DSW 21
Zwischen Fahrplan und Familienzeit: Weihnachten als Stadtbahnfahrer
Wenn andere an Weihnachten Geschenke auspacken und im Kreis der Familie zusammensitzen, sitzt Norbert Malich in der Führerkabine der Stadtbahn. Der 64-Jährige fährt seit 32 Jahren für die Dortmunder Stadtwerke und in diesem Jahr auch wieder an den Feiertagen.
Norbert Malich ist gelernter Bohrwerkdreher, arbeitete im Stahlbau und ließ sich später zum Technikinformatiker umschulen. 1993 kam er zu den Stadtwerken Dortmund und machte dort die Fahrschule für die Stadtbahn. „Wir fahren alle Strecken“, sagt er. Meistens sind es zwei bis drei Linien am Tag, „das hält wach“.
Familienmensch mit Feiertagsschicht
Privat ist er ein Familienmensch mit einem Sohn und zwei Töchtern, die alle in Dortmund leben. Trotzdem verbringt er Weihnachten nicht immer mit ihnen. „Meine Kinder sind schon erwachsen, da finde ich es nicht so schlimm, an Weihnachten nicht dabei zu sein. Die freien Tage überlasse ich lieber den Kolleginnen und Kollegen mit kleinen Kindern.“
Sein Dienstplan für die Feiertage steht noch nicht ganz fest: Am ersten und zweiten Weihnachtstag ist er von etwa 7 bis 16:30 Uhr im Dienst. Ob er an Heiligabend fährt, ist noch offen. „Vielleicht habe ich frei, vielleicht übernehme ich noch einen Dienst – ich habe mich ja freiwillig gemeldet.“ Den Abend will er auf jeden Fall mit der Familie bei seinem Sohn verbringen, nach der Schicht oder schon früher.
Weihnachten in der Bahn – damals und heute
In mehr als drei Jahrzehnten hat Norbert Malich viele Feiertage in der Bahn erlebt. „Früher waren an Weihnachten weniger Menschen unterwegs“, erinnert er sich. Heute zieht es mehr Leute in Restaurants, Kneipen oder in die Innenstadt. „Damals hat man die Zeit mehr mit der Familie verbracht.“ Besonders an Heiligabend fällt ihm etwas auf: „Da sitzen vermehrt Männer in den Bahnen Richtung Innenstadt – wahrscheinlich, um auf den letzten Drücker noch Geschenke zu besorgen“, beschreibt er schelmisch.
Die Adventszeit empfindet er als stressig. „Da ist es sehr voll, die Menschen sind gestresst und auf der Jagd nach Geschenken.“ An den Feiertagen selbst wird es ruhiger, die Fahrgäste seien dann entspannter.
Nähe zu Fahrgästen fehlt
Was Norbert Malich vermisst, ist der direkte Kontakt zu den Fahrgästen. „Früher sind die Passagiere vorne eingestiegen und haben ihr Ticket beim Fahrer gekauft.“ Es gab kurze Gespräche, ein „Frohe Weihnachten“ oder einen kleinen Schoko-Weihnachtsmann. Auch die alten oberirdischen Strecken durch die Innenstadt waren für ihn besonders. „Das war schon sehr witzig, die Kolleginnen und Kollegen in der Freizeit am Glühweinstand zu entdecken“, erinnert er sich.
Heute sitzt er in modernen Bahnen mit viel Technik. Die Arbeit ist anspruchsvoll geblieben, auch wenn die Elektronik fortgeschritten ist. „Leider plagt mich die Arthrose in den letzten Jahren immer mehr.“ Besonders in den Fahrzeugen der Linien U43 und U44 kann er die Beine schlecht ausstrecken. „Deshalb erkennt man mich daran, dass ich an den Stationen auch gelegentlich mal aufstehe.“
In unserer News finden Sie Informationen zu den Fahrplänen der DSW21 rund um Weihnachten und den Jahreswechsel.
Unterwegs in Dortmund – auch privat
Auch privat ist Norbert Malich viel mit Bus und Bahn unterwegs. Er wohnt in Lötringhausen, das Auto bleibt oft stehen. „Auf kurzen Strecken setze ich doch nicht extra das Auto in Bewegung“, sagt der 64-Jährige. Bei gutem Wetter steigt er lieber aufs Rad, die Bewegung tut seinen Knien gut.
Ganz ohne Weihnachten geht es im Betriebshof nicht. „Am 23. Dezember machen wir ein Weihnachtsfrühstück mit den Kolleginnen und Kollegen.“ Dann ist Zeit für Austausch, bevor die Feiertage auf den Schienen beginnen.
Blick in den Ruhestand
Noch zwei Jahre hat Norbert bis zur Rente. Sein Wunsch: in Arbeitsteilzeit wechseln und Schritt für Schritt in den Ruhestand gleiten. Bis dahin steuert er seine Bahn weiter durch Dortmund – zuverlässig, aufmerksam und mit einem sicheren Gefühl dafür, was seine Fahrgäste und die Kolleginnen und Kollegen brauchen.
Text: Beate Hassel
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