-Instituts erscheint seit 2020 im Wilhelm Fink Verlag, erschien bis 2019 im Klartext Verlag, bis 2006 in zwei Reihen: 1) Ausstellungskataloge zur Arbeiterkultur und 2) Forschungen zur Arbeiterliteratur. 2006 wurden beide Reihen in die Schriftenreihe des Fritz-Hüser-Instituts zusammengefasst.

Ausstellungskataloge zur Arbeiterkultur (Reihe 1)

Literatur und Ökonomie
Projektpublikationen
Alte Schriftenreihe

Literatur und Ökonomie

Die von Iuditha Balint als Direktorin des FHI im Verlag Wilhelm Fink herausgegebene Reihe des Fritz-Hüser-Instituts fokussiert literatur- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen im Spannungsfeld von Literatur und Ökonomie: Erforscht werden dabei Darstellungen von ökonomischen Prozessen oder Phänomenen, von Ökonomie als gesellschaftliche Sphäre, von Ökonomien des Stils, der Rhetorik oder der Form; beleuchtet werden aber auch theoretische und methodische Überlegungen zum Zusammenhang von Ökonomie, Literatur und Kultur.

Band 11: Don’t cry, work

Miriam Zeh
Don’t cry, work. Schriftstellerische Arbeit im literarischen Feld der Gegenwart
Paderborn: Brill | Fink 2024, 295 S.

Jeden Text kennzeichnen die sozio-ökonomischen Bedingungen, unter denen er entstanden ist. Aber wie können sie zu einem selbstverständlichen und sinnvollen Teil der literaturwissenschaftlichen Analyse werden? Wo sich schriftstellerische Arbeit jahrhundertelang als kontemplativer Schonraum und Negation klassischer Lohnarbeit definiert hat, finden sich bis heute allenfalls vereinzelte ökonomische Perspektiven in der Gegenwartsliteraturforschung. Dabei verschärfen sich seit den 1990er Jahren die Marktbedingungen im literarischen Feld – auch für Autorinnen und Autoren. Wie sie ihr Selbstbild zwischen Autonomie und ökonomischen Handlungslogiken in Text und Paratext reflektieren und inszenieren, untersucht diese Studie exemplarisch. In der Verschränkung von literatursoziologischen und literarästhetischen Beobachtungen nähert sie sich einer post-autonomen schriftstellerischen Arbeitsästhetik der Gegenwart.

Band 10: Konflikt und Vermittlung

Urs Urban
Konflikt und Vermittlung. Die Ökonomie des Romans in der Frühen Neuzeit
Paderborn: Brill | Fink 2024, 461 S.

Das Buch ist der Frage gewidmet, unter welchen Bedingungen in der Erzählliteratur um 1500 mit einem Mal ein ‚infamer‘ Mensch zur Sprache kommt, der die eigenen Interessen robust auf Kosten anderer durchsetzt und so zum Protagonisten der pikaresken und komischen Literatur Spaniens und Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert wird – bevor er dann als ‚ökonomischer Mensch‘ zu sich kommt, der darauf vertraut, dass seine Laster von unsichtbarer Hand in einen Gewinn für das Gemeinwesen übersetzt werden. Dabei werden neben kanonischen – von der „Celestina“ (1499) über den „Lazarillo de Tormes“ (1554) und seine spanischen wie französischen Nachfahren bis zu Furetières „Roman bourgeois“ (1666) – auch bislang kaum erschlossene Texte der niederen Erzählliteratur kritisch in den Blick genommen, um zu zeigen, wie der Konflikt jeweils erzählerisch vermittelt und wie auf diese Weise marktförmiges (bzw. ‚ökonomisches‘) Handeln in der Literatur vorstellbar, denkbar und sagbar wird.

Band 9: Autor:innenschaft und/als Arbeit

Alena Heinritz / Julia Nantke (Hg.):
Autor:innenschaft und/als Arbeit: Zum Verhältnis von Praktiken, Inszenierung und Infrastrukturen
Paderborn: Brill | Fink 2024, 250 S.

Literarisches Schreiben wird seit der Romantik als Gegenentwurf zur Erwerbsarbeit konzipiert. Allerdings muss auch das literarische Werk entworfen, geschrieben, verlegt, vertrieben und gelesen werden. Die Beiträge des Bandes beschäftigen sich mit den ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen literarischer Arbeit. In welchem Verhältnis stehen Autor:innenschaft und Arbeit in einer Zeit, in der das Digitale in allen gesellschaftlichen Bereichen das leitende Paradigma ist? Auf welche Konzepte geht dieses Verhältnis historisch zurück? Im Zentrum stehen dabei erstens die (Arbeits-)Bedingungen des Schreibens und damit die materiellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen von Autor:innenschaft. Zweitens geht es um die Akteur:innen des Schreibens, ihre Arbeitsbedingungen und Inszenierungspraktiken im zeitgenössischen Literaturbetrieb sowie Formen der Kollaboration. Drittens beschäftigt sich der Band mit dem Verhältnis zwischen literarischem Schreiben und Brotberuf.

Band 8: Literatur und Arbeitswelten

Corinna Schlicht / Marie Kramp / Janneke Eggert (Hg.):
Literatur und Arbeitswelten. Ästhetische und diskursive Strategien zur Darstellung von Arbeit in der deutschsprachigen Literatur seit 2000
Paderborn: Brill | Fink 2023, 284 S.

Im Fokus dieses Sammelbands stehen ästhetische wie diskursive Strategien zur Darstellung von Arbeit und Arbeitswelten in der deutschsprachigen Literatur seit der New Economy. Der Arbeitsbegriff im Zeitalter der New Economy umfasst nun auch Bereiche wie Management, Wissenschaft und künstlerische Arbeit sowie Sphären der Nicht-Arbeit, die Arbeit am Selbst, an persönlichen Beziehungen oder Care-Arbeit. Spätestens seit den 1990ern ist ebenso eine Entgrenzung von Arbeit zu beobachten. Der Band versammelt Beiträge, die sich diesen Phänomenen widmen. In den Fokus rücken Texte der Popliteratur (Benjamin von Stuckrad-Barre, Rebekka Kricheldorf u.a.) oder Romane u.a. von Jörg-Uwe Albig, Heike Geißler, Berit Glanz, Julia von Loucadou, Angelika Meier, Terézia Mora, Thorsten Nagelschmidt, Hanns-Josef Ortheil, Kathrin Röggla, Alexander Schimmelbusch, Jochen Schmidt, Anke Stelling, Kathrin Weßling, Daniel Wisser und Juli Zeh.

Band 7: Umstülpen

Florian Kappeler / Roman Widder (Hg.):
Umstülpen. Zur Praxis materialistischer Literaturinterpretation
Paderborn: Brill | Fink 2023, 212 S.

Wie steht es um den Materialismus in den Literaturwissenschaften? Gibt es ‚den‘ Materialismus oder eine Pluralität von Materialismen? Wie bringen wir das Verhältnis der Dinge und Texte zu den Bedingungen ihres Erscheinens auf den Begriff? Und wie gestaltet sich dabei das Verhältnis der neuen zu den alten Materialismen? Man müsse, heißt es bei Marx, die Hegelsche Dialektik „umstülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken“. Im Anschluss an die vielschichtige Metapher des Umstülpens unternimmt das Buch eine Neuvermessung der Landkarte materialistischer Analyseformate in den Literaturwissenschaften. Auf der Grundlage einer kritischen Rekonstruktion marxistischer Traditionslinien werden gegenwärtige Einsätze vorgestellt und mittels theoretischer Situierung und exemplarischer Analysen auf ihre Potentiale hin befragt.

Band 6: Recht auf Arbeitslosigkeit?

Rainer Barbey (Hg.):
Recht auf Arbeitslosigkeit? Ein Lesebuch über Leistung, Faulheit und die Zukunft der Arbeit 2., überarb. und erw. Aufl. Paderborn: Brill | Fink 2022, 172 S.

Die Anthologie bietet eine historisch repräsentative Auswahl von Texten prominenter Autor:innen, die sich in den letzten 200 Jahren mit dem Verhältnis von Arbeit und Muße, einem möglichen Recht auf Faulheit und der Zukunft der Arbeit auseinandergesetzt haben. Um der vielschichtigen Thematik in allen Facetten gerecht zu werden, wurde versucht, Arbeiten von Denkern aus den verschiedensten weltanschaulichen Richtungen und mit möglichst unterschiedlichen Positionen unter einen Hut zu bringen. Das Fragezeichen im Titel des Buches ist also sehr bewusst gesetzt. Konträre Thesen sollen gegeneinandergestellt werden: Lenins, der Bibel entnommener Imperativ »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!« steht neben Paul Lafargues »Recht auf Faulheit«, Bertrand Russells »Lob des Müßiggangs« neben Ernst Jüngers Identifikation von Freiheits- und Arbeitsanspruch, Thomas Carlyles puritanischer Hymnus auf das Arbeitsprinzip neben der »Antiquiertheit der Arbeit« von Günter Anders usw.

Band 5: Realismus des Kapitals

Sebastian Schuller:
Realismus des Kapitals. Marxistische Literaturtheorie im Zeitalter des globalen Kapitalismus
Paderborn: Brill | Fink 2021, 419 S.

»Realismus des Kapitals« zeigt die Aktualität marxistischer Literaturtheorie im Zeitalter der Globalisierung. Anhand von Gegenwartsliteratur und Populärkultur legt diese Untersuchung, die Literaturwissenschaft mit sozialwissenschaftlichen, ökonomiekritischen und psychoanalytischen Ansätzen verbindet, dar, dass Kultur in der Gegenwart in die kapitalistische Produktion integriert ist. Dabei vollzieht Schuller die historische Genese dieses Zustands und den Zusammenhang von Avantgardebewegungen, 1968 und dem Neoliberalismus nach und arbeitet kritisch die Geschichte marxistischer Literaturtheorie auf. Sein Projekt gründet auf den theoretischen Schriften Brechts, bezieht aber auch aktuelle Theoriedebatten, etwa um Mark Fishers Konzept des kapitalistischen Realismus, mit ein. Damit stellt Schuller der aktuellen Theoriemüdigkeit der Geisteswissenschaften einen neuen Begriff von Kultur als Moment des globalisierten Kapitalismus entgegen.

Band 4: Schrift und Geld um 1900

Esther Schomacher:
Schrift und Geld um 1900. Italo Svevos Medien
Paderborn: Brill | Fink 2021, 575 S.

Wie und warum verleihen Menschen dem Geld Wert? Wie machen sie aus Schrift Sinn? Diese Fragen stehen immer wieder im Zentrum der literarischen Werke des Freizeitromanciers Ettore Schmitz alias Italo Svevo. Als Manager einer Triestiner Schiffslackfabrik verfasst dieser um 1900 Erzählungen und Romane, deren Protagonisten auf oft dilettantische Weise die beiden Medien gegeneinander ausspielen, mit denen Schmitz selbst sich hervorragend auskennt: Schrift und Geld. Unter dem Pseudonym Italo Svevo sollte er als einer der wichtigsten Vertreter der italienischen Moderne zu spätem Ruhm gelangen. In dieser ersten deutschsprachigen Monographie zu seinen Werken werden diese zu einem Prisma: Mit ihrer Hilfe eröffnet die Studie eine ungewöhnliche Perspektive auf die turbulente wissenschaftliche Landschaft des Fin de siècle, in der wirtschafts- wie medientheoretische Probleme über disziplinäre Grenzen hinweg verhandelt werden – und entwickelt einen neuen Blick auf alte mediale Fragen.

Band 3: Leben in der Arbeitslandschaft

Arnold Maxwill (Hg.):
Leben in der Arbeitslandschaft. Narrationen des Ruhrbergbaus
Paderborn: Brill | Fink 2021, 444 S.

Das Ruhrgebiet, polyzentrisches Städtekonglomerat, ist gleichermaßen Arbeits- und Erinnerungslandschaft. Die montanindustrielle Vergangenheit prägt diese Region: strukturell, physiognomisch, mental. Auch wenn die komplexe Konstellation von Ausbeute, Abbrüchen und Pfadabhängigkeiten längst andere, teils widersprüchliche Dimensionen angenommen hat, bleibt doch ein unkoordiniertes Knäuel aus Projektionen und Narrationen, aus peripheren Konflikten. Diese Repräsentationsmodelle und Erzählstrategien werden interdisziplinär befragt, bewertet, diskutiert. Neben Texten Joseph Roths, Heinrich Hausers, Hans Dieter Baroths, Max von der Grüns u.a. stehen filmische Langzeitbeobachtungen, Fotografien, Lebenserinnerungen, auch Marketingkampagnen und museale Inszenierungen von Arbeit im Fokus. Die narrativen Muster bewegen sich im weiten Feld von selbstreferenzieller Bestätigung und dissonanter Transformation.

Band 2: Literatur in der neuen Klassengesellschaft.

Enno Stahl / Klaus Kock / Hanneliese Palm / Ingar Solty (Hg.):
Literatur in der neuen Klassengesellschaft (Richtige Literatur im Falschen 4)
Paderborn: Brill | Fink 2020, 300 S.

Der Dokumentationsband des Symposiums enthält Texte und Debattenbeiträge u.a. von Christoph Butterwegge, Klaus Dörre, Annett Gröschner, Joachim Helfer, Stefanie Hürtgen, Cornelia Koppetsch, Norbert Niemann, Monika Rinck, David Salomon, Stefan Schmitzer, Erasmus Schöfer, Ingar Solty, Enno Stahl und Michael Wildenhain. Er dokumentiert – quasi in Echtzeit – den Ablauf des Symposiums, das durch einen ungewöhnlich barrierefreien Zugang des Publikums zum Tagungsgeschehen gekennzeichnet war. Das Netzwerk »Richtige Literatur im Falschen«, das diese Veranstaltung zum vierten Mal in dieser Form realisierte, versteht sich als offenes Diskussionsforum. Diskutiert wird in diesem Band die Frage, ob Deutschland heute wieder eine Klassengesellschaft ist, was die meisten der Autorinnen und Autoren bejahen. Die Auswirkungen dieser sozialen Spaltung werden aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: der Pauperisierung, der Geschlechterproblematik und der Migration. Vor diesem Hintergrund werden sodann Überlegungen angestellt, ob Literatur auf die gesellschaftlichen Verwerfungen reagieren sollte oder gar muss – und wenn ja, in welcher Form.

Band 1: Kreditfiktionen

Philippe Roepstorff-Robiano:
Kreditfiktionen. Der literarische Realismus und die Kunst, Schulden zu erzählen
Paderborn: Brill | Fink 2020, 335 S.

Der Kredit gilt gemeinhin als neutrale Transaktion, die dazu dient, ökonomische Akteure möglichst effizient und profitabel miteinander zu vernetzen. In der realistischen Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts zeichnet sich jedoch ein ganz anderes Bild ab: Kreditfiktionen von Autorinnen und Autoren wie Honoré de Balzac, Gustave Flaubert, George Eliot, Gottfried Keller oder Herman Melville präsentieren den Kredit als volatile und ruinöse Fiktion, die soziale Reibungen und Konflikte erzeugt und die Realität selbst in ein verkäufliches Gut ummünzt. So kristallisiert sich in Texten des Realismus ein wildes Wissen über die ontologischen, epistemologischen und gesellschaftlichen Verwerfungen der Schuldenwirtschaft heraus.

Projektpublikationen

Neben den wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Qualifikationsschriften und Tagungsbände sind im FHI in den vergangenen Jahren immer wieder im Rahmen von Drittmittelprojekten oder auch aufgrund besonderer Anlässe Bücher, Anthologien, Ausstellungskataloge sowie Archivfunde gefördert und publiziert worden.

Die Minderheit des Ichs

Thomas Josef Wehlim:
Die Minderheit des Ichs. Literarischer Blog
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2024, 416 S.

Ich fange heute mit einem Blog an. Das fällt mir einigermaßen schwer, denn ein Blog hat drei Eigenschaften, die ich eigentlich nicht habe: Unkorrigierbarkeit, Regelmäßigkeit und Außenwirkung. Wie soll das gehen? Meine bisherige Schriftstellerexistenz ist eine einzigartige Geschichte der Erfolglosigkeit. Wie schreibt man einen Blog, an dem die Leute oder gar Lektoren wie Honig kleben bleiben? Der pornographische oder verfassungswidrige Weg scheidet für mich aus. Ich kann nicht meine Körpersekrete aufs Papier kleben. Es geht nicht. Und ich stehe zu meinem Staat. Ich habe sie gesehen, die Staaten, in denen eine Gewehrkugel mehr galt als das Leben, das sie auslöschten. Ich war da, als die Soldateska des 30-jährigen Krieges das Land vergewaltigte. Was also bleibt mir für einen Blog? Ich weiß es noch nicht. Doch ich lagere jetzt schon Konserven im Keller.

Aus der Asche empor

Fritz-Hüser-Institut (Hg.):
Aus der Asche empor. Arbeit, Ausbeutung und Selbstermächtigung. Schreibwerkstatt mit Brenda Adzovic und Janine Rutkowski Dortmund: Selbstverlag 2023, 80 S.

Nicht wenige Menschen müssen an allen Ecken und Enden doppelt und dreifach Arbeit leisten, doch gerade Sinti:zze undRom:ja tun dies meist unter extrem prekären Bedingungen und sind dabei nicht selten Diskriminierungen ausgesetzt. Die Texte von Brenda Adzovic und Janine Rutkowski wollen aus dieser Dynamik ausbrechen und neben Ausbeutung auch auf Empowerment hinweisen. Ein Projekt im Rahmen des 10. Djelem-Djelem-Festivals.

Türschwellenkinder

Wolfgang Schiffer / Dincer Gücyeter (Hg.):
Türschwellenkinder. Über die Arbeit der Eltern
Nettetal: ELIF 2023, 250 S.

Zählen zu den Erinnerungen an Kindheit und Jugend auch Vorstellungen von der Arbeit der Eltern? Und falls ja, entsprechen sie den tatsächlichen Gegebenheiten? 26 Menschen, die heute in kreativ-künstlerischen Bereichen tätig sind, geben Antwort. Ganz gleich, ob Kind eines Landwirts, einer Lehrerin, eines Stahlarbeiters, einer Putz- oder Pfarrersfrau: Ihre Geschichten liefern, von den frühen Nachkriegsjahren über das sogenannte Wirtschaftswunder bis in die jüngste Vergangenheit, ein vielfältiges und vitales Bild vom Leben und Überleben in diesem Land, dem man sich nicht entziehen mag. Mit Texten von Henning Ahrens, Doris Akrap, Zoë Beck, Martin Becker, Nadire Biskin, Kaśka Bryla, FM Einheit, Michael Faber, Bettina Fischer, Joachim Geil, Lütfiye Güzel, Martina Hefter, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Arnold Maxwill, Maria Milisavljević , José F.A. Oliver, Markus Ostermair, Maria-Christina Piwowarski, Sasha Rau, Ulrike Almut Sandig, John Sauter, Tijan Sila, Jörg Sundermeier, Johann P. Tammen, Beate Tröger und Senthuran Varatharajah.

Arbeitsjournal

Norbert W. Schlinkert:
Die Hoffnung stirbt immer am schönsten. Arbeitsjournal
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2022, 280 S.

Seit über zehn Jahren betreibt Norbert W. Schlinkert sein Blog »Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen!«. Schonungslose Einblicke in den Schreiballtag zeichnen sein Journal aus: sowohl das Hadern mit seit Jahren in Arbeit befindlichen Romanen als auch Reflexionen zu einer Tätigkeit, die nur sporadisch mit Anerkennung honoriert wird. Kritische Urteile über den Literaturbetrieb bleiben nicht aus. Ein Dilemma, das Schlinkert in seinen beiläufigen Beobachtungen zudem spöttisch verfolgt, ist die vollständige Gentrifizierung seines Bezirks. Die ökonomischen Verwerfungen und sozialen Frakturen zeigen sich auf dem Bürgersteig. Der Schriftsteller seziert diese Entwicklung in dichter Prosa; sie bildet das Gegenstück zu seinen poetologischen Überlegungen, den Nöten, Lüsten und Freiheiten als »Schriftler«.

Der Schacht

Arnold Maxwill (Hg.):
Der Schacht. Volksbildung, Kunst und Wissenschaft im Ruhrgebiet 1924–1930
Bielefeld: Aisthesis 2022, 527 S.

Sieben Jahrgänge der Bochumer Kulturzeitschrift fürs Ruhrgebiet erschienen, fünfmal änderte sie in dieser Zeit ihren Untertitel: Hinweis auf eine enorme Veränderungsdynamik und Expansion. Gegründet als Informationsblatt für Mitglieder der Volksbildungsvereinigung »Feierabend« etablierte die Wochenschrift für Volksbildung, Kunst und Wissenschaft sich rasch als Publikationsort für ein breites Themenfeld: Beiträge aus den Bereichen Buchkultur, Heimatkunde und Arbeiterdichtung, ebenso zur Industrie, Bildenden Kunst, Kulturpolitik und Ruhrgebietsliteratur sowie zu diversen Gegenwartsphänomenen: Presse, Tanz, nicht zuletzt das Theater. Als Zeitschrift für Kulturarbeit zeichnet sich der »Schacht« durch seine Zugänglichkeit sowie eine bemerkenswerte Vielschichtigkeit, verschiedenste Perspektiven und Tonlagen aus. Es finden sich progressive, von den Aufbrüchen der 1920er Jahre begeisterte Zeitgenossen ebenso wie skeptische Beobachter der forcierten Modernisierung, nicht zuletzt die regional vertrauten Stimmen einer konservativen Heimatbewegung. Dass die kritischen Zeitdiagnosen sich schließlich häuften und zur »Kulturkrise der Gegenwart« am Schluss gar eine Essayreihe ins Leben gerufen wurde, ist hinsichtlich der politischen, sozioökonomischen und kulturellen Spannungen in der Weimarer Republik keineswegs verwunderlich.

An die Tatlosen!

Victor Kalinowski:
An die Tatlosen! Gedichte wider Profitgier und Nationalismus
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2022, 339 S.

Dass Victor Kalinowski nur eine regionale, auf das Arbeitermilieu des Ruhrgebiets beschränkte Bekanntheit erreichte, ist aufgrund der zeitdiagnostischen Brisanz seiner in der Weimarer Republik erschienenen Gedichte eigentlich erstaunlich. Ein entscheidender Grund: Sie erschienen fast ausschließlich in der »Bergarbeiter-Zeitung« und konnten aufgrund des Publikationsverbots 1933 nicht mehr in Buchform veröffentlicht werden. Sicherlich spielt auch die Tatsache hinein, dass manche Gedichte eher »gereimte Leitartikel« (Walter Köpping) waren. Das klingt disqualifizierend, betont aber die Wirkungsabsicht, die Kalinowski seinen Texten zuschrieb. Als Setzer des Bergarbeiterverbands kommentierte Victor Kalinowski knapp zwanzig Jahre lang die Drangsalierung der Arbeiterschaft, deren mangelnde Politisierung, die herrische Front der Unternehmer und nicht zuletzt den reaktionären Irrsinn. Gedichte gegen Gewinnsucht und Drückeberger, gegen kapitalistische Kurzsicht. Die ökonomischen und politischen Instabilitäten seiner Zeit griff Kalinowski sehr regelmäßig auf. Seine Zwischenrufe werden mit den Leitartikeln der Gewerkschaftszeitung konfrontiert; so spannt sich ein zeithistorisches Panorama auf. Abgerundet wird der Band mit einem Beitrag zu Arbeit, Kapital und Krise in der Weimarer Republik.

Brotjobs & Literatur

Iuditha Balint / Julia Dathe / Kathrin Schadt / Christoph Wenzel (Hg.):
Brotjobs & Literatur
Berlin: Verbrecher 2021, 234 S.

Autor:innen haben meist Brotjobs, sprechen aber selten darüber. Selbst sie gehen oft davon aus, dass bei preisgekrönten Kolleg:innen das literarische Schaffen die tragende Einnahmequelle ist. Wie unter teils prekären Bedingungen Literatur geschrieben wird, wie sich die Arbeitssituation auf Autor:innen und ihre Werke auswirkt, welche Wechselwirkungen von Brotberufen und literarischem Arbeiten es geben kann – davon erzählen hier die Texte von Philipp Böhm, Crauss., Dominik Dombrowski, Özlem Özgül Dündar, Dinçer Güçyeter, Johanna Hansen, Adrian Kasnitz, Ulrich Koch, Thorsten Krämer, Stan Lafleur, Isabelle Lehn, Swantje Lichtenstein, Sabine Schiffner, Sabine Scho, Michael Schweßinger, Daniela Seel, Janna Steenfatt, Karosh Taha und Juliane Ziese.

Aus der Tiefe

Arnold Maxwill (Hg.):
Aus der Tiefe. Arbeiterbriefe. Beiträge zur Seelen-Analyse moderner Arbeiter
Bielefeld: Aisthesis 2021, 271 S.

Das Bändchen mit Briefen von Bergmännern und Webern war 1909 ein immenser Erfolg und ist heute vollständig vergessen. Innerhalb eines Jahres erschienen zwölf Auflagen, der Verlag konnte auf 278 Besprechungen verweisen. Es war vor allem das bürgerlich-sozialreformerische Milieu, das sich für das Bildungsbemühen der Arbeiter zu begeistern wusste, den Schilderungen alltäglicher Fron zwischen Waschkaue und Webstuhl nicht nur mit Neugier begegnete, sondern auch Zeichen für die Veränderung proletarischer Lebensformen im Industriezeitalter sah. Levensteins Sammlung besticht durch anschauliche Berichte ›aus der Tiefe‹, einer dürftigen Welt, primär präfiguriert von den Marken Akkord, Kapital und Profit. Die traverse Spannung zu den ›gedanklichen Wanderungen‹ der Feierabendschreiber könnte kaum größer sein. Es sind insbesondere die Briefe von Max Lotz, Kohlenhauer aus Gladbeck, mitten im industriellen Ballungsgebiet, die von Zwängen und Nöten Auskunft geben. Mit Levensteins Arbeiterfragebögen im Anhang.

Wir fürchten nicht die Tiefe

Walter Köpping:
Wir fürchten nicht die Tiefe. Kunst und Kultur der Bergleute in Deutschland
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2020, 287 S.

Das im Nachlass Walter Köpping aufgefundene Typoskript ist eine umfassende Kulturgeschichte des deutschen Bergbaus, dargestellt anhand zahlreicher literarischer Zeugnisse. Der Fokus liegt – neben Kapiteln zu Goethe, Novalis sowie Exkursen zur bildenden Kunst und Sozialgeschichte – auf den Ereignissen im Ruhrgebiet zwischen 1860 und 1990. Im Vordergrund stehen die Textspuren der Autoren – von Heinrich Kämpchen bis hin zu Ilse Kibgis, Kurt Küther und Jürgen von Manger. Damit ist Köppings Darstellung der bergmännischen Arbeits- und Alltagswelt nicht zuletzt eine regionale Literaturgeschichte. Walter Köpping war Mitbegründer der Dortmunder Gruppe 61, Herausgeber zahlreicher Anthologien, unermüdlicher Förderer der Arbeiterliteratur und Bildungssekretär der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie. Diese letzte Monografie Köppings stellt gewissermaßen die Summe seiner Bemühungen um die Bergarbeiterdichtung dar. »Wir fürchten nicht die Tiefe« besticht vor allem durch die immense Zahl herangezogener, teils abseitiger Texte und Quellen sowie die Querverweise auf Kultur- und Sozialpolitik, etwa den Kampf gegen den Abriss von Zechensiedlungen.

Bergarbeiterdichtung

Arnold Maxwill (Hg.):
Bergarbeiterdichtung. Schreiben zwischen Erfahrung, Sentiment und Zorn
Essen: Klartext 2020, 375 S.

Auseinandersetzung mit dem Elementaren oder Annäherung an konkrete Konflikte? Im Feld möglicher Fremd- und Selbstzuschreibungen der Bergarbeiterdichtung versammeln sich Diskrepanzen. Teils gerierten sich die Autoren als Barden fettschwarzer Kohle, priesen die sich drehenden Räder. Ein Vorwurf, der über die Zeitläufe hinweg erhoben wurde: Der Kumpeldichter bringe selbst härteste Wirklichkeit in klassizistischer Form. Doch die Förderer und Vermittler der Verse aus der Arbeitswelt postulierten, diese seien ein wirksamer Stachel, auch Flaschenpost. Die Diskussionen, begonnen in der Weimarer Republik, wurden im Nachkriegsdeutschland wieder aufgenommen. Schreiben, so eine der Forderungen, brauche ein Gezähe, das Gedicht einen Willen zur Form. Der vorliegende Band versammelt vierzig meist an entlegener Stelle publizierte Zeitschriften- und Debattenbeiträge, Aufsätze und Autorenporträts aus den Jahren 1926 bis 1984. Die Texte von Georg Schwarz, Walter Köpping, Hans Dieter Baroth, Max von der Grün u.a. widmen sich nicht nur Aspekten der Arbeiterliteratur, sondern nehmen – teils optimistisch, teils kritisch – auch auf die soziale Wirklichkeit des Ruhrbergbaus Bezug, sichten seismographisch die Auswirkungen gesellschaftlicher Umbrüche, reagieren gereizt auf die beschwichtigend übergestülpte »Brauchtumskapuze« (Josef Reding). Die Autoren, über wie unter Tage, schrieben ein Jahrhundert lang zwischen Erfahrung, Sentiment und Zorn.

Der Ruf gilt dir, Kamerad!

Arnold Maxwill (Hg.):
»Der Ruf gilt dir, Kamerad!« Deutsche Arbeiterdichter im Porträt
Essen: Klartext 2020, 319 S.

Maßgeblich geprägt war die deutschsprachige Arbeiterdichtung seit der Hochindustrialisierung durch den Bergbau. Nicht zuletzt durch die »Kohlenkrise« erstarkte das Interesse an einer literarischen Tradition der Arbeiter im Berg. Die in diesem Band versammelten und in einem Nachwort kommentierten Autorenporträts erschienen 1961 bis 1963 in der »Gewerkschaftlichen Rundschau«. Gedichte, Gedanken, Selbstzeugnisse. Die Artikel widmen sich Paul Zech und Heinrich Kämpchen ebenso wie etwa Otto Wohlgemuth. Einblicke in den Alltag unter und über Tage, in die problematische Heroisierung der Werktätigen, in die durch politische Zäsuren nicht selten brüchigen Autorenbiografien.

works in progress

Kimberly Becker / Ralf Thenior (Hg.):
works in progress. Eine Schreibwerkstatt
Bielefeld: Aisthesis 2020, 165 S.

In diesem Buch finden sich Texte eines vom Fritz-Hüser-Institut ausgelobten und vom Dortmunder Autor Ralf Thenior betreuten Schreibwettbewerbs zum Thema »works in progress«. Zum Abdruck gelangten Texte von acht Autor*innen der Jahrgänge 1995 bis 2002. Ergänzt wurden sie durch weitere Texte aus der Arbeitswerkstatt der Beteiligten. Die dargebotenen Ausschnitte aus der Arbeitswelt sind, um es mit Ralf Theniors Worten zu sagen, kritisch, witzig, ironisch und regen zum Nachdenken an. Im Vordergrund stehen literarische Kurzformen. Thenior: »In der Schreibwerkstatt bin ich ein Anhänger der ›Flash Fiction‹ oder ›sudden fiction‹, kein Text länger als 2000 Wörter. Kurze präzise Texte sind erwünscht.« In diesem Sinne bietet der Band Raum für Entdeckungen. Zugleich dokumentiert er, dass man sich nicht um den literarischen Nachwuchs sorgen muss.

Arbeit am Text

Iuditha Balint (Hg.):
Arbeit am Text. Poetikvorlesungen von Kathrin Passig, Jörg Albrecht, Jonas Lüscher und ein Interview mit Rainer Komers
Berlin: Verbrecher 2020, 180 S.

Die deutschsprachige Literatur interessiert sich nicht für die Arbeitswelt. So heißt es jedenfalls vielfach in der Literaturwissenschaft und Literaturkritik, die regelmäßig die Abwesenheit von Arbeit in der deutschsprachigen Literatur beklagen. Vor diesem Hintergrund mag es überraschen, dass seit den 1970er Jahren immer mehr Untersuchungen zu diesem Themenfeld publiziert werden – und es drängt sich die Vermutung auf, dass die Rede von der Abwesenheit von Arbeit in der neueren deutschsprachigen Literatur mit herkömmlichen Vorstellungen darüber zusammenhängen könnte, was Arbeit ist und wie literarische Darstellungen von Arbeit beschaffen sein sollten; Vorstellungen, die auf Reminiszenzen an körperliche, industrielle Schwerstarbeit aufbauen, die in der Regel männlich konnotiert ist und die gerade in der zeitgenössischen Literatur durch andere Formen von Arbeit ergänzt wird: Schriftstellerische, künstlerische, unternehmerische oder auch emotionale, ästhetische und Care-Arbeit gehören dazu. Auf die Frage, wie sie es mit ihrer und der Arbeit allgemein halten, haben Jörg Albrecht, Jonas Lüscher, Kathrin Passig und Rainer Komers in diesem Band mit Poetikvorlesungen und in Interviews geantwortet.

Künstler, Kunden, Vagabunden

Hanneliese Palm / Christoph Steker (Hg.):
Künstler, Kunden, Vagabunden. Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der zwanziger Jahre
Düsseldorf: C.W. Leske 2020, 239 S.

Ende der zwanziger Jahre verschafft sich mit der »Bruderschaft der Vagabunden« eine ungewöhnliche Bewegung aus dem gesellschaftlichen Abseits heraus weithin Gehör. Im Verlag der Vagabunden erscheinen ihre Schriften, die eine »Philosophie der Landstraße« entwerfen, zwei Ausstellungen zeigen die Werke ihrer Künstlergruppe, die Zeitschrift »Der Kunde« druckt sozialkritische Artikel und propagiert ein Leben fernab bürgerlicher Konventionen. Mit ihren Aufrufen, Dichtungen und Kunstwerken sowie Briefwechseln mit berühmten Freunden der Bewegung lässt dieser Band die durch die Zäsur von 1933 verdrängte vagabundische Kultur wieder lebendig werden und erinnert in einem breiten Panorama an das Leben und Wirken derer, für die das Unterwegssein einmal ein alternativer Lebensstil gewesen ist.

Schlot, Schacht, Arbeitslandschaft

Arnold Maxwill (Hg.):
Schlot, Schacht, Arbeitslandschaft. Berichte und Reportagen zum Ruhrgebiet
Essen: Klartext 2018, 267 S.

»Es ist nicht möglich, das Ruhrgebiet ganz zu entwirren. Vieles in diesem Knäuel aus Uralt und Modern bleibt unsereinem verwirrt. Doch dies wird klar: Das Ruhrgebiet ist ein Sonderfall unserer Sozialgeschichte. Es gehört, aus der Tiefe gesehen, wirklich nicht zum übrigen Deutschland. Es besitzt seine eigene Vergangenheit.« (Horst Krüger) – Die Straßen dieser Industrielandschaft. Täglich wimmelte es vor Leben. Gewohnter Gang im Kohlenrevier. Die zentralen 130 Jahre Ruhrbergbau erscheinen rückblickend als ein wild flackerndes Bündel von Widersprüchen und Sogkräften, von Ausdehnung und Rückschritt. Die Biografie des Reviers schreibt sich ganz von der Kohle her. Problematisch an der meist eindimensionalen Erfolgsgeschichte ist, dass diese Gegend ebenso Opfer wie Profiteur der unter ihr lagernden Rohstoffe geworden ist. Expansion auf allen Ebenen. Der Ruhrkumpel wurde stets als fleißiger Kerl statuiert. Berichte und Reportagen zur Arbeitslandschaft Ruhrgebiet.

Seilfahrt, Siedlung, Schwielenhand

Arnold Maxwill (Hg.):
Seilfahrt, Siedlung, Schwielenhand. Prosa aus dem Kohlenrevier
Essen: Klartext 2018, 267 S.

»Ich dachte an die Bergmannsnummer, über die man oft in der Kneipe sprach. Es war die Geschichte des im Akkord arbeitenden Kumpels, der abends bei der Frau im Bett lag, die Hand auf die Pflaume legte und einschlief. Das war die Bergmannsnummer. Der bringt doch sicherlich nichts mehr, dachte ich. Der kippt doch mittags schon halbtot um, der pennt, frißt zu Abend, pennt weiter, der fickt nur sonntags.« (Hans Dieter Baroth) – Auf zum Schacht, zur Zeche. Das Geld muss rein. Unlust am noch sehr frühen Morgen. Der Mensch wird Masse, die Masse verfügbare Arbeitskraft. In der Prosa zum Kohlenrevier zwischen Lippe und Ruhr blieb die heroische Idealisierung des Bergarbeiters selten aus. Unter Tage aber presste der Rhythmus der Maschinen den Körper in ein enges Korsett. Und die ständige Gefahr. Dagegen half Selbstbewusstsein, Bergmannsstolz. Denn auch abseits der Zeche blieb der Alltag ein Leben im Schatten der Schlote. Überall dominierte der Pütt. Und wie sah das Wochenende in der Kolonie aus? Die Männer erholten, die Frauen erschöpften sich. Romanauszüge und Erzählungen über Seilfahrt, Siedlung und Schwielenhand.

Grube, Grus, Gedinge

Arnold Maxwill (Hg.):
Grube, Grus, Gedinge. Gedichte zwischen Flöz und Förderturm
Essen: Klartext 2018, 187 S.

»Wir knien und wühlen tief unten im Schlot, / wir schürfen, wir bohren, wir sprengen. / Es fehlt das Hemd, und knapp ist das Brot, / wir schürfen, wir bohren, wir sprengen.« (Hans Marchwitza) – Wie knistert die Tiefe. Der Berg arbeitet und man arbeitet im Berg. Ruppt Kohle, raubt das »schwarze Gold«. Stempel setzen, Ausbau des Strebs. Damit es nicht zum Bruch kommt. In dieser staubig flimmernden Dunkelheit. Hitze, Schweißdreck. Von der Maloche erlöst das Ende der Schicht. Hacken, hacken, weitermachen. Auch mit Einführung des Abbauhammers: Die acht Stunden im Lärm bleiben eine immense Herausforderung. Der Bohrer malträtiert den Körper mit seinen Stößen, die Muskeln gehorchen dem Tempo des industriellen Akkords. Gedichte zwischen Flöz und Förderturm.

Heinrich Volkmann

Erich Grisar:
Heinrich Volkmann. Roman eines Arbeiters
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2017, 235 S.

Der bislang unveröffentlichte Roman schildert das Leben eines Arbeiters von der Lehrzeit bis zur Verheiratung. Zum Schluss ist Heinrich Volkmann nicht nur an einem Wendepunkt, nicht nur seiner äußeren, sondern auch seiner inneren Entwicklung angelangt, insofern er sich zu einer gefestigten sozialistischen Weltanschauung durchgerungen hat. In Grisars Roman wird, wie der Untertitel »Roman eines Arbeiters« nahelegt, nicht nur die Geschichte von Heinrich Volkmann erzählt, sondern vor allem die des Proletariats.

Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa

Andrea Zupancic (Hg.):
Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa. Bilder und Berichte von Erich Grisar
Essen: Klartext 2016, 213 S.

1932 erschien in der sozialdemokratischen Buchgemeinschaft »Der Bücherkreis« die Erstausgabe von Erich Grisars illustriertem Reisereportageband »Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa«, gestaltet von Jan Tschichold, einem der bekanntesten Vertreter der Neuen Typographie des Bauhauses. Die (Wieder-)Entdeckung von Grisars fotografischem Nachlass ermöglichte die Neuausgabe dieser Reiseberichte. Ergänzt durch zahlreiche bislang unbekannte Fotografien dokumentieren sie Wohlstand und Armut, aber auch das ganz alltägliche Leben in Metropolen und an anderen denkwürdigen Orten Europas gegen Ende der 1920er Jahre.

Erich Grisar. Ruhrgebietsfotografien 1928–1933

Heinrich Theodor Grütter / Stefan Mühlhofer / Stefanie Grebe / Andrea Zupancic (Hg.):
Erich Grisar. Ruhrgebietsfotografien 1928–1933
Essen: Klartext 2016, 219 S.

Der Katalog zur Ausstellung im Ruhr Museum auf Zollverein und im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern präsentiert circa 200 Fotografien des Dortmunder Schriftstellers Erich Grisar, die vor allem in seiner Heimatstadt entstanden sind. Die spektakulären, bisher unveröffentlichten Fotos zeigen eine Innensicht des Reviers der späten 1920er Jahre, den städtischen Alltag, die harte körperliche Arbeit und die Siedlungen mit den mächtigen Industrieanlagen im Hintergrund. Die genau beobachteten Szenen auf der Straße, insbesondere von spielenden und arbeitenden Kindern, sind hierbei wohl die größte Entdeckung.

Ruhrstadt

Erich Grisar:
Ruhrstadt. Roman
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2016, 299 S.

Es hätte der maßgebliche Roman zum Ruhrgebiet, genauer: zum Leben und Arbeiten in Dortmund werden können. Grisars »Ruhrstadt« bietet ein Panoptikum Dortmunds, bei dem vor allem die Arbeiterschaft, ihr Leben und Überleben Ende der 1920er-, Anfang 1930er-Jahre im Fokus stehen. Der Roman liefert eine kritische Auseinandersetzung mit Phänomenen der Gegenwart und lässt tief in die prekäre Lage der Arbeiterschicht blicken.

Cäsar 9

Erich Grisar:
Cäsar 9. Roman
Hg. von Arnold Maxwill. Bielefeld: Aisthesis 2015, 361 S.

Es ist ein Roman, der das Gerede von der »Stunde Null« eindrucksvoll dementiert: Erich Grisars »Cäsar 9« schildert am Beispiel Dortmunds die Erschütterung einer Stadt durch den Bombenkrieg – und wie dieses Ereignis auch Werte, Überzeugungen und menschliche Beziehungen erschüttert, was sich in Hunger und vielen anderen Nöten der Nachkriegszeit fortsetzt. Mit zahlreichen historischen Dokumenten im Anhang.

Fritz Hüser Briefe

Jasmin Grande (Hg.):
Fritz Hüser 1908–1979. Briefe
Oberhausen: Asso 2008, 410 S.

Fritz Hüser – Bibliotheksdirektor in Dortmund, Sammler von Arbeiterliteratur, Gründer eines »Archivs für Arbeiterdichtung und soziale Literatur«, dem heutigen »Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt«, Initiator der »Dortmunder Gruppe 61« und Briefeschreiber. In der vorliegenden Edition ist nun eine Auswahl vorgenommen worden, die das Spektrum der Korrespondenzpartner Fritz Hüsers zeigt – von Max von der Grün und Josef Büscher, Walter Arendt, Fritz Martini, Paul Raabe, bis zu Hilde Domin und Günter Wallraff – und neue Einblicke in das Zusammenwirken von Literatur und Arbeit möglich macht.

Literatur und Kultur der Arbeitswelt

Rainer Noltenius (Hg.):
Literatur und Kultur der Arbeitswelt. Inventar zu Archiv und Bibliothek des Fritz-Hüser-Instituts
Bearb. von Hanneliese Palm und Gregor Vogt. München: K.G. Saur 2005, 420 S.

In Deutschland existieren verschiedene große Bibliotheken und Archive, die sich speziell der Geschichte der deutschen Literatur widmen. Diese Literaturarchive haben jedoch bis heute, ein Teil von ihnen nur bis in die 1960er-Jahre hinein, ein Gebiet völlig ausgeklammert: die Literatur- und Kulturgeschichte von Arbeitern, Angestellten und Arbeitslosen. Das ist das Sammel- und Forschungsgebiet des Fritz-Hüser-Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur, das als einzige Institution, zumindest in Europa, sich speziell diesem Gebiet widmet, um es zu sammeln, zu erforschen und darzustellen.

Kultur als Fenster

Volker Zaib (Hg.):
Kultur als Fenster zu einem besseren Leben und Arbeiten. Festschrift für Rainer Noltenius
2., verb. und erw. Aufl., Bielefeld: Aisthesis 2004, 760 S.

In mehr als dreißig Beiträgen werden Themengebiete wie Literatur, Kunst, Theater, Musik, Film und Fotografie und ihre Bedeutung für die Kultur der Arbeitswelt historisch und aktuell aufgearbeitet. Kultur wird dabei nicht nur als Ausdrucksform einer individuellen und kollektiven Identität verstanden, sondern auch als Plattform für Diskussionen, die als Fenster die Sicht auf gesellschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten erlaubt. Visionen eines besseren Lebens können z.B. in der Literatur oder in der Kunst treffender zum Ausdruck gebracht werden als in der Wirklichkeit. Zugleich ist dieser Band eine Festschrift für Rainer Noltenius, den langjährigen Leiter des Fritz-Hüser-Instituts. Freunde, Kollegen und Weggefährten würdigen mit ihren thematischen Beiträgen das Werk von Rainer Noltenius und die Vielfalt seiner kulturpolitischen Bestrebungen im Fritz-Hüser-Institut.

Alte Schriftenreihe

Die alte Schriftenreihe des Fritz-Hüser-Instituts, gegründet 1980, erschien von 1987 bis 2019 im Klartext Verlag, herausgegeben wurde sie von der Institutsleitung (Bd. 1–13: »Schriften des Fritz-Hüser-Instituts für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund«, hg. von Rainer Noltenius, Bd. 14–32: »Schriften des Fritz-Hüser-Instituts für Literatur und Kultur der Arbeitswelt«, hg. von Hanneliese Palm).

Band 32: Bergbaukulturen in interdisziplinärer Perspektive

Dagmar Kift / Eckhard Schinkel / Stefan Berger / Hanneliese Palm (Hg.):
Bergbaukulturen in interdisziplinärer Perspektive. Diskurse und Imaginationen
Essen: Klartext 2018, 208 S.

Das kulturelle Erbe des Bergbaus ist insbesondere im Ruhrgebiet ein identitätsstiftender Faktor im Selbstverständnis der Region und wird es auch nach dem Auslaufen des deutschen Steinkohlenbergbaus 2018 bleiben. Aber was genau ist das kulturelle Erbe des Bergbaus? Welche Rolle spielt es grundsätzlich für die Identität von Regionen, die vom Bergbau geprägt wurden? Der Band dokumentiert die Rezeption von Bergbaukultur(en) in der Sozial- und Wirtschafts-, Literatur-, Kunst- und Filmgeschichte, der Kulturgeschichte und den Kulturwissenschaften. Er liefert damit erste Bausteine zu einer noch zu schreibenden, umfassenden Kulturgeschichte des Bergbaus und lädt dazu ein, den interdisziplinären genauso wie den transnationalen Dialog voranzutreiben: Nur über solche Perspektiven wird man zu Aussagen über die Spezifik von Bergbauregionen wie dem Ruhrgebiet kommen.

Band 31: Opus und labor

Iuditha Balint / Katharina Lammers / Kerstin Wilhelms / Thomas Wortmann (Hg.):
Opus und labor. Arbeit in autobiographischen und biographischen Erzählungen
Essen: Klartext 2018, 324 S.

Arbeit nimmt immer größeren Einfluss auf die persönliche Lebensgestaltung und das Selbstverständnis des Einzelnen. Sie prägt also im Sinne einer diskursiven Wissenskategorie die Darstellung des (eigenen) Lebens und der individuellen Persönlichkeit. Dieser enge Zusammenhang zwischen Arbeit und Auto-/Biographie schlägt sich medienübergreifend auch in den unterschiedlichsten Erzählungen nieder. Die daraus resultierenden Fragestellungen, etwa zum Verhältnis von Arbeitsleben, Privatleben und Identität, untersuchen die Autorinnen und Autoren dieses Bandes aus soziologischer, ethnologischer, historischer, medien- und literaturwissenschaftlicher Perspektive. Ihr Blick richtet sich dabei auf auto-/biographische Erzählungen in unterschiedlichen Medien und damit auf Genres, die jeweils eine spezifische Fokussierung auf das Leben eines einzelnen Individuums beziehungsweise auf das Individuum als Folie allgemeinerer, epistemologischer Reflexionen erlauben.

Band 30: Theorien, Modelle und Probleme regionaler Literaturgeschichtsschreibung

Britta Caspers / Dirk Hallenberger / Werner Jung / Rolf Parr (Hg.):
Theorien, Modelle und Probleme regionaler Literaturgeschichtsschreibung
Essen: Klartext 2016, 174 S.

Regionale Literaturgeschichtsschreibung bringt gegenüber traditionell nationalphilologischer einige Besonderheiten mit sich. Dazu gehört die Frage nach der Konstitution des Gegenstandes der jeweils in den Blick genommenen Region ebenso wie die nach der Präsenz von Globalität in der Regionalität. Mit dieser hat man es immer dann zu tun, wenn regionale Ballungsräume wie das Ruhrgebiet konstitutive Merkmale von Globalisierung aufweisen. Regionale Literaturgeschichtsschreibung muss ihre Konzepte daher jenseits solcher Binarismen wie ›Globalität‹ versus ›Lokalität‹ entwickeln. Der vorliegende Band stellt dazu theoretisch-methodische Konzepte sowie praktische Ansätze regionaler Literaturgeschichtsschreibung vor und erprobt in ersten Fallstudien deren Operationalität.

Band 29: Prosa der Verhältnisse

Beke Sinjen:
Prosa der Verhältnisse. Die Entdeckung der Erzählliteratur durch die Arbeiterbewegung (1863–1906)
Essen: Klartext 2015, 379 S.

Das Buch behandelt die Entdeckung der Erzählliteratur durch die Arbeiterbewegung von 1863 bis 1906 mit ihrer Vorgeschichte in den 1840er Jahren. Die bisherige Forschung hat Arbeiterliteratur meist aus einem sozialgeschichtlichen Blickwinkel wahrgenommen; in diesem Buch geht es dagegen um die literarischen Ausdrucksformen erzählerischer Prosa: ein vor der Revolution von 1848 entstandenes Romanfragment, einen mehrbändigen Roman aus der Gründungsphase der Sozialdemokratie, kürzere Erzählungen im Feuilleton- und Kalenderdiskurs der 1870er Jahre, autobiographische Schriften zwischen 1867 und 1906, sowie eine frühe Sozialreportage.

Band 28: Erasmus Schöfer

Erasmus Schöfer:
Schriftsteller im Kollektiv. Texte und Briefe zum Werkkreis Literatur der Arbeitswelt
Hg. von Werner Jung und Volker Zaib. Essen: Klartext 2014, 495 S.

Der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt entstand 1970 als Vereinigung, die sich dem kollektiven Schreiben mit politischen Zielen zuwandte und für beinahe 20 Jahre den literarischen Diskurs der alten Bundesrepublik mitbestimmte. Sowohl individuelle wie institutionelle Überlieferungen des Werkkreises befinden sich im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt. Sie werden dort nicht nur aufbewahrt, sondern auch wissenschaftlich erschlossen und publiziert. Hervorzuheben ist dabei das Werk und die Rolle Erasmus Schöfers, dessen Vorlass sich seit einigen Jahren im FHI befindet. Der Werkkreis ist inzwischen als ein bedeutendes Phänomen der deutschen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts anerkannt.

Band 27: "Arbeit" und "Proletariat" im deutschen und französischen Roman vor 1848

Elisabeth Rink:
»Arbeit« und »Proletariat« im deutschen und französischen Roman vor 1848
Essen: Klartext 2014, 379 S.

Das Verständnis von »Arbeit« geht zurück auf die sich im Zuge der Industrialisierung herausbildende Lohnarbeit, die sich grundlegend von der Landarbeit und dem Handwerk unterscheidet. Elisabeth Rink zeigt in ihrer Untersuchung, wie diese neue Arbeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts in literarischen Texten zum Ausdruck kommt und stellt zugleich die Frage, ob es in der literarischen Auseinandersetzung mit Arbeit nationale Unterschiede gibt. Der Band setzt sich mit den Ursprüngen des modernen Arbeitsbegriffs in der Literatur auseinander; der Schwerpunkt liegt auf der Erfassung von »Arbeit« und »Proletariat« im deutschen und französischen Roman vor 1848.

Band 26: Na hörn Sie mal!

Erasmus Schöfer:
Na hörn Sie mal! Sechs ausgewählte Funkstücke
Hg. von Christiane Altenburg. Essen: Klartext 2012, 259 S.

Um zwar oft gesendete, aber ungelesene Erlebnisse und Geschichten handelt es sich bei den in diesem Buch versammelten Funkstücken, die Erasmus Schöfer aus den kleinen Leuten im deutschen Land herausgehört und zugespitzt aufgeschrieben hat. Schauspiele sind zum Anschauen, Hörspiele zum Anhören geschrieben, doch sie lesen und mit der eigenen Vorstellungskraft lustvoll lebendig werden lassen kann man beide. Erasmus Schöfer hat Alltagserlebnisse so ausgesucht, dass sich in ihnen gut fünfzig Jahre Geschichte (wieder)erkennen lassen. Eben jene Geschichte, die von den eher unauffälligen, aber oft genug hellwachen und aufsässigen Menschen unseres Landes erlebt und gemacht wurde. Denen kann man in diesem Buch zuhören und dabei wohl auch, überraschend, eigene Erfahrungen zu hören kriegen. Erasmus Schöfer war in seinem Leben als Bürger und als Schriftsteller ein engagierter Teilnehmer, Mitgestalter und Kritiker der gesellschaftlichen Entwicklung. Seine großen Romane, seine Erzählungen, seine Theaterstücke und Aufsätze spiegeln diese Tatsache ebenso wie die sechs Funkdramen, die hier zum ersten Mal gedruckt zu entdecken sind.

Band 25: Schreibarbeiten an den Rändern der Literatur

Ute Gerhard / Hanneliese Palm (Hg.):
Schreibarbeiten an den Rändern der Literatur. Die Dortmunder Gruppe 61
Essen: Klartext 2012, 319 S.

Die Gründung der Autorenvereinigung Dortmunder Gruppe 61 hatte vor 50 Jahren Ereignischarakter. Die Gruppe 61 sorgte für Aufsehen, indem sie sich die »literarisch-künstlerische Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt der Gegenwart und ihrer sozialen Probleme« zur Aufgabe machte. Die aktuelle Bedeutung der Gruppe lässt sich heute begreifen, wenn das Feld der Literatur und Kultur genauer in den Blick genommen wird. Dortmund und das Industriegebiet werden zu Beginn der 1960er Jahre nicht nur Thema der Literatur, sondern auch zum Ort literarischen Lebens und literarischer Produktion und bilden den Ausgangspunkt für den Versuch, traditionelle kulturelle Grenzziehungen in Frage zu stellen und gleichzeitig die Literatur für neue Themen, Stimmen und Autoren zu öffnen. Mit dem Projekt der Dortmunder Gruppe 61 verbinden sich damit auch Tendenzen der Demokratisierung bzw. Pluralisierung von Literatur und Kultur.

Band 24: Von Flussidyllen und Fördertürmen

Jan-Pieter Barbian / Gertrude Cepl-Kaufmann / Hanneliese Palm (Hg.):
Von Flussidyllen und Fördertürmen. Literatur an der Nahtstelle zwischen Rhein und Ruhr
Essen: Klartext 2011, 320 S.

Der Rhein erscheint als eine idyllische Flusslandschaft mit gepflegten Städten als ein positiv besetzter Mythos und literarischer Topos – im Gegensatz zur Ruhr, die der Region ihren Namen gibt und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts die rasante Entwicklung von einer agrarisch geprägten Landschaft zu einer industriellen Kernzone begleitet. Für die einen war das Ruhrgebiet ein »schwarzes Stück Deutschland«, eine Region harter und schmutziger Arbeiten, bescheidener Lebensverhältnisse, geschichts- und kulturloser Städte, zerstörter Natur, unkontrollierter wirtschaftlicher Macht. Andere sahen im Ruhrgebiet ein Vorbild für die moderne Arbeits- und Lebenswelt, für die Faszination der Technik, für eine internationale und solidarische Gesellschaft, für die Metropolen der Zukunft. Beide Sichtweisen finden sich in der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts wieder – in Romanen, Erzählungen und Gedichten ebenso wie in Reportagen, Essays, Rundfunk- und Zeitungsbeiträgen. Vor diesem Hintergrund befasst sich dieser Band mit den Fragestellungen zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten literarischer Darstellungen des Ruhrgebiets vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Beleuchtet werden Mythen, Topoi und Bilder des Wandels sowie die Bedeutung der Arbeitsmigration für die Eigen- und Fremdwahrnehmung im Hinblick auf die »Nahtstelle Ruhr und Rhein«.

Band 23: Recht auf Arbeitslosigkeit

Rainer Barbey (Hg.):
Recht auf Arbeitslosigkeit? Ein Lesebuch über Leistung, Faulheit und die Zukunft der Arbeit
Essen: Klartext 2012, 149 S.

Ein Leben ohne Arbeit ist ein uralter Menschheitstraum. Seit dem Einsetzen von Automation und Mechanisierung im Zuge der Industriellen Revolution scheint er in immer greifbarere Nähe zu rücken. Aber kann aus dem technischen Fortschritt allein ein Recht auf Faulheit abgeleitet werden? Ist die Utopie einer der Arbeit ledigen Gesellschaft überhaupt wünschenswert? Gründet die Emanzipation des Menschen von den Zwängen der Natur etwa nicht auf Tätigkeit und Erwerb? Basieren Wohlstand und Kultur der westlichen Zivilisation nicht gerade auf (möglichst niedrig bezahlter) Arbeit? Und: was ist das eigentlich – Arbeit? Diese Fragen beschäftigen Denker der unterschiedlichsten Disziplinen seit über 200 Jahren. Einige ihrer Antworten versammelt dieses Buch in einer möglichst repräsentativen Auswahl.

Band 22: Schreibwelten – Erschriebene Welten

Gertrude Cepl-Kaufmann / Jasmin Grande (Hg.):
Schreibwelten – Erschriebene Welten. Zum 50. Geburtstag der Dortmunder Gruppe 61 Essen: Klartext 2011, 415 S. 1961:

In Berlin beginnt der Mauerbau, in ganz Deutschland wird die Pille käuflich und in Dortmund? In Dortmund bricht eine Gruppe auf, den Literaturbegriff zu verändern. Die Mitglieder nennen sich die Dortmunder Gruppe 61 und kommen aus dem ganzen Land in diese Stadt. Sie sind Arbeiter, Bergmänner, Angestellte, sie sind schreibende Menschen, die den Gegenstand ihres Alltags, die Arbeit, literarisch erfassen wollen. Ein Skandal, der der Öffentlichkeit nicht lange verborgen blieb und für umfangreiche Diskussionen in allen Medien sorgte: Was ist das eigentlich – Literatur? Und wer macht Literatur? Die Dortmunder Gruppe 61 hat in den 1960er Jahren den Literaturbegriff verändert, er sollte nicht mehr Ausdruck einer intellektuellen Elite sein, sondern Ausdruck von Menschlichkeit, Solidarität und Gegenwart. Heute ist die Gruppe fast vergessen. Zum Anlass des 50. Geburtstags der Dortmunder Gruppe 61 erinnert das Publikations- und Ausstellungsprojekt an die wichtige Bewegung und stellt die Frage neu: Was ist das eigentlich – Literatur?

Band 21: Diesseits von Gut und Böse

Erasmus Schöfer:
Diesseits von Gut und Böse. Beiträge fürs Feuilleton
Hg. von Werner Jung, Carolin Schmitz und Volker Zaib. Essen: Klartext 2011, 254 S.

Erasmus Schöfer hat als kritischer und engagierter Schriftsteller die gesellschaftliche und politische Entwicklung in der (alten) Bundesrepublik wie – nach 1989 – dann im größer gewordenen Land beobachtet, geschildert und in einer Reihe von beeindruckenden literarischen Texten, abschließend in der Tetralogie »Die Kinder des Sisyfos« (2002–2009), zu erzählen verstanden. Daneben hat Schöfer noch auf anderen literarischen Feldern gewirkt, seit Jahrzehnten mit Hörspielen und Features für den Rundfunk, gelegentlich auch mit Theaterarbeiten. Schließlich muss als ein herausragendes Verdienst dieses unermüdlich um ein realistisch-humanistisches Schreibkonzept ringenden Künstlers, der sich gewiss auch als wachsamer Beobachter der politisch-gesellschaftlichen Veränderungen in der BRD definiert, das Bemühen um eine eigenständige Arbeiterliteraturbewegung in der Bundesrepublik, zusammengefasst im »Werkkreis Literatur der Arbeitswelt«, gesehen werden. So ist dann parallel zum literarischen Schaffen Schöfers auch noch ein umfangreiches essayistisch-publizistisches Werk entstanden, das neben Rezensionen, Glossen, Miszellen, neben Berichten und Aufsätzen auch Reiseberichte oder Kommentare zu (tages-)politischen Ereignissen enthält, das hier in einer umfangreichen (für den heutigen Leser maßvoll kommentierten) Auswahlausgabe erscheint.

Band 20: Literaturwunder Ruhr

Gerhard Rupp / Hanneliese Palm / Julika Vorberg (Hg.):
Literaturwunder Ruhr
Essen: Klartext 2011, 304 S.

Parallel zum industriellen Wandel hat sich im Ruhrgebiet ein kultureller und literarischer Strukturwandel vollzogen, der sich im Aufkommen einer neuen Ruhrgebietsliteratur besonders deutlich abzeichnet. Die Beiträge des Bandes befassen sich mit der Wahrnehmung des Ruhrgebiets in der Literatur und mit dem Forschungsstand zur Gegenwartsliteratur des Raumes sowie gegenwärtigen und perspektivischen Möglichkeiten der Vermittlung und Förderung von Literatur in der Region. Neben Autoren der neuen Ruhrgebietsliteratur kommen auch Kulturschaffende zu Wort, die sich mit dem Potenzial dieser auch interkulturell geprägten Literatur auseinandersetzen. Literaturwissenschaftler/innen aus der Region, aber auch aus dem europäischen Ausland untersuchen die aktuellste Literatur mit besonderem Blick auf (neue) Formen, Strukturen und Muster. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Literatur von Migranten und Migrantinnen, die an der Arbeitswelt und der Kultur an der Ruhr immer einen besonderen Anteil hatten.

Band 19: Die Epoche der Vagabunden

Walter Fähnders / Henning Zimpel (Hg.):
Die Epoche der Vagabunden. Texte und Bilder 1900–1945
Essen: Klartext 2009, 317 S.

Diese Retrospektive dokumentiert eine untergegangene Kultur ›von unten‹ im O-Ton. In einer Fülle von Texten und Zeichnungen wird die Produktivität von Vagabunden und von Vagabundinnen während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich – in ihren Aufrufen, Manifesten, Gedichten, Erzählungen, Reportagen, Reiseskizzen, Bildern und Zeichnungen. Die Vagabunden blicken aus der Außenseiterperspektive auf soziale Realitäten und entwerfen auch Alternativen. Es ist ein Pendeln zwischen Reflexion und Widerstand, Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung, zwischen Entwurzelung und Aufbruch, Isolation und Freiheit, das bis zur Übernahme anarchistischer Positionen reicht. Mit dem Bild des dumm-fröhlichen, rotnasigen Tippelbruders haben sie nichts gemein. So wird die Vagabondage als Gegenkultur innerhalb der Moderne, mit dem Höhepunkt Ende der 1920er Jahre, in ihrer geschichtlichen Einzigartigkeit greifbar. Nicht wenige dieser Texte und Bilder werden hier erstmals veröffentlicht, viele sind seit ihrem Erscheinen nie wieder nachgedruckt worden.

Band 18: Die Entdeckung des Ruhrgebiets in der Literatur

Jan-Pieter Barbian / Hanneliese Palm (Hg.):
Die Entdeckung des Ruhrgebiets in der Literatur
Essen: Klartext 2009, 296 S.

Der Sammelband vereinigt Vorträge, die im Rahmen einer Tagung im Herbst 2008 im Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund-Bövinghausen gehalten wurden. Veranstalter waren das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund, die Stadtbibliothek Duisburg und die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets in Bochum. Thema waren die Bilder und Visionen, die diese Industrielandschaft in der Literatur hinterlassen hat und in der Gegenwart entstehen lässt. Vielfältige literarische Genres werden ebenso betrachtet wie beispielsweise die Markierung der Region durch die Sprache, das »pathologisch-pathetische« Bild der Ruhrgebietsindustrie und die Ambivalenz zwischen großen Zukunftsentwürfen und rückwärtsgewandter Nostalgie.

Band 17: Elfriede Brüning. „Ich musste einfach schreiben, unbedingt...“.

Elfriede Brüning:
»Ich mußte einfach schreiben, unbedingt ...«. Briefwechsel mit Zeitgenossen 1930–2007
Hg. von Eleonore Sent. Essen: Klartext 2008, 461 S.

Elfriede Brüning war eine DDR-Autorin mit hohen Buchauflagen und einer großen Leserresonanz. 1910 als Tochter eines Tischlermeisters in Berlin geboren, fand sie schon sehr früh zur Literatur und zum eigenen Schreiben. 1932 wurde Elfriede Brüning Mitglied des Bundes proletarisch revolutionärer Schriftsteller (BPRS). Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete sie illegal für den BPRS und wurde Ende 1935 wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« verhaftet. Nach 1945 wurde Elfriede Brüning Mitglied der SED und arbeitete in der SBZ zunächst journalistisch. Seit 1950 lebt sie als freischaffende Schriftstellerin in Berlin. Die Auswahl aus den von 1930 bis 2007 geführten Korrespondenzen zeigt die Autorin im Austausch mit (befreundeten) Schriftstellern, mit literarischen Mentoren, Kritikern, Verlegern und Lektoren. Wichtige, immer wieder aufgegriffene Themen sind u.a. Möglichkeiten des Schreibens in der NS-Zeit, Literatur im Exil und in der »inneren Emigration«; Widerstand und Terror in Nationalsozialismus und Kommunismus; die Arbeit des BPRS in der Illegalität nach 1933, DDR-Literatur und Zensur, Diskussionen um den ästhetischen Anspruch von Unterhaltungsliteratur.

Band 16: Nomadische Existenzen

Walter Fähnders (Hg.):
Nomadische Existenzen. Vagabondage und Boheme in Literatur und Kultur des 20. Jahrhunderts
Essen: Klartext 2007, 151 S.

Der Band thematisiert »nomadische« Existenzen und Selbststilisierungen im Sinne der Vagabondage und der Boheme, die sich außerhalb der bürgerlichen Normen halten und teilweise gegen sie wenden. Es geht um Existenzweisen des Nicht-Sesshaften, das sich durch Grenzüberschreitungen und durch innere oder intellektuelle Entgrenzungen bestimmt. Sei es aus Überzeugung oder aus schierer Not – stets führt eine solche Entgrenzung in Gebiete, die zunächst keine eindeutige Verortung des Subjekts mehr zulassen: Wanderung, Reise, Flucht, Emigration, Migration. Was dann jeweils anderswo vorgefunden, ist Gegenstand der Beiträge. Diese Suchbewegungen führen zu neuen Selbstbestimmungen, die Altes und Neues, Eigenes und Fremdes vermischen, amalgamieren, hybridisieren. Mithin ist eine solche Vagabondage auch ein Weg, der Chancen neuer Identitätsstiftung, neuer Selbstbestimmung eröffnet. Forciert formuliert: Ohne derartige Entgrenzungen keine Utopie. Dass dies auch durchaus leidvolle Prozesse einschließt, die mit Elend, Gewalt und Scheitern verbunden sein können, verdeutlicht ein Blick auf Emigration und Migration des letzten Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart.

Band 15: Arbeit – Kultur – Identität

Dagmar Kift / Hanneliese Palm (Hg.):
Arbeit – Kultur – Identität. Zur Transformation von Arbeitslandschaften in der Literatur
Essen: Klartext 2007, 228 S.

Massenarbeitslosigkeit und ein rasanter Abbau von Industriearbeitsplätzen kennzeichnen den tief greifenden gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre. Wie setzt sich die Gegenwartsliteratur damit auseinander? Worin unterscheidet sie sich von der historischen Literatur der Arbeitswelt, die sich immer schon auch mit Arbeitslosigkeit und Arbeitsverweigerung beschäftigt hat? Welche Rolle spielen Literatur und Kunst in der Bildung und Abgrenzung von Gruppenidentitäten? Wie behandeln die Migrations- und die Vagabundenliteratur diese Themen? Was halten die Betroffenen in autobiografischen Werken dazu fest? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Symposions, das der Wissenschaftliche Beirat des Fritz-Hüser-Instituts im März 2006 im LWL-Industriemuseum veranstaltete. Der Tagungsband schlägt einen Bogen von der proletarischen Literatur der Weimarer Republik zur Auseinandersetzung der Gegenwartsliteratur mit (Nicht-)Arbeit in der »New Economy«, wirft einen Blick auf regionale Identitäten und setzt die Nachkriegs-Literatur der Arbeitswelt in Beziehung zur neuen Kulturpolitik des Ruhrbergbaus und zum sozialistischen Aufbau im Osten Deutschlands.

Band 14: In der Stadt der Parolen

Beata Paškevica (Hg.):
In der Stadt der Parolen. Asja Lacis, Walter Benjamin und Bertolt Brecht
Essen: Klartext 2006, 336 S.

Die biografische Studie stellt die theaterästhetischen Positionen der Regisseurin und Kritikerin Asja Lacis in den Mittelpunkt. Besonders daraus ergeben sich die vielfältigen kulturvermittelnden Beiträge für das Werk Walter Benjamins und Bertolt Brechts, auf die sie eine erhebliche Faszination ausübte. Die Untersuchung lässt neben der Erforschung der biografischen und ästhetischen Zusammenhänge auch die eigentümliche Faszination spürbar werden, die von Asja Lacis ausgegangen ist. Allerdings lässt sich ihre Bedeutung nicht auf biografische bzw. persönliche Einflüsse reduzieren, sondern die Theatermacherin hat als Mittlerin zwischen den Kulturen auch inhaltlichen Einfluss auf die schriftstellerische und dramatische Arbeit der deutschen Autoren gehabt. Asja Lacis war als gebürtige Lettin mit der lettischen, deutschen und russischen Kultur vertraut. Sie war Mitautorin, Hauptfigur und Adressatin von Texten Walter Benjamins und gehörte zu Brechts Mitarbeiterkreis. Darüber hinaus beeinflusste sie die Brecht-Rezeption in der jungen Sowjetunion.

Band 13: Die Schalmei

Werner Hinze (Hg.):
Die Schalmei. Vom Kaisersignal zum Marschlied von KPD und NSDAP
Essen: Klartext 2003, 331 S.

Die Schalmei hat als mythenumwobenes Instrument die Kämpfe zur Zeit der Weimarer Republik begleitet. Erstmalig werden hier chronologisch die Spielpraxis und das Musikrepertoire der Schalmei-Spieler, des kommunistischen Roten Frontkämpferbundes, dargestellt. Dieser war Teil einer Frontkämpferkultur, die das öffentliche Leben der Weimarer Republik in hohem Maße bestimmte und deren Mitglieder sehr häufig das Lager wechselten. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Kultur war die Übernahme der Tradition der kaiserlichen Armee, die sich in den meisten dieser paramilitärisch agierenden Verbände nachweisen lässt: in keinem aber war sie so ausgeprägt vorhanden wie im RFB. Es zeigt sich, dass linke (kommunistische) und rechte (nationalsozialistische) Verzweigungen dieser Frontkämpferkultur ein erstaunliches Maß an gleicher militärischer Selbstverständlichkeit und Symbolik aufwiesen, die sich jedoch nicht allein im Sinne des Totalitarismus gleichsetzen lassen. Der Autor entlarvt darüber hinaus die in der Vergangenheit allzu häufig vorgenommene Ideologisierung des Begriffs »Arbeiterlied«. Er zeigt mit seiner begrifflichen Neubestimmung einen Ausweg aus dem Dilemma. Um der Bedeutung der damaligen Frontkämpferverbände, die aus vier bis fünf Millionen meist ehemaliger kaiserlicher Soldaten rekrutiert wurden, gerecht zu werden, erweisen sich die neuen Begriffe »Frontkämpferlied« und »Soldatenkampflied« auch als brauchbar zur Analyse des Liedgebrauchs der anderen Verbände jener Epoche.

Band 12: Bruno Schönlank

Andrea Teubel (Hg.):
Bruno Schönlank. Ein Dichter der Großstadt
Essen: Klartext 2004, 239 S.

Bruno Schönlank (1891–1965) hat von Form und Inhalt her die Revolutionierung des Theaters für die Ziele der SPD und Gewerkschaften in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mitbewirkt. Mit seinem Sprechchor-Theater drückte er die sozialen und politischen Umwälzungen in Deutschland aus, schrieb außer einem Roman, Gedichten und Märchen auch Hörspiele u.a. für das damals neue Medium des Rundfunks und gehört mit seinen Kantaten und Bewegungschören zu den Vorgängern der Musical-Kultur unserer Tage. Dies Buch stellt diesen im vergangenen Jahrhundert einflussreichen und beliebten Autor in einem vorangestellten Lesebuch mit Auszügen aus seinen Werken und Briefwechseln vor. Der zweite Teil bringt das Bestandsverzeichnis des literarischen und biographischen Nachlasses – bisher unveröffentlichte Briefe u.a. von Willy Brandt, Felix Fechenbach, Max von der Grün, Leo Kestenberg und Thomas Mann.

Band 11: Die Büchergilde Gutenberg

Robert Höffner / Hanneliese Palm (Bearb.):
Die Büchergilde Gutenberg. Nachlass Dreßler 1879–1999
Essen: Klartext 2002, 116 S.

Die Geschichte der Büchergilde Gutenberg, eine der bedeutendsten Buchgemeinschaften des 20. Jahrhunderts und bekannteste Buchgemeinschaft der Arbeiterbewegung spiegelt sich im Nachlass Dreßler, zu dem das Fritz-Hüser-Institut hier das Findbuch vorlegt. Bei dem Nachlass Bruno und Helmut Dreßler handelt es sich um einen Verlegernachlass, bei dem anders als bei Autorennachlässen nicht so sehr einzelne Schriftsteller(innen) im Mittelpunkt des Interesses stehen, sondern der Verlag als solcher, als Verwirklichung einer verlegerischen Idee und als Herstellungs- und Verbreitungsmedium für Literatur. Das hier vorliegende Findbuch soll ermöglichen, sich selbst ein authentisches Bild der reichhaltigen und spannenden (Vor-)Geschichte der Büchergilde Gutenberg zu machen, die u.a. durch Protokolle, Satzungen, Zeitschriften, Festschriften, typografische Arbeiten und Arbeitsproben dokumentiert werden soll.

Band 10: Sprache und Literatur an der Ruhr

Konrad Ehlich / Wilhelm Elmer / Rainer Noltenius (Hg.):
Sprache und Literatur an der Ruhr
2., erw. und überarb. Aufl. Essen: Klartext 1997, 240 S.

Im Ruhrgebiet ist so stark wie sonst selten im deutschen Sprachgebiet die Literatur eine intensive Verbindung mit der Industrialisierung eingegangen, was andernorts allenfalls noch in Berlin und in Sachsen zu beobachten war. Es ist deshalb nicht zufällig, dass vom Ruhrgebiet und dem umliegenden Nordrhein-Westfalen entscheidende Impulse zur Entwicklung der deutschsprachigen Literatur der Arbeitswelt ausgingen. Eine spezifische Aufgabe nimmt in diesem Zusammenhang das „Fritz-Hüser-Institut“ in Dortmund wahr. Der hier vom Institut herausgegebene Band verfolgt das Ziel, Beiträge zur wissenschaftlichen Erforschung von Sprache und Literatur an der Ruhr einem größeren interessierten Publikum vorzustellen und die regionalen Besonderheiten des Ruhrgebiets herauszustellen.

Band 9: Die Presse der sozialen Bewegungen 1918–1933

Aiga Seywald:
Die Presse der sozialen Bewegungen 1918–1933. Linksparteien, Gewerkschaften, Arbeiterkulturbewegung, Anarchismus, Jugendbewegung, Friedensbewegung, Lebensreform, Expressionismus
Essen: Klartext 1994, 465 S.

Eine wichtige Quelle zum Verständnis einer Zeit sind für die Tagesaktualität verfasste Zeitungs- und Zeitschriftenartikel. Bibliotheken hüten solche Schätze; auch für die Zeit der politischen Umbrüche 1918–1933. Aber dem Historiker oder dem an einer Nachlese Interessierten fehlt häufig der »mundgerechte« Zugang. Einen solchen bietet dieses Verzeichnis mit seinen kommentierenden Bemerkungen und Registern für die in drei Dortmunder und Bochumer Instituten vorhandenen Bestände: 1200 deutschsprachige Periodika der Arbeiterbewegung, ihrer linksbürgerlichen Sympathisanten und sozialer Sekten. Im Einzelnen finden sich hier: Parteien, Gewerkschaften (auch konservative), Arbeiterkultur, Arbeitersport, Expressionismus (soweit nicht rein literarisch, sondern mit politischem Anspruch), linke Jugendbewegung, Pazifismus, christlicher Sozialismus und kirchliche Arbeitervereine, Lebensreformer, Siedler und Physiokraten, Sozialrebellen und Landstreicher. Auch Betriebszeitschriften wurden aufgenommen, soweit sie einen Einblick in Arbeitsalltag und organisierte Freizeit der Betriebsangehörigen bieten.

Band 8: Die Geschichte der Büchergilde Gutenberg

Jürgen Dragowski:
Die Geschichte der Büchergilde Gutenberg in der Weimarer Republik 1924–1933
Essen: Klartext 1992, 247 S.

Die Büchergilde Gutenberg zählt zu den institutionellen Gründungen der Arbeiterbewegung, die sich als Ergänzung bzw. Alternative zu bürgerlich-kapitalistischen Organisationen verstanden. Ihr organisatorischer Aufbau sowie ihr verlegerisches Konzept bildeten die Grundlage großer Leistungen bei der Verbreitung fortschrittlicher Lektüre zu erschwinglichen Preisen. Das Buch rekonstruiert die neunjährige Geschichte der Büchergilde Gutenberg in der Weimarer Republik. Dabei geht es um ihre organisatorische Struktur und um die kultur- und bildungspolitischen Intentionen sowie deren verlegerische Umsetzung. Ein größerer Abschnitt beschäftigt sich mit dem Gildenautor B. Traven. Als Förderer und Kritiker der gewerkschaftlichen Buchgemeinschaft hatte er viele Jahre großen Anteil an der positiven Entwicklung der Gilde. Neben organisatorischer Struktur und inhaltlicher Ausrichtung zählte die künstlerische Buchgestaltung zu den charakteristischen Kennzeichen der gewerkschaftlichen Buchgemeinschaft.

Band 7: Arbeiterkultur im gesellschaftlichen Konflikt

Dagmar Kift:
Arbeiterkultur im gesellschaftlichen Konflikt. Die englische Music Hall im 19. Jahrhundert
Essen: Klartext 1991, 240 S.

Forschungen zur Arbeiterkultur sind in Deutschland meist Forschungen zur Kultur der organisierten Arbeiterschaft. In diesem Buch steht dagegen mit der Music Hall, der englischen Variante des Varieté, eine kommerzielle Einrichtung im Mittelpunkt. Die Music Hall griff Elemente der Volkskultur auf und passte sie an die Bedürfnisse einer wachsenden städtischen Industriearbeiterschaft nach Geselligkeit, Gastronomie und Unterhaltung an. Darüber hinaus propagierte sie Werte und Verhaltensweisen, mit denen die Arbeiter und Arbeiterinnen sich identifizieren und gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen abgrenzen konnten. Deshalb entwickelte sich die Music Hall zur sowohl populärsten als auch umstrittensten Institution der englischen Arbeiterkultur. Die Autorin macht zum einen deutlich, wie eine kommerzielle Einrichtung dazu beitragen konnte, das Bewusstsein der Arbeiterschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu prägen. Zum andern gelingt es ihr, durch eine Untersuchung der Kontroversen um die Music Hall Arbeiterkultur in einen größeren Zusammenhang zu stellen und neue Erkenntnisse zum Verhältnis von Arbeiterschaft, Gesellschaft und Staat zu gewinnen.

Band 6: Arbeitersport im Spannungsfeld der Zwanziger Jahre

Herbert Dierker:
Arbeitersport im Spannungsfeld der Zwanziger Jahre. Sportpolitik und Alltagserfahrungen auf internationaler, deutscher und Berliner Ebene
Essen: Klartext 1990, 278 S.

Der politisch-ideologische Differenzierungsprozess innerhalb der Arbeiterbewegung, der national und international während des Ersten Weltkrieges einsetzte, beeinflusste auch die Arbeitersportorganisationen. Ihnen gelang es nicht, die Einheit in Form einer parteiübergreifenden Organisation zu wahren. Dieser Spaltungsprozess vollzog sich jedoch weder gleichförmig noch gleichzeitig. Schon seit Beginn der 1920er Jahre existierten zwei gegnerische internationale Arbeitersportorganisationen. In deutlichem Gegensatz dazu stand die Entwicklung in der deutschen Arbeitersportbewegung, die trotz vielfältiger Konflikte und ideologischer Differenzen die endgültige Trennung in zwei sich bekämpfende Organisationen bis 1928 vermeiden konnte. Eine zentrale Bedeutung für den Bruch hatten die Differenzen in der Reichshauptstadt. In der Berliner Arbeitersportbewegung waren die Kräfteverhältnisse völlig anders als im Reichsgebiet. Die Mehrheit der Arbeitersportler dort gehörte nicht zuletzt aufgrund der politischen Ereignisse in der Reichshauptstadt zur kommunistisch orientierten Opposition. Daraus ergaben sich scharfe Konfliktlinien, die trotz kurzfristiger Scheinlösungen und einer Phase der Annäherung schließlich zur Spaltung der deutschen Arbeitersportbewegung führten.

Band 5: Schreiben in der Fremde

Ulrike Reeg:
Schreiben in der Fremde. Literatur nationaler Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland
Essen: Klartext 1988, 288 S.

Die Untersuchung eröffnet einen neuen Zugang zur Literatur nationaler Minderheiten, die von der etablierten Wissenschaft, aber auch vom Kulturbetrieb insgesamt in ihrer Entwicklung und Funktion kaum wahrgenommen wurde. Die Autorin richtet ihr Interesse auf die verschiedenen Phasen in der Entwicklung der Migrationsliteratur als Mittel im Selbstverständigungsprozess ausländischer Minderheiten. Die Migrationsliteratur hat immer auch in einem interessanten Spannungsverhältnis zur bundesrepublikanischen Arbeiterliteratur gestanden. Für die Autorinnen und Autoren steht im Vordergrund die Schaffung einer eigenen, multinationalen Literatur, die sich weder an Konzepte von Arbeiterliteratur anlehnt, noch im eingeschränkten Rahmen einer »Gastarbeiterliteratur« wirksam sein will.

Band 4: Politisches Lied heute

Karl Adamek:
Politisches Lied heute. Zur Soziologie des Singens von Arbeiterliedern
Essen: Klartext 1987, 228 S.

Pete Seeger, der legendäre amerikanische Volkssänger, wurde 1986 gefragt, ob das Singen im Zeitalter der Popmusik noch eine Bedeutung habe: »Ja, ich glaube, daß die Bedeutung des Gesangs sogar noch gewachsen ist. DuBois, ein schwarzer Gelehrter, sagte einmal: ›Ich nenne ein Land nicht reich, wenn es in ihm Millionäre gibt.‹ Genauso beurteile ich den musikalischen Reichtum einer Nation nicht danach, wieviele Virtuosen es dort gibt, sondern welcher Teil der Bevölkerung selbst Musik macht, eine Melodie summt, pfeift, ein Instrument spielt, überhaupt Spaß am Musizieren hat.« Karl Adamek hat 700 Metallarbeiterjugendliche danach befragt, welche Bedeutung für sie das gemeinsame Singen von Liedern der Arbeiterbewegung hat. Um dem erlebnisorientierten Ansatz der Untersuchung gerecht zu werden, umfasst die Darstellung nicht nur eine Analyse dieser Befragung, sondern das Buch dokumentiert ausführlich Gruppendiskussionen, Interviews und Ergebnisse der teilnehmenden Beobachtung. Dabei widmet Adamek dem Zusammenhang von Arbeitsalltag, gewerkschaftlichen Aktivitäten und der sozialen Bedeutung des Singens seine besondere Aufmerksamkeit. Das in diesem Prozess entwickelte Lesebuch »Lieder der Arbeiterbewegung« erreichte bisher eine Auflage von 130.000 Exemplaren.

Band 3: Mythos, Arbeit, Wirklichkeit

Anita Overwien-Neuhaus:
Mythos, Arbeit, Wirklichkeit. Leben und Werk des Bergarbeiterdichters Otto Wohlgemuth
Köln: Prometh 1986, 248 S.

Otto Wohlgemuth (1884–1965) galt zu Lebzeiten als der »Dichter des Bergbaus« innerhalb der klassischen Arbeiterdichtung. Die vorliegende Monographie beschreibt umfassend sein Leben und Werk im Kontrast zur von Wohlgemuth selbst eingeleiteten Mythisierung seines Lebenswegs, die weiteste Verbreitung fand. Diese Arbeit zeigt exemplarisch die Bedingungen, unter denen ein Dichter aus der Arbeiterschaft im 20. Jahrhundert arbeiten und publizieren musste. Wohlgemuths Werk – Gedichte und Novellen – wird in seiner Entwicklung vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik erfasst. Die historische und soziale Wirklichkeit des Bergmannsdaseins wird dabei ebenso ausführlich dargestellt wie das dichterische Umfeld, in dem sich diese Entwicklung vollzog. Erstmals wird nachgewiesen, welche Bedeutung Otto Wohlgemuth für die Wiederbelebung der Bergbau- und Industrieliteratur nach dem Zweiten Weltkrieg und für die Gründung der Gruppe 61 gehabt hat: Er repräsentiert die Kontinuität der Arbeiterdichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Band 2: Laienspiel und Massenchor

Uwe Hornauer:
Laienspiel und Massenchor. Das Arbeitertheater der Kultursozialisten in der Weimarer Republik
Köln: Prometh 1985, 275 S.

Die Arbeiterkulturbewegung war neben Partei und Gewerkschaft die dritte Säule der Sozialdemokratie in der Weimarer Republik. Kultur im proletarischen Lebenszusammenhang sollte die Arbeiter gefühlsmäßig an die politischen Ziele der sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaft binden. Die »Kultursozialisten« schufen dazu ein verbreitetes Netz von Arbeiterkultur- und Bildungseinrichtungen und entwickelten eine spezifische Form der Arbeiterfestkultur, die dem drohenden Utopieverlust der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung positive Lebensinhalte und -ziele entgegensetzen sollte. Proletarische Geselligkeit entfaltete sich in Spiel und Sport. Es entstand eine lebendige und umfangreiche Arbeiterlaienspielbewegung, die das Unterhaltungsbedürfnis der Arbeiter mit tradierten Volksspielformen befriedigte, aber auch mit den neuen Formen der Massenfestspiele, den Sprech- und Bewegungschören, große Popularität erlangte. Nach 1933 adaptierten die Nationalsozialisten die Arbeiterfestkultur, vor allem den Sprechchor, und nicht zuletzt deshalb geriet das proletarische Laienspiel 1945 in Vergessenheit.

Band 1: Bruno Schönlank

Jon Clark:
Bruno Schönlank und die Arbeitersprechchorbewegung
Köln: Prometh 1984, 256 S.

Damals haben die Chöre der Arbeiterbewegung die Sorgen, Nöte, Ängste aber auch Hoffnungen der arbeitenden Menschen zum Dreh- und Angelpunkt ihrer künstlerischen Laienarbeit gemacht. Groß war die Arbeitersprechchorbewegung. Ein Motor dieser Sprechchorbewegung war ihr Mitbegründer: der sozialdemokratische Arbeiterdichter Bruno Schönlank. Er war Verfechter der Idee einer eigenen proletarischen Kultur und trug dazu bei, dass die SPD-Kulturorganisationen der Weimarer Republik ein Theater mit proletarischen Züge entwickeln, fördern und verwirklichen konnten. Mit den Sprech- und Bewegungschören verwirklichten Hunderte bis Tausende von Mitspielern- und Sprechern der Arbeiterkulturbewegungen (bes. Arbeiterjugend, Arbeitersänger, Arbeitersportler) ein Laientheater, indem sie ihr Schicksal nach Krieg, Revolution, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit nicht individuell, sondern klassenspezifisch adäquat, nämlich kollektiv gestalteten. Dieser Band widmet sich jenem fast vergessenen Stück des Arbeitertheaters.

Ausstellungskataloge

Neben der damaligen FHI-Schriftenreihe (Untertitel: »Forschungen zur Arbeiterliteratur«) erschien in den Jahren 1980 bis 2006 parallel, ebenfalls hg. von Rainer Noltenius, die Reihe »Ausstellungskataloge zur Arbeiterkultur«.

Band 12: Brecht och Tombrock i svensk exil

Rainer Noltenius (Hg.):
Brecht och Tombrock i svensk exil. Ord och bild i samverkan

Utgiven under medverkan av Eva Meyer och Volker Zaib. Stockholm: Bilda Förlag 2006, 159 S. Översättning Ingegärd Martinell. Denna bok innehåller i bilder och dokument ett till stor del okänt stycke av Bertolt Brechts liv och verk från den tid då han på flykt undan nazisterna måste gå i exil: hans vänskap och arbetsgemenskap med konstnären Hans Tombrock, hans »farlige vän« i svensk exil.

Band 11: Bertolt Brecht und Hans Tombrock

Rainer Noltenius (Hg.):
Bertolt Brecht und Hans Tombrock. Eine Künstlerfreundschaft im skandinavischen Exil
Hg. unter Mitarbeit von Eva Meyer und Volker Zaib. Essen: Klartext 2004, 159 S.

Zwei Künstler aus Deutschland – der eine Dichter, der andere Maler – werden durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten ins Exil gezwungen. Vieles ist über Brechts Werk und Biografie bekannt. Über seine Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit mit Hans Tombrock viel zu wenig. In diesem Buch werden zahlreiche bisher unbekannte künstlerische Bilddokumente dieser Zusammenarbeit erstmals zugänglich gemacht.

Band 10: Hans-Karl Steffen

Raimund Pfundtner (Hg.):
Hans-Karl Steffen. Grimmige Idyllen – Malerei des Ruhrgebiets
Essen: Klartext 2000, 120 S.

Das Buch zur Ausstellung enthält neben einleitenden Beiträgen die autobiografische Erzählung „Hänschen“ und Ausschnitte aus Nachtgesprächen – bebildert mit Skizzen und Sinnsprüchen des Malers Hans-Karl Steffen – und einen ausführlichen Katalogteil mit 88 Farbabbildungen.

Band 9: Gibt es ein Leben ohne Arbeit?

Rainer Noltenius (Hg.):
Gibt es ein Leben ohne Arbeit? Arbeitslosigkeit in Kunst und Medien – Mangel und Hoffnung
Hg. unter Mitarbeit von Volker Zaib. Essen: Klartext 2000, 160 S.

Die gegenwärtige Diskussion über Arbeit und Arbeitslosigkeit kreist in Politik und Wirtschaft fast ausschließlich um die Zukunft der immer geringer werdenden Erwerbsarbeit und erweckt die Illusion, die Arbeitslosigkeit könne bei Fortbestehen unserer Arbeitsplatzverteilung abgeschafft werden. Hier soll auf die gewachsene und weiter wachsende Zeit und Lebenszeit ohne Arbeit als Chance für die Gesellschaft hingewiesen werden. Die zunehmende Produktivität unserer Wirtschaft kann für die Humanisierung des Lebens aller genutzt werden. Das macht freilich die Kritik am alten Arbeitsethos nötig und eine völlige Neubewertung der freigesetzten Zeit nicht mehr nur als Bedrohung, sondern als große Chance für unsere Gesellschaft.

Band 8: Illustrierte Geschichte der Arbeiterchöre

Rainer Noltenius (Hg.):
Illustrierte Geschichte der Arbeiterchöre
Essen: Klartext 1992, 173 S.

Das Arbeiterlied hat innerhalb der Arbeiterbewegung eine doppelte Funktion gehabt: Einerseits diente es der Selbstbestätigung, wenn in großen politischen Versammlungen, bei Demonstrationen, Streiks usw. Lieder gesungen wurden, die die Solidarität der Arbeiter untereinander bekräftigten. Zum anderen dienten die Lieder auch einer wichtigen Funktion nach außen hin, nämlich deutlich kenntlich zu machen, dass die singenden Arbeiter eine eigene politische, soziale und auch künstlerische Motivation hatten. In diesem Band versammeln sich Texte zu den historischen Entwicklungen der Arbeiterchorbewegung in Deutschland am Beispiel des Deutschen Arbeiter-Sängerbunds, die auch mittels Regionalstudien und einer illustrierten Geschichte der Arbeiterchöre verdeutlicht werden.

Band 7: Alltag, Traum und Utopie

Rainer Noltenius (Hg.):
Alltag, Traum und Utopie. Lesegeschichten – Lebensgeschichten
2., überarb. Aufl. Essen: Klartext 1989, 173 S.

Für wen werden Romane und Filme gemacht? Für Leser, Kinogänger und Fernsehzuschauer, – für jeden von uns. Wer steht aber im Mittelpunkt des Interesses von Büchern, Zeitschriften und Ausstellungen? Die Produzenten von Romanen und Filmen: Schriftsteller, Filmemacher, Vermittler, Schauspieler, Verlage etc. Dieses Buch möchte die Leser, Kinogänger und Fernsehzuschauer in den Mittelpunkt stellen. Die Beschäftigung mit der Lebens- und Lesegeschichte von vier Rezipienten soll zeigen, welche Bedeutung Literatur und Filme für ihre jeweilige Lebenssituation haben, denn es sind die Rezipienten, die die von ihnen aufgenommen Medien erst konkretisieren.

Band 6: Tatort Arbeitsplatz

Harry Böseke / Ursula Lessig (Hg.):
Tatort Arbeitsplatz. 15 Jahre Werkkreis Literatur der Arbeitswelt
Dortmund: Fritz-Hüser-Institut 1985, 79 S.

Anlässlich des fünfzehnjährigen Bestehens des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt möchte die vorliegende Broschüre all jenen, die an der Arbeit des Werkkreises interessiert sind, Gelegenheit geben, einen Überblick über die Entwicklung des Werkkreises zu erhalten und die Funktionsweise des Werkkreises kennenzulernen. Darüber hinaus enthält die Broschüre eine vollständige Bibliographie der Werkkreis-Veröffentlichungen, die vor Mai 1985 erschienen sind.

Band 5: Arbeitersport in Deutschland

Diethelm Blecking (Hg.):
Arbeitersport in Deutschland 1893–1933
Köln: Prometh 1983, 68 S.

Zwischen 1893 und 1933 gab es in Deutschland den Arbeitersport. Diese Organisation zählte vor ihrer Zerschlagung durch die Nationalsozialisten bis zu 1,5 Millionen Mitgliedern, besaß eine eigene Bundesschule und verlegte sechzig Zeitungen und Zeitschriften mit einer Gesamtauflage von 800.000 Exemplaren. Die Arbeitersportler kritisierten den Hochleistungssport und seine Kommerzialisierung. Sie gaben dem Breitensport Vorrang vor dem Leistungssport. Sie traten für die Gleichberechtigung der Frau im Sport ein und sahen die Solidarität als wesentliches Ziel des Sports an, der ein wichtiger Teil der Arbeiterkultur in Deutschland war.

Band 4: Revolte im Kasperhaus

Ernst-Friedrich Suhr / Regina Weinkauff (Hg.):
Revolte im Kasperhaus. Ein Lesebuch in Dokumenten und Bildern zum Puppentheater der Arbeiterjugendbewegung
Köln: Prometh 1983, 96 S.

Die Machtübernahme der Nazis vernichtete auch ein Stück Kinderkultur: das Puppentheater der Arbeiterjugend. In den 60er Jahren erwachte das Interesse am Arbeitertheater, aber das Theater der Arbeiterjugend blieb weithin unbeachtet, vor allem seine beliebteste Figur: der »Rote Kasper«. Die Experimente Benjamins, Piscators, des Bauhauses und der Dadaisten mit dem Puppentheater hatten auf die Arbeiterjugend wenig Einfluss. Unabhängig davon entwickelte sie, in Auseinandersetzung mit dem traditionellen Kasper ihre eigene »Revolte im Kasperhaus«. Diese 1933 unterbrochene Geschichte des »Roten Kasper« wird im vorliegenden Band mit unbekannten, z.T. erstmals gedruckten Texten und Bildern dokumentiert.

Band 3: Den Arbeitern aller Länder eine Sprache!

Den Arbeitern aller Länder eine Sprache! Zur Geschichte der Internationalen Arbeiter-Esperanto-Bewegung 1903–1983
Dortmund: Fritz-Hüser-Institut 1983, 15 S.

Die Geschichte der Arbeiterkultur ist gegenüber der politischen und gewerkschaftlichen Geschichte der Arbeiterbewegung von Historikern stark vernachlässigt worden. Dies änderte sich erst zunehmend in den letzten Jahren, insbesondere auf den Gebieten des Arbeitertheaters und des Arbeitersports. Doch ein Gebiet, das weiterhin übersehen, bzw. nur am Rande erwähnt wird, ist die internationale Arbeiter-Esperanto-Bewegung, die versuchte, eine über Landesgrenzen hinweg geltende und gemeinsam geteilte Verkehrssprache einzuführen. Der hiesige Band gibt einen Überblick über das achtzigjährige Bestehen jener Bewegung und stellt hierbei wichtige historische Marker heraus.

Band 2: Werkkreis Literatur der Arbeitswelt

Werkkreis Literatur der Arbeitswelt. Zehn Jahre Werkstatt Dortmund
Dortmund: Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur 1980, 15 S.

In diesem Band wird anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Werkstatt Dortmund eben jene exemplarisch herausgegriffen, um aufzuzeigen, wie Werkstätte des Werkkreises entstehen, wie in einem derartig geschaffenen Rahmen die Zusammenarbeit von Schriftsteller-Gruppen abläuft, welche soziale Herkunft und welche literarische Produktivität ihre Mitglieder aufweisen und wie Werkstatt-Mitglieder durch gängige und neue Verbreitungswege versuchen, auch mehr Arbeiter und Angestellte zu erreichen.

Band 1: Die Dortmunder Arbeiter-Sport- und Kulturbewegung

Wilhelm Bürger und die Dortmunder Arbeiter-Sport- und Kulturbewegung
Dortmund: Institut für deutsche und ausländische Arbeiterliteratur 1980, 15 S.

Innerhalb der Arbeiterkultur nimmt der Arbeitersport für den Arbeiter eine zentrale, wenn nicht gar die wichtigste Stelle ein. Der hier vorliegende, aus dem Nachlass von Wilhelm Bürger entstandene Band ermöglicht es, den Arbeitersport in Relation zu einem Großteil der Arbeiterkultur-Bewegung zu stellen und bietet einen Einblick in die kulturelle Praxis des Arbeitersports vor der Übernahme des nationalsozialistischen Regimes 1933.

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