Historisches Dortmund
Denkmal der modernen Architektur: Neues Stadthaus feiert 70. Geburtstag
Jede*r Dortmunder*in kennt den großen Gebäudekomplex am Friedensplatz: das Stadthaus. Das "Neue Stadthaus" feiert 2024 seinen 70. Geburtstag.
Wer an der Kreuzung Neutor steht, sieht es sofort: das markante und trotzdem filigran wirkende, rot geklinkerte Hochhaus. Ob Fahrzeugpapiere erneuern, Wohngeld beantragen oder Reisepass abholen – im Stadthaus kann man viele Angelegenheiten erledigen. Das elfstöckige Gebäude und sein kleiner Bruder entlang der Kleppingstraße wurden 1954 als das Neue Stadthaus eingeweiht und begehen ihren 70. Geburtstag.
Der Bau stand seinerzeit symbolisch für den Wunsch Dortmunds, die City großzügig und neu zu entwerfen, nachdem im Zweiten Weltkrieg vieles zerstört wurde. Es sollte ein Aufbruch in eine blühende Zukunft sein, als moderne Großstadt mit einer fortschrittlichen Verwaltung. Das Neue Stadthaus ist dabei nur ein Teil des Gebäudekomplexes. Dieser besteht heute aus insgesamt acht aneinandergereihten und miteinander verbundenen Gebäudeteilen, inklusive der Berswordthalle, die nach und nach in unterschiedlichen Jahrzehnten entstanden.
Der älteste Teil, das Alte Stadthaus am Friedensplatz, in dem heute fast jeden Tag Ehen geschlossen werden, stammt aus dem Jahr 1899. Ein so besonderes Gebäude, dass es in den 1990er-Jahren sogar einige Male als Filmkulisse diente. Gedreht wurden Szenen für die Serie „Balko“ oder den Film „Schnapper“ mit Horst Krause.
Altes Stadthaus orientiert sich an mittelalterlichem Rathaus
Das Alte Stadthaus im Stile des Historismus entstand nach einem Entwurf von Stadtbaurat Friedrich Kullrich. Er gilt als einer der bedeutendsten Stadtbaumeister Dortmunds. Kullrich orientierte sich bei der Gestaltung des Alten Stadthauses an Formen des mittelalterlichen Rathauses, das bis zum Kriegsende am Alten Markt stand. Mit der fortschreitenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs Dortmunds Wirtschaft und mit ihr die Zahl der Einwohner*innen. Das ließ auch die Kommunalverwaltung immer größer werden. Und so entstand im Laufe der Jahrzehnte im Straßenraum zwischen Beten-, Kleppingstraße und Olpe und Friedensplatz der Komplex aus acht Gebäuden.
Das Stadthaus im Wandel der Zeit
10.12.2024Seit 1996 steht das Neue Stadthaus unter Denkmalschutz. Ein Jahr danach beschloss der Rat der Stadt den Umbau und die Renovierung des gesamten Stadthaus-Komplexes. Das äußere Erscheinungsbild blieb dabei weitgehend erhalten. Neu ins Bild kam 2002 die Berswordthalle. Sie verbindet das Alte mit dem Neuen Stadthaus, beherbergt Gastronomie und frisch umgebaute Ladenlokale. Die Halle wird regelmäßig für Ausstellungen genutzt. Der Name Berswordt stammt übrigens von einer der ältesten Familien der Führungsschicht im mittelalterlichen Dortmund.
Portal an der Kleppingstraße zeigt Facetten Dortmunds
Ein besonderes architektonisches Detail des Neuen Stadthauses ist ein großes Tor an der Kleppingstraße, durch das man in den Innenhof gelangen konnte. Das Portal besteht aus mehreren unregelmäßigen Edelstahlblechen, die miteinander vernietet und mit Reliefs verziert sind. In der Mitte oben ist eine Eule zu sehen, die den Rat und die Verwaltung der Stadt symbolisieren soll. Der Adler, das Wappentier der Stadt, ist unten angebracht. Die übrigen Reliefs zeigen die damals bedeutenden, vor allem wirtschaftlichen Facetten Dortmunds: Bergbau, Maschinenbau, Eisenverhüttung, Bierbrauerei, eine Schmiede, den Verkehr und das Vermessungswesen. Ähnliche Motive finden sich auch auf der kunstvollen Bleiverglasung im Erdgeschoss des Gebäudes am Südwall. Der ehemals am Haupteingang Südwall positionierte, in Granit gemeißelte Dortmunder Schutzpatron St. Reinoldus fand am Durchgang von der Berswordthalle zur Kleppingstraße ein neues Zuhause.
Zur Anschauung erhalten sind auch alte Auskunfts- und Pförtnerlogen sowie Teile eines alten Paternosters (Personen-Umlaufaufzug), der im Gebäude an der Olpe in Betrieb war. Auch im Hochhaus am Südwall gab es zwei. Manche Dortmunder*innen werden sich vielleicht noch an die etwas holprige Fahrt erinnern. Die permanent umlaufenden Kabinen drehten sich vom Keller bis zum Dach und wieder zurück, ohne anzuhalten – gewöhnungsbedürftig und nicht ganz ungefährlich. 2006 wurde der Paternoster dann stillgelegt.
Auch nach 70 Jahren Vergangenheit ist das Neue Stadthaus noch für die Zukunft gerüstet. Und die vielen Angestellten der Stadtverwaltung im Gebäude arbeiten jeden Tag für eine gute Zukunft dieser Stadt.