Nordstadt
Spaziergang zum 125. Hafen-Geburtstag: Wir haben den Kanal lange noch nicht voll
Hier schwappt die Stimmung über: Am kommenden Samstag feiert der Dortmunder Hafen im Rahmen des traditionellen „Hafenspaziergangs“ seinen 125. Geburtstag. Europas größter Kanalhafen macht Dortmund zur „Seestadt“ - zum Jubiläum wird er zur Party- und Kulturhochburg.
Hoch soll er leben, dreimal hoch. Drei Meilensteine stehen für Dortmunds Anfänge als Hafenstadt. „Sie zeigen, in welchem Tempo das riesige Wasserbauwerk Formen annahm“, sagt Hafen-Chefin Bettina Brennenstuhl. „Am 9. Oktober 1895 fand der erste Spatenstich statt, am 9. März 1899 lief das erste Schiff ein und am 11. August desselben Jahres wurde der Dortmunder Hafen feierlich eingeweiht.“
Der letzte Termin hat einen festen Ankerplatz im Dortmunder Geschichtsbuch, denn Kaiser Willhelm II. reiste eigens zur Einweihung an. „Eine skurrile Angelegenheit“, nennt Wirtschaftshistoriker Klaus-Peter Ellerbrock das damalige Mega-Ereignis.
Der Kaiser kam zu kurz
„Obwohl sich die Stadt in großem Stil herausgeputzt hatte, war die kaiserliche Visite schon nach gut dreistündigem Aufenthalt beendet und er fuhr zu Krupp auf die Villa Hügel. Das eigens eingerichtete Kaiserzimmer im Alten Hafenamt hat Wilhelm II. nie betreten.“
Zu seiner Eröffnung hatte der Dortmunder Hafen zunächst lediglich fünf Hafenbecken (Kanalhafen, Stadthafen, Südhafen, Kohlenhafen, Petroleumhafen). Weitere fünf (Schmiedinghafen, Marxhafen, Mathieshafen, Hardenberghafen und Industriehafen) kamen bis 1914 hinzu.
„Mit einer Gesamtinvestition von einer Milliarde Euro gemessen an heutiger Kaufkraft waren der Bau des auf die Bedürfnisse der Montanindustrie ausgerichteten Dortmund-Ems-Kanals und des Dortmunder Hafens eines der größten europäischen Infrastrukturprojekte des 19. Jahrhunderts“, erklärt Dr. Ellerbrock.
Und der Hafen war Voraussetzung und Garant für die Entwicklung Dortmunds zur Industriemetropole. Ohne Hafen würden wir heute vielleicht nicht vom Ruhrgebiet, sondern vom „Rheingebiet“ sprechen.
Dr. Ellerbrock: „Es war eine notwendige Standortoptimierung vor allem für die ortsansässige Stahlindustrie, die schon Abwanderungsgedanken an den Rhein hegte.“
Rekordwelle nach dem Krieg.
Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg gewann der Hafen in der Wirtschaftswunderzeit wieder schnell an Bedeutung und erreichte 1960 mit 6,8 Millionen Tonnen seinen bisher größten Jahresumschlag.
Längst ist der Hafen heute ein modernes Logistik-Zentrum, ein bedeutender, vielfältiger Wirtschafts-Standort, ein wichtiges Sport- und vor allem Freizeit-Areal. Und der Hafen hat den Kanal noch lange nicht voll. Erst in der vergangenen Woche dockte ein aufwendig restaurierter Kran als neues Hafen-Schmuckstück an prominenter Stelle an – einzigartig. Direkt am Ufer entsteht das Hafenquartier Speicherstraße, die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung (DEW21) und die Deutschen Gasrußwerke wollen am Hafen ein gemeinsames Projekt zur Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse realisieren. Das Kooperationsprojekt LOG4NRW zur Verlagerung von Lkw-Verkehren auf die Schiene. Weitere Projekte von Hafenanliegern sind beispielsweise das Green Steel Logistics Hub der Firma Rhenus, ein geplantes Schwergut-Hub des Unternehmens Deufol oder das geplante ICE-Werk Dortmund-Hafen der Deutschen Bahn
Leinen los zur Hafen-Sause!
Am kommenden Samstag kommt zwar kein Kaiser, aber der Hafen putzt sich trotzdem heraus und man kann sich königlich amüsieren: Ab 14 Uhr heißt es: Leinen los zur großen Hafen-Sause! Das Programm aus den Bereichen Kunst, Kultur, Soziales und Wirtschaft bietet an insgesamt rund 50 verschiedenen Orten einen bunten Mix an Livemusik, Kultur, Kulinarischem, Mitmachangeboten und informativen Führungen. Bettina Brennenstuhl: „Allein schon über seine Versorgungsfunktion ist der Hafen eng mit dem Alltag der Menschen verknüpft – das wollen wir beim Hafenspaziergang an verschiedenen Stellen veranschaulichen.“ Hier geht’s zum Hafenspaziergang-Programm.
- Größe: Gesamt 1,7 Mio. qm, davon Wasserfläche 35 ha, 10 Hafenbecken
- Uferlänge 11 km • Wassertiefe 3,50m, Abladetiefe 2,80m
- Schiffsgüterumschlag rund zwei Mio. Tonnen/Jahr
- 160 Unternehmen mit 3.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Hafengebiet
- Unternehmensstruktur: Umschlag- und Speditionsunternehmen, Industrie und Gewerbe
- Hauptumschlaggüter: Baustoffe, Container, Eisen und Stahl, Mineralöle, Schrott, Kohlen und Koks Die Grundstücke im Sondergebiet Hafen sind in Gänze vermietet und verpachtet
- Jährliche Abführung der Erbpacht- und Mieterträge in Höhe von rd. 5 Mio. Euro an den städtischen Kernhaushalt
- Gewinnabführung der Dortmunder Hafen AG für das Jahr 2023 an DSW21 rd. 3,7 Mio. Euro.
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